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Klettert der DAX auf 27.000 Punkte?

Peter E. Huber hält nicht viel von Börsenprognosen. Nachdem fundamentale, monetäre und markttechnische Indikatoren jahrzehntelang auf Börsenrelevanz untersucht wurden, kann man mit Fug und Recht sagen, dass es keine Zeitreihen gibt, mit denen man halbwegs zuverlässige Dax-Prognosen abgeben kann.

Peter E. Huber am Fonds Professionell Kongress
Peter E. Huber am Fonds Professionell Kongress© martinjoppen.de / FONDS professionell

Warum gibt es keine guten Prognosen? Nun, die Börsen sind extrem effizient. Peter E. Huber, Börsenurgestein und Fondsmanager bei Taunus Trust, führt aus: "Nicht nur sind sämtliche öffentlich bekannten Informationen schon in den Aktienkursen enthalten. Auch die Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich der weiteren Börsenentwicklung sind bereits in den Kursen beinhaltet. Dies ist wissenschaftlich nachgewiesen. Wie sich der DAX auf kurze und mittlere Sicht entwickelt, hängt daher von Ereignissen ab, die erst in der Zukunft eintreten und die man somit nicht vorhersehen kann. Es sei denn, man befindet sich im Besitz einer Kristallkugel."

Entscheidungen daher bewertungs- und nicht prognoseorientiert getroffen
Je nachdem, ob Börsen hoch oder niedrig bewertet sind, treffen Peter E. Huber und seine Kollegen bei Taunus Trust ihre Entscheidungen und hoffen, dass sich Unter- und Überbewertungen langfristig wieder ausgleichen (Mean Reversion). Peter E. Huber dazu: "Zwei Kennzahlen haben sich im Rahmen unserer Untersuchungen dabei als besonders wertvoll erwiesen, weil sie recht zuverlässig das Kurspotential von Börsen und Branchen auf Sicht von zwölf bis 15 Jahren anzeigen: Das Shiller-KGV und das Kurs/Buchwert-Verhältnis. So haben wir bereits 2013 ein Kursziel von 27.000 für den DAX im Jahr 2028 errechnet und den mittleren Kursverlauf (rot) definiert, um welchen der Index schwanken wird. In den letzten zehn Jahren schwankte der DAX überwiegend in dem genannten Bereich.

Quelle sämtlicher Charts: Taunus Trust

Langfristig sind wir alle tot!
Das könnte man jetzt denken. Doch auch kurz- bis mittelfristig identifizieren die Bewertungsindikatoren von Taunus Trust regelmäßig interessante Einstiegschancen in den Aktienmarkt aufgrund von attraktiven Bewertungen. Zu diesem Zweck hat Norbert Keimling, Kapitalmarktforscher bei Taunus Trust, ein Bewertungsdiagramm entwickelt. Wie man sieht, wiesen 2007, am Börsenhoch vor der Finanzkrise, fast alle Länder signifikante Überbewertungen auf.

Im Frühjahr 2009, am Börsentiefpunkt in der Finanzkrise, waren dagegen nahezu alle Länder stark unterbewertet.

Und wo stehen wir heute?
Wie man sieht, ergibt sich ein wesentlich heterogeneres Bild. Einige Märkte sind sehr hoch bewertet. Hier sticht insbesondere die Wallstreet ins Auge. Doch es gibt auch viele meist kleinere Börsen, die im historischen Vergleich mit einem Shiller-KGV von unter 15 und einem KBV von unter 1,5 recht attraktiv bewertet sind. Dazu gehören einige asiatische und osteuropäische Märkte.

Wallstreet Superstar
Viele Börsenexperten favorisieren weiter den US-Aktienmarkt, es hagelt Kaufempfehlungen. Verfügen die USA doch mit den „Glorreichen Sieben“ über einige hochkarätige Technologiewerte, denen ganz offensichtlich die Zukunft gehört. Auch auf die überdurchschnittliche Entwicklung der Unternehmensgewinne in den USA wird hingewiesen als Rechtfertigung für die hohe Bewertung (Shiller-KGV von über 30). Peter E. Huber: "Beide Argumente lassen wir nicht gelten. Die phänomenalen Kurszuwächse in den letzten zehn Jahren sind fundamental nicht durch den Anstieg der Unternehmensgewinne gerechtfertigt. So war das Gewinn-, Umsatz- und Buchwert-Wachstum seit 2011 in Japan deutlich höher." "Auch hegen wir ein tiefes Misstrauen gegenüber der Entwicklung von Unternehmensgewinnen, die durch Protektionismus und Subventionen positiv beeinflusst werden. Eine solche Entwicklung war selten nachhaltig", gibt Huber zu bedenken.

Richtig ist, dass US-Aktien in besonderer Weise von dem ETF-Boom profitieren
Weltweit fließt immer mehr Anlagegeld in ETFs auf den MSCI-Welt-Aktienindex, in dem US-Aktien mit über 60 Prozent gewichtet sind – oder gleich in ETFs auf den S&P 500-Index. Die „Magnificent Seven“ hätten ihre Index-Gewichtung zusätzlich durch exzessive Aktienrückkäufe weiter nach oben getrieben, so Peter E. Huber, sodass sie diese Indizes heute dominieren. Wie ein riesiger Staubsauger werde das globale Anlagekapital also automatisch in diese Titel gelenkt. Ob Apple wirklich mehr wert als alle börsennotierten deutschen Unternehmen zusammen sei, bleibe dahingestellt.

Warren Buffett-Methode gibt Aufschluss
Buffett ist einer der erfolgreichsten Börsengurus weltweit. Einer der wichtigsten Indikatoren ist für ihn die Börsenkapitalisierung eines Aktienmarktes im Verhältnis zum Anteil am globalen Bruttosozialprodukt (BSP). "Derzeit sind US-Aktien im MSCI-World doppelt so hoch gewichtet wie es nach der Wirtschaftskraft angemessen wäre", stellt Peter E. Huber fest. "Vielleicht hortet Buffett deshalb derzeit deutlich mehr als 100 Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln statt sie anzulegen. Eine ähnliche Situation hatten wir übrigens 1989 in Japan. Damals waren japanische Aktien im MSCI World höher als US-Titel gewichtet. Was über die Jahrzehnte danach folgte, ist allgemein bekannt."

(kb)

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