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Kommt Commerzbank dem Squeeze-Out bei Comdirect entscheidend näher?

Die Commerzbank befindet sich unterrichteten Kreisen zufolge in fortgeschrittenen Verhandlungen, um die Beteiligung eines aktivistischen Fonds an ihrem Online-Broker Comdirect Bank zu kaufen. Der Schritt soll die umstrittene Umstrukturierung der Bank beschleunigen.

Mit Petrus Advisers ist nicht gut Kirschen essen - das weiß nun auch die Commerzbank. 
Mit Petrus Advisers ist nicht gut Kirschen essen - das weiß nun auch die Commerzbank. © Alex Kraus / Bloomberg

Das Frankfurter Finanzhaus könnte eine Vereinbarung zur Übernahme des 7,5 Prozent-Anteils von Petrus Advisers in den kommenden Tagen oder Wochen bekanntgeben, erklärten mit dem Vorgang vertraute Personen gegenüber Bloomberg News. Der aktivistische Fonds hatte das vorherige Angebot der Bank als zu niedrig kritisiert. Seine Beteiligung an Comdirect hat derzeit einen Marktwert von 137,7 Millionen Euro.

Zweiter Versuch der Commerzbank zur Eingliederung von Comdirect
Noch sei keine endgültige Entscheidung gefallen und die Gespräche könnten noch immer scheitern, sagten die Informanten. Gelänge der Deal, würde die Beteiligung der Commerzbank an ihrer Direktbank-Tochter auf etwa 90 Prozent steigen. Es wäre der zweite Versuch in Richtung einer Komplettübernahme von Comdirect. Der erste Vorstoß über ein öffentliches Angebot scheiterte vor drei Wochen, da zu wenige Investoren ihre Aktien andienten. Die Übernahme der Online-Bank ist ein Eckpfeiler einer umfassenden Neuausrichtung, die Commerzbank-Chef Martin Zielke im September vorgestellt hatte. Dies erfolgte im Gefolge gescheiterter Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank.

11,44 Euro sind offensichtlich zu wenig
Im September hatte die Commerzbank ein freiwilliges öffentliches Erwerbsangebot in Höhe von 11,44 Euro für die restlichen 18 Prozent an ihrer Tochter angekündigt. Dem stand allerdings der Aktivist Petrus Advisers im Wege, der Comdirect-Aktien ansammelte und einen höheren Preis verlangte. Damit geriet die zügige Integration in Gefahr, die notwendig ist, um die von Zielke erhofften Kosteneinsparungen zu realisieren. Am ersten Handelstag des Neuen Jahres zu MIttag stand der Kurs bei 13,20 Euro je Comdirect-Aktie.

Kommt bald der Squeeze-Out?
Der Kauf von Petrus’ Anteil würde der Commerzbank rechtlich ein Squeeze-Out der übrigen Aktionäre ermöglichen und die Integration erleichtern. All dies hätte allerdings seinen Preis. Petrus Advisers schrieb in einer Stellungnahme Anfang Dezember, dass das Angebot der Commerzbank den fairen Wert der Online-Bank auf eigenständiger Basis nicht widerspiegele. Außerdem liege die Offerte deutlich unter dem aktuellen Comdirect Aktienkurs, erklärte der aktivistische Fonds weiter.

Falsche Taktik?
Die Commerzbank hätte in der Sache auch anders vorgehen können, deuteten manche Banker an. So hätte die Bank während des freiwilligen Übernahmeangebots einfach Aktien über den Markt kaufen oder Comdirect von der Börse nehmen können, um eine Einmischung aktivistischer Investoren zu verhindern.

Zielkes Turnaround-Plan stößt bei einigen seiner größten Aktionäre und den Aufsehern auf wachsenden Widerstand. Die angekündigten Kostensenkungen, einschließlich des geplanten Verkaufs der polnischen Tochtergesellschaft mBank, seien ihnen nicht weit genug gegangen, hieß es aus der Branche. (kb)

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