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LBBW: Welche Erkenntnisse brachte das Jackson Hole Symposium 2017?

Auch wenn es weder von Yellen noch von Draghi neue geldpolitische Signale gab: Die fehlenden Aussagen werden vom Markt als "dovishes" Signal interpretiert und entsprechend eingepreist. Die LBBW erwartet aber für September ein wichtiges Signal seitens der Fed. Investoren sollten auf der Hut sein.

Investoren haben sich vom diesjährigen Jackson Hole Symposium mehr erwartet, die Erwartungen wurden vielfach enttäuscht. Trotzdem ist aber auch eine "Nichtaussage" eine Art von Nachricht und führt an den Märkten zu Reaktionen.

In der Vergangenheit wurde das jährliche Symposium der Federal Reserve Bank of Kansas City in den Bergen Wyomings bereits mehrfach als Plattform verwendet, um den Boden für geldpolitische Kursänderungen zu bereiten, erinnert die LBBW in einer Analyse zum Jackson Hole Symposium 2017. In diesem Jahr hätten sich jegliche Spekulationen auf neue geldpolitische Signale seitens der führenden Notenbanker aus den USA, Europa oder Japan dagegen als verfehlt erwiesen.

Draghi erstmals seit 2014 vor Ort
EZB-Chef Draghi, der erstmals seit 2014 nach Jackson Hole gereist war, und der japanische Notenbankchef Kuroda betonten laut LBBW lediglich, dass ihre bisherigen geldpolitischen Maßnahmen wirksam, deren Ziele jedoch noch nicht komplett erreicht seien.

Draghi konzentrierte sich ansonsten in seinen vorbereiteten Äußerungen auf den wachsenden globalen Widerstand gegen den Freihandel und mahnte Maßnahmen gegen eine zunehmende Ungleichheit an.

Yellen gegen Aufweichung der Regulierung
US-Notenbankchefin Yellen äußerte sich zum Thema Geldpolitik nur insofern, als sie „substanzielle Fortschritte“ bei der Erreichung des dualen Fed-Ziels (niedrige Arbeitslosigkeit, moderate Inflation) konstatierte.

Ansonsten beschränkte sich Yellen auf den vorab festgelegten Themenschwerpunkt „Finanzregulierung“ und bekräftigte hier ihre Opposition gegen ein massives Aufweichen der im Zuge der Finanzkrise beschlossenen strengeren Bankenregulierung – ein Schuss vor den Bug der Deregulierungsbestrebungen der neuen US-Regierung.

Dass Yellen in diesem Kontext – anders als zum Teil in vorangegangenen Äußerungen – nicht explizit auf die Gefahr von Überbewertungen an den Finanzmärkten einging, wurde am Markt als eher „dovishes“ Signal gewertet, betont die LBBW.

Der Markt reagierte
Die Rentenmärkte reagierten auf die (fehlenden) Signale aus Jackson Hole mit moderaten Gewinnen. Deutlicher war dagegen die Bewegung am Währungsmarkt, wo der Euro weiter deutlich zulegen und bei 1,1965 ein neues Jahreshoch zum Dollar erklimmen konnte. Hiervon profitiert wiederum der Goldpreis, während europäische Aktien unter der Euro-Aufwertung leiden.

Die Einschätzung der LBBW
"Marktbewegend war für manche Marktakteure offenbar nicht, was in Jackson gesagt wurde, sondern das, was nicht gesagt wurde", betont die LBBW. Dies betreffe zum einen den Umstand, dass Yellen darauf verzichtet hat, weitere Normalisierungsschritte (direkt oder indirekt) zu avisieren.

Die Bewegung am Währungsmarkt gründet mithin auf einer fortgesetzten Dollar-Schwäche. Zum anderen hat sich der EZB-Che nicht explizit besorgt über den festen Euro geäußert, was die Euro-Bullen offenbar als Ermutigung verstanden haben, ihre Positionen beizubehalten
oder auszubauen.

"Letztlich kann man lange philosophische Diskussionen darüber führen, was es bedeutet, wenn etwas nicht gesagt wird. Die Marktreaktion auf das Treffen in Jackson Hole stellt für uns vor allem einen Spiegel der vorherrschenden Marktstimmung dar, die mit Blick auf die US-Geldpolitik auf eine explizit „dovishe“ Haltung gepolt ist und entsprechend auf einen schwächeren Dollar. Alles, was diesem Bild nicht explizit entgegensteht, wird somit als Bestätigung der herrschenden Sichtweise interpretiert – die wir in diesem konkreten Fall aber nicht teilen", schreibt die LBBW.

Die Stuttgarter gehen unverändert davon aus, dass die US-Notenbank ihren geldpolitischen Normalisierungskurs in den nächsten Monaten fortsetzt – beginnend mit dem Start der Bilanz-Normalisierung, der laut LBBW-Einschätzung wahrscheinlich am 20. September verkündet wird – und mithin am Markt für eine Korrektur der ultra-flachen Kurve der Zinserwartungen sowie der sehr pessimistischen Position gegenüber dem Dollar sorgen dürfte. "Es ist jedoch zu konstatieren, dass es zunächst deutlicher Signale von der Inflationsseite bedarf, um diese Sichtweise auch wieder am Markt (und bei den Zweiflern in den Reihen der Fed) zu etablieren", schreibt die LBBW abschließend. (aa)

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