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L/S-Hedgefondsmanager zeigen wenig Genie bei Auswahl ihrer Wetten (I)

Die traditionelle Hedgefondsstrategie "Equity Hedged", also Long- und Short-Aktienwetten geleveragt in einem Fonds zu vereinigen, hat nicht den von den institutionellen Kunden erhofften Puffer für die Baisse gebracht. Stockpicking-Genies sind diese Manager jedenfalls grosso modo keine.

© magele-picture / stock.adobe.com

Selbst in der Welt der Hedge-Fonds, die unter hohem Druck steht und hoch - Stichwort 2/20 - bezahlt wird, gilt der "Long-Short"-Stockpicker als etwas Besonderes. Dieser Stil, der vor sieben Jahrzehnten von Alfred Winslow Jones eingeführt wurde, gab den Hedgefonds ihren Namen. Sie wetten nicht nur darauf, dass ihre Lieblingsaktien steigen, sondern auch darauf, dass andere Aktien fallen (Leerverkäufe), und nutzen die Hebelwirkung, um ihre Gewinne zu steigern. Die Idee dahinter ist, dass ein Investor, der es versteht, sowohl gute als auch schlechte Unternehmen zu erkennen, gegen einen breiteren Marktrückgang abgesichert ist, solange seine Leerverkäufe stärker fallen als seine Kaufpositionen.

Große Namen, dicke Verluste year-to-date
Doch die Performance dieser Möchtegern-Genies ist gerade dann eingebrochen, wenn ihre Kunden sie brauchen, um den heftigsten Marktabverkauf seit mehr als einem Jahrzehnt abzufedern. Den von Bloomberg zusammengestellten Daten zufolge sind die Equity Hedge Funds in diesem Jahr um 15 Prozent gefallen. Tiger Global von Chase Coleman steht mit einem Verlust von fast 52 Prozent unter den großen Anbietern am schlechtesten da. Dan Sundheims D1 Capital Partners ist um 28 Prozent eingebrochen, und Ross Turners Pelham Capital hat 32,5 Prozent verloren. Bei Lone Pine Capital, von Steve Mandel geleitet, ist das firmenweite Vermögen um 42 Prozent auf 16,7 Milliarden US-Dollar eingebrochen.

Hedgefonds, eingeteilt nach Leistung
Anteil der Fonds nach Rendite im Jahr 2022 bis zum 22. September

Quelle: Bloomberg

Entmutigte Investoren ziehen Milliarden von US-Dollar aus Long-Short-Aktienfonds ab
Nach Angaben des Fondsdatensammlers eVestment wurden bis August 25 Milliarden US-Dollar abgezogen, so viel wie bei keinem anderen Hedgefonds-Stil in diesem Jahr. Die Nettoabflüsse über fünf Jahre haben 100 Milliarden US-Dollar überschritten. Long-/Short-Fonds dominieren zwar immer noch die vier Billionen US-Dollar schwere Branche mit einem Vermögen von etwa 683 Milliarden US-Dollar, aber sie stehen kurz davor, von den Multi-Strategie-Fonds überholt zu werden, die in mehrere Anlageklassen investieren und oft von Teams aus weniger bekannten, leichter austauschbaren Managern geleitet werden. Laut eVestment ist der Abstand zwischen den beiden Strategien bei den verwalteten Vermögen im August auf den niedrigsten Stand aller Zeiten geschrumpft, nämlich auf etwa 27 Milliarden US-Dollar, verglichen mit 235 Milliarden US-Dollar noch vor einem Jahr.

Quelle: eVestment

Im Sinkflug
Der Rückgang der Long-/Short-Equity Hedge-Fonds hat sich schon seit Jahren abgezeichnet, schreibt Bloomberg News. Ein Teil des Problems könnte darin bestehen, dass sich der Equity Hedged-Stil nach langen Jahren der Hausse das Hedging abgewöhnt hat. Diese Taktik vieler Manager wurde in einem Jahrzehnt niedriger Zinsen verfeinert und durch steigende Aktienkurse begünstigtn. Sie konnten mit gehebelten Wetten auf Highflyer-Aktien ordentlich Geld verdienen. Dennoch schnitten Aktien-Hedgefonds in starken Bullenmarktjahren wie 2013 und 2019 insgesamt schlechter ab als ein einfacher S&P 500 Indexfonds. Jetzt haben Portfolios mit Wachstums- und Technologiewerten und nur wenigen rudimentären Short-Positionen den größten Teil des Abwärtstrends am Markt mitgemacht.

Renditen von Aktien und Hedgefonds
Renditen in den beiden besten und schlechtesten Jahren für Aktien ab 2008


Quelle: Bloomberg

Zu gut bezahlt für mediokre Leistungen
"Wer hielt es für eine gute Idee, 20 Prozent des Gewinns an Leute auszuzahlen, die einfach nur in Tech-Aktien investiert haben?", sagt Andrew Beer, Gründer von Dynamic Beta Investments, das versucht, hedgefondsähnliche Renditen zu niedrigen Kosten zu replizieren, im Talk mit Bloomberg. "Die Gebührenstruktur der Hedgefonds war ein Traum für die Manager und ein Albtraum für die Investoren". (kb)

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