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LBBW: E-Mobilität bringt Silber-Nachfrageschub

Das weltweite Angebot an Silber dürfte auch 2019 stagnieren. Auf der Nachfrageseite lässt das etwas schwächere Weltwirtschaftswachstum im kommenden Jahr ebenfalls keine hohe Dynamik erwarten. Auch bei den ETFs deutet momentan nichts auf einen stärkeren Appetit der Anleger auf Silberinvestments hin.

Dr. Frank Schallenberger rekapituliert die Entwicklung des Silberpreises 2018: "Im ersten Halbjahr 2018 bewegte er sich in einer relativ engen Bandbreite zwischen 16,00 und 17,50 US-Dollar pro Unze. Anfang Juli wurde die Trading-Range jedoch nach unten durchbrochen. Silber gab deutlich nach und fiel im September und November zeitweise sogar unter die Marke von 14 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Anfang 2016. Selbst das Neun-Jahres-Tief vom August 2009 bei 13,50 US-Dollar war damit nicht mehr weit entfernt." Der folgende Chart illustriert diese Entwicklung.

Silber in USD je Unze mit gleitenden Durchschnittslinien

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

Ein Grund für die Schwäche des Silberpreises war der Preiseinbruch bei Gold
Zwischen beiden Metallen herrscht in der Regel eine hohe Korrelation. Daneben dürften die Spekulanten für das Nachgeben des Silberpreises verantwortlich gewesen sein, vermutet Schallenberger; " Sie schraubten ihre Short-Positionen bis Anfang September auf den Rekordwert von knapp 105.000 Kontrakten. Dies entsprach 525 Millionen Unzen oder gut 60 Prozent der jährlichen Minenproduktion von Silber. Damit setzten die Spekulanten im September mit einem Volumen von über sieben Milliarden US-Dollar auf weiter fallende Silberpreise." Bis Mitte Dezember habe sich die Short-Position wieder bis auf knapp 47.000 Kontrakte deutlich reduziert.

Short-Position auf Silber im September 2018 mit neuem Rekord

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

Angebot stagniert
Die Angebotsseite bei Silber entwickelte sich zuletzt wenig dynamisch. Das Recycling von Altsilber dürfte aufgrund des relativ niedrigen Preisniveaus im Jahr 2018 auf rund 130 Millionen Unzen zurückgefallen sein. Dies wäre das siebente Jahr in Folge, in dem das Recycling-Volumen abnimmt. Solange der Silberpreis nicht deutlich ansteigt, dürfte sich an diesem Trend auch nicht viel ändern, sagt Schallenberger. Der Minen-Output an Silber habe sich seit dem Top im Jahr 2015 (895 Millionen Unzen) leicht ermäßigt. 2017 sei es vor allem in Guatemala, Australien, den USA und Argentinien zu einer deutlich geringeren Förderung gekommen. Für 2018 deuteten die Output-Daten der größten Silberminen wieder auf eine leicht höhere Minen-Produktion von rund 860 Millionen Unzen hin.

Nachfrage profitiert langfristig von Elektromobilität
Die Nachfrage nach Silber verlief 2018 eher schleppend. Silber-Schmuck dürfte mit rund 207 Mio. Unzen etwas weniger gefragt gewesen sein als 2017. Der Abwärtstrend bei Münzen und Barren hat sich vermutlich fortgesetzt. Mit nur 125 Millionen Unzen dürfte die Nachfrage in diesem Sektor auf den tiefsten Stand seit 2009 eingebrochen sein. Die industrielle Nachfrage sollte mit ca. 585 Millionen Unzen rund zwei Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Auch von Seiten der ETFs kamen in diesem Jahr keine Impulse auf die Nachfrage - die Silber-Bestände der ETFs sanken gegenüber dem Jahresanfang um Spekulanten im
September mit rekordhoher Short-Position rund 9 Millionen auf 515 Millionen Unzen.

Zwei Trends: Silberanteil pro Solarzelle sinkt, E-Mobilität lässt Silberverbrauch steigen
2019 dürfte die Silber-Nachfrage aufgrund etwas schlechterer konjunktureller Perspektiven kaum anziehen. Langfristig wird die Silber-Nachfrage durch Elektromobilität und Photovoltaik von zwei wichtigen Nachhaltigkeit-Trends beeinflusst. Obwohl die Wachstumsraten in der Photovoltaik weiter positiv sind, sinkt der Silberanteil pro Solarzelle durch technischen Fortschritt weiter ab. Im Jahr 2018 dürften rund 80 Millionen Unzen Silber in der Photovoltaik benötigt worden sein. Bis 2030 dürfte sich diese Menge auf rund 60 Millionen Unzen ermäßigen.

Ganz anders dürfte sich die Silber-Nachfrage in der Automobilbranche entwickeln. 2018 dürften in Sitzheizungen, Displays, Infotainment Systemen und silber-beschichteten Kontakten rund 52 Millionen Unzen in Automobilen verbaut worden sein. Vor allem der Trend zur Elektromobilität dürfte die Silber-Nachfrage der Automobilindustrie deutlich steigen lassen. In Autos mit Hybridantrieb und reinem Elektroantrieb wird nochmals deutlich mehr Silber benötigt, da Silber als das Metall mit der höchsten elektrischen Leitfähigkeit eine zentrale Komponente dieser Fahrzeuge darstellt. Bis 2030 dürfte die Automobilbranche rund 30 Millionen Unzen Silber für die Elektromobilität benötigen. Bis 2040 könnte der Silberbedarf, der auf Elektromobilität zurückzuführen ist, sogar bis auf 90 Milllionen Unzen ansteigen.

Silbernachfrage aus Photovoltaik und Elektromobilität (in Millionen Unzen)

Bei Photovoltail wird künftig weniger Silber verbaucht werden, bei der e-Mobility verhält es sich genau entgegengesetzt. So sinkt die kombinierte Silbernachfrage aus diesen beiden Trends zuerst, ehe sie dann später ansteigen wird.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

Schwache Nachfrage bremst Silber
"Der Silberpreis dürfte zwar im kommenden Jahr im Soge des vermutlich weiter anziehenden Goldpreises ebenfalls steigen – die Dynamik dürfte jedoch aufgrund der schleppenden Silbernachfrage abgebremst werden", schreibt Schallenberger und setzt fort: "Der technische Fortschritt dürfte in der Photovoltaik in den nächsten Jahren tendenziell für eine schwächere Silbernachfrage sorgen. Erst mittelfristig sollte dieser Trend vom relativ hohen Silberbedarf durch die Elektromobilität überkompensiert werden." (kb)

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