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LBBW kommentiert den „perfekte Sturm“ an den Märkten

Das Research der LBBW analysiert die Entwicklungen der letzten Tage und prognostiziert, wie Regierung und Zentralbank auf die Krise reagieren könnten.

© chaiyapruek / stock.adobe.com

Die Angst vor dem Coronavirus bzw. den davon ausgehenden wirtschaftlichen Folgen sorgte zuletzt dafür, die Rendite für zehnjährige Bunds derzeit wie ein Stein fallen. Am Montagvormittag stand sie bei -0,82 Prozent. Gegenüber dem Schluss vom Freitag sind das weitere neun Basispunkte Renditerückgang, berichtet das LBBW-Research. Ein Ende sei derzeit nicht wirklich abzusehen, ein baldiges Unterschreiten der -1 Prozent nicht ausgeschlossen.

Zu viel Öl im Markt
Das Ausscheren Russlands und die scharfe Reaktion Saudi-Arabiens hat dann aber laut LBBW „das Ölfass wortwörtlich überlaufen lassen“. Der beispiellose Rückgang der Ölnotierungen mache alle Inflationsprognosen zu Makulatur, sollte er von Dauer sein. Eine entsprechende Reaktion der Notenbanken werde dann nicht auf sich warten lassen. „Und um das Maß voll zu machen, flüchten derzeit alle Anleger aus Risikoassets hinein in die letzten sicheren Häfen, also vor allem US-Treasuries und Bundesanleihen. Die nächste große Wette dürfte die auf negative Renditen für zehnjährige US-Treasuries sein. Damit wäre dann die letzte Bastion am Rentenmarkt gefallen“, schreibt die LBBW.

Ausverkauf am Aktienmarkt
Seit seinen Hoch hat der DAX rund 23 Prozent verloren. Dies ist bereits deutlich mehr als im Mittelwert der "normalen" Krisen (-17%). Von einem absoluten Worst-Case-Szenario sind wir aber noch deutlich entfernt. Während der Dotcom-, der Finanz- und der Eurokrise sank der nämlich jeweils unter seinen Buchwert (aktuell 8.650) Punkte. Der Ausverkauf an den Aktienmärkten hat dabei zuletzt panikartige Züge erreicht, die Stimmung der Anleger ist auf dem Tiefpunkt. „Diese Konstellation könnte eine technische Erholungsbewegung begünstigen. Eine solche könnte jedoch auch noch eine Weile auf sich warten lassen, weil die Anleger derzeit fürchten, in das berüchtigte "fallende Messer" zu greifen“, meint die LBBW.

Euro wertet massiv auf, EZB gerät unter Zugzwang
Im mehr als nur turbulenten Marktumfeld hat auch der Euro massiv zum US-Dollar aufgewertet. Inzwischen werden für einen Euro über 1,14 US-Dollar bezahlt. Die EZB gerät derzeit gleich von drei Seiten unter Druck. Konjunkturfolgen von Corona werden dabei verstärkt von der Aufwertung des Euro, zudem sind die Inflationserwartungen massiv gefallen. Inzwischen preisen die 5Y5Y-Inflation-Swap-Forwards Inflationsraten von unter 1 Prozent ein - das erste Mal überhaupt, seit es diese Notierung gibt. Vermutlich dürfte die EZB diese Woche mit geldpolitischen Maßnahmen auf die jüngsten Turbulenzen reagieren, wobei laut Einschätzung der LBBW weitere Assetskäufe wahrscheinlicher sind als eine Senkung des Einlagesatzes um mehr als zehn Basispunkte.

Bundesregierung beschließt Konjunkturhilfen
Auf die Lage der Wirtschaft hat inzwischen auch die Bundesregierung reagiert. Nach Beratungen am Wochenende hat sie heute früh stützende Maßnahmen angekündigt, zu denen auch eine deutliche Senkung der Hürden für den Bezug von Kurzarbeitergeld gehören sowie ein milliardenschweres Investitionspaket. Allerdings dürfte diese Meldung in der vorherrschenden Panikstimmung an den Märkten zunächst ignoriert werden.

Bewegung in Richtung Risikoszenario
Alles in allem bewegen wir uns laut LBBW derzeit deutlich in Richtung unseres Risikoszenarios einer weltweiten Rezession. Zwar hatte dies die LBBW nach der letzten Prognoseanpassung dieses nur mit fünf Prozent Wahrscheinlichkeit angenommen. Aber die Ausbreitung des Corona-Virus in Italien, dazu die Möglichkeit einer ähnlichen Entwicklung (mit einer entsprechenden Beeinträchtigung des öffentlichen Lebens) auch in Deutschland hat die Lage weiter verschärft.

Neu dazugekommen ist der Preiskrieg am Ölmarkt. Dies führt zu einem Wiederaufleben von Deflationsängsten, mit entsprechenden Konsequenzen für die Geldpolitik. „Die im Risikoszenario genannten Ziele für die Bundrendite (-0,90%) und den DAX (9000) sind aus heutiger Sicht nicht mehr weit bzw. allzu weit entfernt“, befürchtet die LBBW. (aa)


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