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LGIM-CIO Sonja Laud über die Risiken eines Taper Tantrum 2.0

Ob höhere Preissteigerungsraten die Zentralbanken auf den Plan rufen und diese mit Liquiditätsentzug oder gar höheren Zinsen die Haussen am Renten- und Aktienmarkt beenden könnten, analysiert Sonja Laud, Anlagechefin bei Legal & General Investment Management (LGIM).

Sonja Laud, Chief Investment Officer bei Legal & General Investment Management (LGIM): „Inflation ist ein Schlüsselthema, das wir sorgfältig im Blick behalten."
Sonja Laud, Chief Investment Officer bei Legal & General Investment Management (LGIM): „Inflation ist ein Schlüsselthema, das wir sorgfältig im Blick behalten."© LGIM

„Inflation ist ein Schlüsselthema, das wir sorgfältig im Blick behalten. Aktuell rechnen wir jedoch mit einem anhaltenden Inflationsdruck frühestens 2022. Wir glauben, dass die Zentralbanken willens und in der Lage sind, einen deutlichen Anstieg der Anleiherenditen auf kurze Sicht zu verhindern. Dieses Szenario würde wahrscheinlich den Aktienmärkten Auftrieb geben und die Anleihe-Spreads verengen, trotz relativ unattraktiver Startbewertungen", erklärt Sonja Laud, Chief Investment Officer bei Legal & General Investment Management, in einem aktuellen Marktkommentar.

Taper Tantrum könnte sich wiederholen
Sollten die Renditen weiter steigen, so könnte sich das „Taper Tantrum“ von 2013 wiederholen, ausgelöst durch die Angst der Anleger vor einer Rücknahme der lockeren Geldpolitik. Auch dies könnte zu einer scharfen Korrektur an den Kredit- und Aktienmärkten führen, doch Laud gehet davon aus, dass die Zentralbanken mit Worten und letztendlich auch mit Taten eingreifen würden.

Kurzfristig höhere Inflation wäre gefährlich
Für weniger wahrscheinlich erachtet es Laud, dass die Inflation infolge anhaltend positiver Wirtschaftsdaten kurzfristig anzieht. In diesem Fall dürften die Zentralbanken ihre Unterstützung begrenzen. Eine solche Verkürzung des Konjunkturzyklus könnte Assets in Gefahr bringen, die in den letzten Monaten von sehr lockeren Liquiditätsbedingungen profitiert haben. Die jüngst erlebte Volatilität bei Rohstoffen, Technologieaktien und sogar Bitcoin könnte ein Vorgeschmack sein.

Mit ihrer fiskalpolitischen Reaktion konnten die Zentralbanken Laud zufolge zwar das Virus nicht direkt bekämpfen. Aber sie konnten die Zinssätze auf Null senken und aggressive Ankaufprogramme auflegen, um die Märkte zu stabilisieren, das Vertrauen der Unternehmen zu stärken und die Finanzierungskosten für die Regierungen niedrig zu halten. "Diese Maßnahmen waren richtig – selbst im Nachhinein ist nicht ersichtlich, was sie anderes hätten tun sollen", hält Laud fest.

Hoffnung auf Normalität
Der Weg zurück aus diesen Maßnahmen werde großen Einfluss auf das Erreichen der Inflationsziele haben. Und er wird eine rasche Erholung von der Pandemie voraussetzen, damit die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen kann.

Die Impfkampagne dürfte das US-Wachstum ausreichend stärken, damit die Federal Reserve noch in diesem Jahr das Niveau ihrer Wertpapierkäufe zurückfahren kann. Zinserhöhungen vor 2023 sind Laud allerdings unwahrscheinlich. "Andere große Zentralbanken scheinen sogar noch weiter von solchen Schritten entfernt und dürften der Fed bei der Rücknahme der lockeren Politik hinterherhinken", erklärt Laud abschließend. (aa)

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