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Kaufkraft unter Druck in Deutschland: fast acht Prozent Inflation

Die Inflationsrate in Deutschland ist im Mai auf 7,9 Prozent gestiegen. Besonders stark waren erneut die Preisauftriebe bei Nahrungsmitteln und Energie. Für die kommenden Monate zeichnet sich noch keine Entspannung ab. Die hohen Preise nagen zunehmend an der Kaufkraft der Haushalte.

Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz, kommentiert die jüngsten Inflationszahlen.

 
Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz, kommentiert die jüngsten Inflationszahlen.

 © Eyb & Wallwitz

Die Reallöhne lagen bereits im ersten Quartal 1,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Mit den neuen Preisdaten steigt der Druck auf die Tarifparteien wie auch die EZB, erklärt Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.

Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Mai um 0,9 Prozent zum Vormonat gestiegen. Besonders deutlich haben erneut die Energie- und Nahrungsmittelpreise zugelegt. Mit den Mai-Daten springt die jährliche Inflationsrate von 7,4 auf 7,9 Prozent. Dabei gibt es noch keine Anzeichen für eine Abflachung der Kerninflation. Zwar fiel die Teuerung der Dienstleistungen im Mai weniger dynamisch aus. Die Preise lagen 2,9 Prozent über Vorjahr, nach 3,2 Prozent im April. Der Preisauftrieb bei Gütern hat sich aber verstärkt. Die Güterpreise legten um etwa 5,5 Prozent zum Vorjahr zu. Neben einer hohen Nachfrage spielen hier die wieder verschärften Produktions- und Lieferengpässe eine wichtige Rolle.

In den kommenden Monaten dürfte sich zwar ein Gipfelplateau ausbilden
Ein rascher Rückgang der Inflation ist aber nicht zu erwarten. Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine ist zum einen das Risiko hoch, dass die Energie- und Nahrungsmittelpreise stark erhöht bleiben. Zum anderen läuft die Dynamik der Kerninflation in Europa der Entwicklung in den USA zyklisch um einige Monate hinterher.

Entwicklung der deutschen Inflation

Quelle: Refinitiv, Eyb&Wallwitz

Aussichten für Investoren
Die hohe Inflation belastet die Haushalte und damit die Konjunktur in Deutschland zunehmend. Trotz erhöhter Dynamik der Tariflöhne lagen die Reallöhne im ersten Quartal bereits um 1,8% unter Vorjahr. Mit den heutigen Daten dürfte sich dieser Trend im zweiten Quartal noch verstärkt haben. Damit erhöht sich der Druck auf die Tarifparteien vor den Verhandlungen im Herbst. Und auch der Druck auf die EZB bleibt hoch. Denn die beschlossenen fiskalischen Entlastungsmaßnahmen der deutschen Regierung werden den Preisdruck in der Breite nicht mindern. Insgesamt stützen die heutigen Daten das Bild einer schwächeren Entwicklung der realen Nachfrage im weiteren Jahresverlauf. Gleichzeitig dürfte die EZB noch einige Zeit unter Druck stehen, den angekündigten Straffungskurs zu beschleunigen. Dadurch steigt das Risiko einer Rezession in Europa. Dagegen sprechen die nach wie vor soliden Margen der Unternehmen und hohe Liquiditätspolster bei den Haushalten. Die Luft wird aber dünner. (kb)

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