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LBBW-Chef Rainer Neske hebt Prognose an, sieht Milliardengewinn

Die LBBW steuert in diesem Jahr auf einen Vorsteuergewinn in Milliardenhöhe zu. Das hat Vorstandschef Rainer Neske in einem Interview mit Bloomberg News angekündigt. Bislang war die Bank von einem Ergebnis im “oberen dreistelligen Millionenbereich” ausgegangen.

LBBW-Chef Rainer Neske
LBBW-Chef Rainer Neske© LBBW

Das Kapitalmarktgeschäft will LBW-Chef Neske ausbauen und Immobilienfinanzierungen angesichts der aktuellen Marktentwicklung genau im Blick behalten. “Wir sind nach dem Rekordjahr 2022 weiter sehr gut unterwegs und rechnen für das laufende Jahr mit einem Gewinn vor Steuern von circa einer Milliarde”, so Neske im Interview mit Bloomberg News. Vergangenes Jahr hatte die LBBW ein Ergebnis von 901 Millionen Euro erzielt, hinzu kamen noch einmalige Bewertungseffekte von 972 Millionen Euro durch die Erstkonsolidierung der Berlin Hyp.

Mit dem Verlauf der Übernahme der Berlin Hyp sehr zufrieden
Die LBBW sei jetzt dabei, das Zahlenwerk und das Reporting für die Aufsicht weiter zu integrieren. Einen größeren Stellenabbau erwartet er nicht. “Das ist keine kostengetriebene Übernahme, bei der es um den Abbau von Doppelstrukturen geht”, sagte Neske. Vielmehr stehe hier die Ergänzung im Vordergrund. Es gebe nur wenige Überlappungen mit dem bestehenden Immobiliengeschäft der LBBW.

Weniger Immobilienneugeschäft
Angesichts des Marktumfelds erwartet er 2023 weniger Immobilienneugeschäft als im vergangenen Jahr. Steigende Zinsen, Konjunktursorgen und der Trend zum Homeoffice setzen bestimmte Ecken des Immobilienmarktes weltweit unter Druck. „Wir sind bei bestehenden Immobilienfinanzierungen sehr aufmerksam”, erklärte Neske. “Natürlich ist es ein zyklisches Geschäft, und wir sind solche Zyklen gewohnt.”

Risikovorsorge
Neske kündigte in der Immobilien-Risikovorsorge zusätzliche Maßnahmen an: ”Bisher haben wir vor allem Management-Adjustments im Corporate-Bereich angesetzt und werden das jetzt auch für Immobilienkredite machen.” Gemeint sind dabei pauschale Vorsorgen ohne konkrete Ausfälle.

Büros und Wohnen dominieren
Immobilien-Exposure der LBBW nach Nutzungsarten

Großes Potential sieht Neske im Kapitalmarktgeschäft
Hier hatte sich die Bank bereits stärker positioniert. Sie baute das Verwahrstellengeschäft durch einen Deal mit der Helaba aus und übernahm das Zins-, Währungs- und Rohstoff­management für Sparkassenkunden von der BayernLB, der Helaba und der ehemaligen HSH Nordbank. Letzteres Geschäftsfeld profitierte Neske zufolge von steigenden Zinsen und hoher Volatilität an den Märkten.

Syndizierungen und Kreditverbriefungen
Sowohl Syndizierungen als auch Verbriefungen von Krediten für die nachhaltige Transformation der Wirtschaft, also zum Beispiel für den Bau von Windparks und digitaler Netze, sieht Neske als Wachstumsfelder. “Das wird deutlich zunehmen. Einen Teil der Finanzierungen werden wir auf der eigenen Bilanz halten, einen großen Teil aber auch bei Investoren platzieren”, erklärte er.

Sparkassen-Zentralinstitut? Eher nicht...
Wenig Chancen sieht Neske offenbar für ein Sparkassen-Zentralinstitut, wie es von Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis schon seit längerem gefordert wird. „Es gibt in der Sparkassen-Finanzgruppe immer Potenzial für stärkere Zusammenarbeit unterhalb von Fusionen im Sinne eines Zentralinstituts”, sagte Neske. “Wir konzentrieren uns momentan darauf, die LBBW als Universalbank weiterzuentwickeln.”

Lob für die EZB
Lobende Worte fand Neske für die Europäische Zentralbank. Sie habe nach den Verlusten bei AT1-Anleihen der Credit Suisse Group gut reagiert und schnell erklärt, wie es sich mit den entsprechenden Papieren im Euroraum verhalte. “Der Credit-Suisse-Fall hat den AT1-Markt echt erschüttert”, sagte Neske. Er gehe aber davon aus, dass sich der Markt wieder und auch weiter öffnen werde. Für sein eigenes Haus macht er aktuell allerdings keine Notwendigkeit aus, hier aktiv zu werden, nachdem die LBBW in 2019 eine AT1-Anleihe über 750 Millionen Euro emittiert hatte. ”Damit sind wir gut ausgestattet”, sagte Neske. “Ich sehe derzeit keinen Bedarf für mehr AT1-Anleihen.“

Keine Home-Office-Einschränkungen
Wenig Handlungsbedarf sieht Neske auch beim Thema mobiles Arbeiten, nachdem andere Banken zuletzt die Zahl der erlaubten Homeoffice-Tage zurückgefahren hatten. Er sei zufrieden mit der Anwesenheit. „Von einem Zwang zur Rückkehr ins Büro, wie wir ihn bei einigen US-Banken gesehen haben, halte ich nichts”, sagte Neske. (kb)

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