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LBBW: Zinsanstieg bremst sich selbst aus

Selbstregulierende Marktmechanismen haben den Anstieg der US-Staatsanleihe-Renditen in der laufenden Woche ausgebremst und somit den Rentenbären nach dem kräftigen Vormarsch der Vorwoche vorerst den Wind aus den Segeln genommen, schreibt Elmar Völker, Senior Fixed Income Analyst bei der LBBW.

Dabei befeuerte der Sprung der US-Langfristzinsen über wichtige Widerstandsmarken Sorgen zum einen vor Bremseffekten auf die US-Konjunktur und zum anderen vor neuen Turbulenzen in den Schwellenländern. Die Zinssorgen fallen zusammen mit einem von Moll-Tönen und Warnungen geprägten Konjunkturausblick des IWF: Es ist zwar wenig überraschend, dass der Währungsfonds seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft auf jeweils 3,7 Prozent für
2018 und 2019 gekürzt hat. Da der IWF jedoch just die Schwellenländerrisiken im Kontext von steigender Verschuldung und Handelskonflikten besonders hervorgehoben hat, wirkt der Zeitpunkt der Veröffentlichung verstärkend auf den Stimmungsdämpfer.

Zinssorgen lösen „Risk-off“-Reaktion aus, IWF warnt
Nach einer Phase relativer Sorglosigkeit, die sich vor allem am US-Aktienmarkt ausgebreitet hatte, werden die Marktteilnehmer in diesem Umfeld fast automatisch wieder sensitiver gegenüber den politischen Risikofaktoren. Hierein mischen sich zum Start der US-Berichtssaison Befürchtungen, dass die Auswirkungen des Handelskonflikts mit China zunehmend stärker auf die Unternehmensergebnisse durchschlagen könnten.

Hinzu kommt, dass sich die atmosphärischen Verspannungen zwischen den USA und China zuletzt eher intensiviert zu haben scheinen, was die Hoffnung auf eine Einigung vor dem Jahresende, wenn die USA mit einem weiteren Anziehen der Zollschraube drohen, gedämpft hat.

Rentenmarkt erhält Stütze durch Hoffnung auf „Powell Put“
China zog sich dabei jüngst durch eine weitere Lockerung der Finanzierungsbedingungen seitens der Notenbank den Unmut der Amerikaner zu. In der US-Regierung argwöhnt man trotz anderslautender Beteuerungen aus Peking, dass China hierdurch nicht zuletzt seine Währung schwächen will, um dem Druck steigender US-Zölle auszuweichen, während die US-Notenbank zugleich ihre Geldpolitik strafft. Hierzu passt, dass Trump seine Kritik am Fed-Kurs in der laufenden Woche verschärft hat. Die US-Währungshüter haben bisher stets unmissverständlich klargestellt, dass solche politischen Einwürfe keinen Einfluss auf ihre geldpolitischen Überlegungen ausüben. Hieran dürfte auch mit den jüngsten Tiraden Trumps nicht zu rütteln sein diese sind eher Wahlkampfgetöse und vorauseilende Schuldzuweisung: Falls die US-Konjunktur demnächst schwächelt, soll nicht Trumps irrlichternde Handelspolitik Schuld sein, sondern die „verrückten“ Zinsanhebungen der Fed.

Zuletzt gemischte Signale von der Makroseite für die Fed
Während die Inflation unter den Erwartungen blieb und mithin die Zinsspekulationen dämpfte, gab es aus dem US-Arbeitsmarktberichts für September zusätzliche Argumente für eine Fortsetzung des Zinserhöhungskurses. Zwar blieb der Stellenaufbau mit +131.000 auf den ersten Blick deutlich hinter den Erwartungen zurück, und der Lohnanstieg hat sich im Vorjahresvergleich leicht abgeschwächt. Witterungseffekte dürften jedoch das Jobplus nach Schätzungen der LBBW um rund 60.000 nach unten verzerrt haben, während der Lohnanstieg bei Betrachtung der weniger trägen 3M-Veränderungsrate tatsächlich eine weiter wachsende Dynamik andeutet.

US-Notenbank in der Zwickmühle
Für die Fed läuft es auf eine veritable Zwickmühle heraus. Das spiegelt auch die jüngste Marktentwicklung wider: Die aktuelle Fülle optimistischer Konjunktursignale erhöht einerseits die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei der geldpolitischen Straffung stärker aufs Gas treten muss. Diese Aussicht reißt andererseits jedoch die Aktienmärkte aus ihrer vormaligen Sorglosigkeit. Die Gefahr anhaltender Verwerfungen begrenzt wiederum die Leitzinsspekulationen – einige
Marktteilnehmer setzen in Anlehnung an die Politik des früheren Fed-Chefs Greenspan auf einen „Powell Put“ – und beflügelt die Nachfrage nach der Sicherheit von US-Staatstiteln. Für Letztere ergebe sich hieraus trotz des renten-bearishen Signals vom Arbeitsmarkt der erwähnte selbstregulierende Mechanismus, meint Elmar Völker. (kb)

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