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Kaldemorgens Corona-Strategie: Gold und US-Anleihen verkaufen

Der nach seinem Starmanager benannte Concept-Fonds von DWS hat dem bisherigen Verlauf der Krise gut stand gehalten. Wie Klaus Kaldemorgen das geschafft hat und welche nach wie vor laufenden Sondermaßnahmen er für den Fonds umgesetzt hat, hat er "Institutional Money" verraten.

Klaus Kaldemorgen zeigt ruhige Hand in stürmischen Gewässern
Klaus Kaldemorgen zeigt ruhige Hand in stürmischen Gewässern© elke mayr / Institutional Money

Während die Aktienmärkte weltweit historische Einbrüche vermelden – Stichwort schnellster Crash der Geschichte – schaffte es DWS-Starmanager Klaus Kaldemorgen, sein Schlachtschiff, den nach ihm benannten Concept-Fonds in relativ stabilen Gewässern zu halten und ein moderates Minus von zuletzt 15 Prozent auszuweisen.

Damit schaffte der Fonds, was inzwischen laut zahlreicher Portfolio-Theoretiker, als oberste Maxime für erfolgreiches Management gelten sollte: Nämlich die MDDs zu minimieren, um so nicht über längere Zeiträume, verlorene Performance nachholen zu müssen, sondern relativ zügig in die Gewinn-Zone zurückkehren zu können.

Ganz spurlos ist die Krise jedoch weder am Manager noch an seinen Kunden vorbei gegangen. So hat diese seinen Kunden mitgeteilt, dass "wir die Verlustbegrenzung von minus zehn Prozent vorläufig ausgesetzt haben. Es macht keinen Sinn, das Risiko in dieser Situation auf null zu fahren. Die hiesigen Börsen haben teilweise morgens mit einem Gap eröffnet und waren als einziger Markt offen. Ich will in so einer Situation nicht gezwungen sein, zu verkaufen. Vor allem wenn sich diese Gaps dann im Tagesverlauf wieder schließen. Das kann nicht im Sinne der Anleger sein."

Liquidität
Ebenfalls den Blick auf seine Anleger gerichtet hatte Kaldemorgen, als er Umstrukturierungen in seiner Portfolio-Struktur vornahm. Denn "was passiert, wenn Anleger verkaufen müssen, oder wollen? Ich würde in der gegenwärtigen Lage zwar nicht dazu raten, wenn Anleger aber Verkäufe tätigen müssen oder wollen, verfügt der DWS Concept Kaldemorgen über ausreichend Liquidität, um diese zu bedienen."

Gold und Treasuries reduziert
Diese Liquidität hat er dabei entschlossen erhöht. "Die Kassequote habe ich im Krisenverlauf mehr als nahezu verdoppelt." Gelungen ist ihm das, indem er – vielleich konterintuitiv – die vorher aufgebauten Sicherer-Hafen-Positionen wie Gold und US-Treasuries abgebaut hat. "Mit einer Multi Asset-Strategie hat man in einem solchen Fall vorgesorgt," erkärt ein in dieser Hinsicht zufriedener Kaldemorgen, "weil ein nicht unbeträchtlicher Teil in Anleihen investiert ist. Ich habe das tatsächlich genutzt, um US-Staatsanleihen zu verkaufen und Kasse zu erhöhen."

An der Fondsstruktur lässt sich der Prozess aber aufgrund der prozentuellen Verschiebungen in den Allokationen und den starken Kursschwankungen nur bedingt ablesen. Nimmt man die Zusammensetzung von Ende Januar, also unmittelbar, bevor die Corona-Krise endgültig auf Europa übergeschwappt war, so sah das Portfolio folgendermaßen aus: Aktien brutto 48 Prozent, Aktien netto 38 Prozent, Bonds 31Prozent, Gold sieben Prozent, Cash 14 Prozent. Die Fondsstruktur aktuell läuft aber Aktien brutto 47 Prozent, Aktien netto 36 Prozent, Bonds 22 Prozent, Gold neun und Cash 23 Prozent. Obwohl die Cash-Position absolut verdoppelt wurde, fällt die prozentuelle Neugewichtung geringer aus. Gold, das ebenfalls reduziert wurde, konnte seinen Prozent-Anteil sogar ausbauen, einzig bei den Anleihen bildet sich die Reduzierung der "sicheren Häfen" deutlich ab.

Zeitlich begrenzt
Dass Kaldemorgen seine vermeintlich riskanteres Aktien-Exposure mehr oder weniger beibehalten hat, liegt nicht zuletzt daran, dass der Manager davou ausgeht, dass es sich um "eine zeitlich begrenzte Krise handelt." Er rechnet im Gegensatzu zur GFC von 2008 damit, dass es einen gesellschaftlichen Schulterschluss geben wird: "Die, die den Märkten und der Wirtschaft beistehen können, werden das auch tun." Das liegt nicht zuletzt daran, dass es für das Auslösen der Krise keinen unmittelbaren Schuldigen gibt, somit gibt es für die Regierungen auch kein politisches Risiko, beispielsweise die Finanzindustrie zu stützen, sollten dort Probleme auftreten – spriche Liquiditätsengpässe auftreten.

Eine dritte Welle?
Doch wie wird der Krisenverlauf aussehen – vorausgesetzt, es kommt zu keinen "Rück-Ansteckungen", also beispielsweise durch angesteckte Europäer in China, könnten der bisherige globale Marktverlaus Rückschlüsse auf die zukünftieg Entwicklung geben: Denn "Wenn man die drei großen Regionen vergleicht, fällt folgendes auf: Der chinesische Aktienmarkt liegt derzeit knapp 10 Prozent im Minus, Europa etwa 35 Prozent, die amerikanischen sind im Durchschnitt 25 Prozent im Minus. Da gibt es zwei Interpretationen: Die eine ist, dass die Europäer zyklischer sind – oder wir sehen, dass sich die Bewegung des Virus an den Märkten abbildet. Für diesen Fall kommt auf die US-Märkte noch etwas zu."

Dann käme auf die Märkte also noch eine dritte Welle zu. Angesichts der Ausstrahlung, die die USA auf den Rest der Welt haben, sind die Folgen einer solchen potenziellen Marktphase nur schwer abzuschätzen. (hw)

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