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Kames Capital über Italiens Bonität und "hoffnungslose Widersprüche"

Italiens Investment-Grade-Status wird dieser Tage von Renteninvestoren weltweit genau beobachtet. Wie es mit der Bonität des Stiefelstaats weitergehen könnte, erklärt Kames Capital.

Nick Chatters, Kames Capital
Nick Chatters, Kames Capital© Kames Capital

Zur Erinnerung: Am Freitag, den 24. April, beließ S&P die Bonitätsbeurteilung Italiens unverändert bei BBB mit negativem Ausblick. Vor dem Hintergrund eines negativen Marktausblicks für Italien, des Corona-Lockdowns und der Ankündigung der italienischen Regierung, noch mehr Geld auszugeben, als es hat, stellt Nick Chatters, Fixed Income Investment Manager bei Kames Capital, die berechtigte Frage, warum das Rating bei diesem negativen Ausblick unverändert bleibt.

Gründe für das unveränderte Rating
Die Ratingagentur begründet, Italien sei eine offene und diversifizierte Wirtschaft mit einer geringen privaten Verschuldung. Daran habe sich in dieser Krise nichts geändert. "Wie kann dies also nun ein Gegenargument zum Anstieg der Staatsverschuldung auf geschätzte 153 Prozent des BIP sein? Nun die EZB wird sie kaufen. Die Bewertung deutet wiederholt an, dass die EZB Italiens „Backstop" ist, um seinen Schuldenberg zu realen Zinssätzen von „rund 0 Prozent" finanzieren zu können", erklärt Chatters.

S&P führt weiter an, dass die private Verschuldung Italiens mit 110 gegenüber 114 Prozent in Deutschland niedriger ist. "Ist das etwa positiv? Die Italiener haben eine hohe Sparneigung. Ist dies also kein Symptom für niedrige Investitionen? Kein Argument für die hohen Staatsschulden? Wird die Ratingagentur die Deutschen etwa bei ihrer nächsten Bewertung für ihre im Vergleich zu Italien hohe private Verschuldung kritisieren?" stellt Chatters in seinem Kommentar jene Fragen, die auch viele andere Profianleger bewegen.

Warum sich die Ratingagentur sehr wahrscheinlich irrt
Sollte sich der Verschuldungspfad in den nächsten drei Jahren nicht verbessern, könnte das Rating nach Ansicht von S&P gesenkt werden. Sie gehen von einer Verschuldung im Verhältnis zum BIP von 153 Prozent bis Ende 2020 und einem Defizit von 6,3 Prozent aus. Die italienische Regierung hat jedoch am Freitag Schätzungen von 155 Prozent und einem Defizit von 10,4 Prozent vorgelegt, so dass die Schätzungen von S&P am Tag der Veröffentlichung der Bewertung bereits hinter der Kurve liegen.

Griechenland: Neue Einschätzung
S&P hat am Freitag auch Griechenland neu bewertet und die Aussichten aufgrund der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie von „stabil" auf „positiv" gestuft. "Sieht jetzt auch der letzte ein, dass hier eine gewisse Widersprüchlichkeit besteht?", fragt Chatters, um abschließend anzufügen: "Oder ist es nur die Tatsache, dass Griechenland bereits Ramsch-Status besitzt und Italien dem Sub-Investment-Grade-Rating empfindlich nahekommt? Es stellt sich die Frage, ob es hier nach italienischen Sardinen riecht. Aber keine Sorge, die EZB sitzt am Esstisch." (aa)

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