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Liquiditätssuche gescheitert: Signa Holding beantragt Insolvenz

?Signa Holding, die zentrale Gesellschaft im Handels- und Immobilien-Imperium von René Benko, beantragt Insolvenz. Alle Versuche, in letzter Minute noch im Nahen Osten und bei Hedgefonds Liquidität aufzubringen, sind letztlich gescheitert.

Aus dem warmen Geldregen eines Staatsfonds in letzter Sekunde wurde es leider nichts: Jetzt steht die Insolvenz der Signa Holding an.
Aus dem warmen Geldregen eines Staatsfonds in letzter Sekunde wurde es leider nichts: Jetzt steht die Insolvenz der Signa Holding an.© Carsten Reisinger / stock.adobe.com

Es ist zwar nicht die erste Insolvenz im Signa-Universum, aber doch ein herber Rückschlag für den Schulabbrecher und Selfmade-Milliardär, der sein Portfolio von Trophäen-Immobilien gerne mit dem des Vatikans und der englischen Krone verglich. Die Geschäftsführung der Signa Holding erklärte, sie stelle den Antrag am Mittwoch beim Handelsgericht Wien mit dem Ziel, eine Sanierung in Eigenverwaltung durchzuführen. “Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden”, heißt es in der Mitteilung, aus der Bloomberg News zitiert.

Von null auf hundert
Benko hatte in den letzten zwei Jahrzehnten ein Milliardenvermögen mit Immobilien wie den Luxuskaufhäusern KaDeWe und Selfridges, dem Art-Déco-Wahrzeichen Chrysler Building in Manhattan, aber auch Kaufhausketten wie Galeria Karstadt Kaufhof aufgebaut. Steigende Zinsen, fallende Bewertungen sowie strukturelle Änderungen bei Gewerbeimmobilien haben ihn in den letzten Monaten jedoch zusehends in die Enge getrieben.

Die Signa Holding kontrolliert — auch über weitere Zwischengesellschaften — die Edel-Sparte Signa Prime, der die wertvollsten Projekte und Gebäude gehören, den kleineren Bauträger Signa Development, sowie weitere Firmen wie die Handelssparte Signa Retail. Eine Tochter der Signa Prime hat bereits am Freitag in Berlin Insolvenz angemeldet, der Online-Sporthändler Signa Sports United schon im letzen Monat.

Benko und andere Miteigentümer könnten mit Verlusten konfrontiert werden
Aufschlüsselung der Besitzverhältnisse der Signa Holding und anderer Signa-Gesellschaften

Was Eigenverwaltung bedeutet, so sie bewilligt wird
Sollte dem Antrag auf Eigenverwaltung vom Gericht stattgegeben werden, könnte das Management der Signa Holding weiter in gewissem Umfang die Geschäfte selbst führen, allerdings unter Aufsicht eines Insolvenzverwalters. Am Ende muss ein Sanierungsplan stehen, der es ermöglicht, binnen zwei Jahren mindestens 30 Prozent der Forderungen zu begleichen, und der die Zustimmung einer Mehrheit der Gläubiger gewinnt.

Auf Expansion ausgerichtet selbst dann, als andere auf die Bremse traten
Benko hatte auch in den letzten zwei Jahren, als einige Immobilienfirmen schon anfingen, einen Gang zurückzuschalten, immer noch einen draufgesetzt, berichtet Bloomberg. In London kaufte er gemeinsam mit dem thailändischen Konzern Central Group für rund vier Milliarden Pfund den Luxustempel Selfridges. In Hamburg erhielt er die Baugenehmigung für den auf fast eine Milliarde Euro budgetierten Elbtower.

Undurchsichtige und verschachtelte Struktur
Die Struktur der Gruppe habe die Bemühungen um Not-Liquidität in den letzten Wochen nicht einfacher gemacht, will Bloomberg von Informanten erfahren haben. Unter den Investoren, die Benko in den letzten Wochen angesprochen hatte, waren die Staatsfonds des Emirats Abu Dhabi (Mubadala Investment) und des Königreichs Saudi-Arabien (Public Investment Fund), sowie zwei Spezialfonds für in Schwierigkeiten geratene Firmen, Attestor Capital und Elliott Investment Management.

Schlag für die gesamte eropäische Gewerbeimmobilienbranche
Die Folgen der Insolvenz werden der gebeutelten europäischen Gewerbeimmobilienbranche einen weiteren Schlag versetzen. Mögliche Notverkäufe könnten die Bewertungen noch weiter nach unten drücken.

Die potenzielle finanzielle Ansteckung könnte sich aber in Grenzen halten
Das größte Engagement bei Signa sind Bankkredite für Akquisitionen und Entwicklungsprojekte wie den Elbtower. Diese Kredite sind häufig durch die Immobilie gesichert, was bedeutet, dass die Banken gut aufgestellt sind, um Verluste auszugleichen. Die EZB war in den letzten Monaten bereits hinter den Banken her, um ausreichende Vorsorgen und realistische Bewertungen der Sicherheiten anzumahnen, wie Bloomberg berichtet hat.

Engagement bei Signa von ausgewählten Finanzinstituten
Benko hat vor allem im deutschsprachigen Raum Geld geholt.

Allein in Österreich sind laut der Gläubigervertretung Kreditschutzverband von 1870 rund 390 Unternehmen mit der Signa verbunden, die meisten von ihnen Projektgesellschaften. “Aus heutiger Sicht ist es seriös nicht einschätzbar, ob weitere Gesellschaften der Signa-Gruppe einen Insolvenzantrag stellen werden und es zu einem Dominoeffekt kommen wird”, so Karl-Heinz Götze, Leiter Insolvenz des Verbands.

Thailändische Central Group könnte Schlüsselrolle im weiteren Verfahren spielen
Der Handelskonzern hat sich bereits die Kontrolle über die Betreibergesellschaft von Selfridges gesichert, indem er Anfang des Monats ein Darlehen in Eigenkapital umgewandelt hat. Er ist außerdem zusammen mit Benko Miteigentümer der Schweizer Globus-Kette und des Berliner KaDeWe und hat erklärt, dass er hinter seinen europäischen Investitionen stehe. (kb)

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