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Jim Rogers warnt: "Trauen Sie nicht der jüngsten Börsenrallye!"

Die 77-jährige Börsenlegende Jim Rogers hat seit 2012 vor dem schlimmsten Crash in seinem Leben gewarnt. Jetzt sieht er sich durch die von der Corona-Epidemie ausgelöste Baisse voll bestätigt. Die Antwort der Fed darauf, gigantische zusätzliche Schulden zu machen, hält er für vollkommen verrückt.

Jim Rogers hätte wegen Corona nicht die Welt quais "zugesperrt".
Jim Rogers hätte wegen Corona nicht die Welt quais "zugesperrt".© gerhgm

In einem Interview 2017 mit Henry Blodget vom Business Insider meinte Rogers, er erwarte den größten Crash zu seinen Lebzeiten innerhalb der nächsten Jahre. Nun sprach er vor kurzem mit Sara Silverstein, Editor-at-large und Executive Producer des Business Insider, über seine Einschätzung der Märkte.

Schlimme Krise nur zu verständlich
Ihm, Rogers, erscheine es angesichts der sich weiter auftürmenden Schulden seit der Krise 2008/09 nur allzu verständlich, dass die nächstfolgende Krise noch schlimmer als die FInanz.- und Wirtschaftskrise des vorigen Jahrzehnts ausfallen müsse. Und doch seien die Leute jetzt erstaunt, was er überhaupt nicht verstehen könne. Die Corona-Krise sei wahrscheinlich diese nächste schwere Krise, von der er schon seit Jahren immer wieder gesprochen habe.

Rallye könnte bis zur Präsidentschaftswahl im November andauern
Die Rallye sei durchaus nett, so Rogers, und sie könne sich auch noch einige Monate bis in den Herbst fortsetzen. Überall werde wie verrückt Geld gedruckt, doch die Krise sei noch nicht ausgestanden. Bärenmärkte könnten Aktienkurse 50, 60 und sogar 70 Prozent in den Keller schicken, das habe man in der Historie schon gesehen. Viele Aktien verlören dann sogar 80 und 90 Prozent ihres Wertes, und einige gingen unter. Das sei alles andere als lustig, sofern man nicht short sei. Sogar Gold könne einen Kollaps erleiden, zumindest eine Zeit lang.

"Kaufen Sie, was Sie kennen!"
Man solle nicht auf andere hören, sondern Aktien nur von Firmen kaufen, deren Produkte und die man kenne. Cash schade auch nicht, wenn die anderen in der Zwischenzeit Geld verlören. Generell gelte: Schuster, bleib bei deinem Leisten.

Leverage heuer höher als 2008
Sogar China, das 2008 noch auf einem großen Geldpolster gesessen sei, habe mittlerweile alles verpulvert, dabei geholfen, die Welt zu retten, und sitze heute auf einer Menge Schulden. Niemand habe heute noch einen großen finanziellen Polster - außer vielleicht Nordkorea, merkte Rogers scherzhaft an. Die hätten zwar keine Schulden, aber auch keine Guthaben. Wer sollte uns dieses Mal noch retten können?

Schulden ruinieren die Position des Staates in der Welt
Es sei eine einfache Lektion der Geschichte, so Rogers, die viele aber nicht lernen wollten: Staaten, die zu viele Schulden machten, müssten bei der Bereinigung ihrer Schuldenproblematik gehörig Federn lassen. Herausragendes Beispiel seit Großbritannien, das 1920 das reichste Land der Welt gewesen sei, sich dann aber schwer verschuldete, viele Fehler machte und heute nicht mehr unter den Top 25 sei.

Beurteilung der Antwort der Fed auf die Corona-Krise
Die Zentralbank sei komplett verrückt, meint der Starinvestor, der seinerzeit gemeinsam mit George Soros den Quantum Fund gegründet hatte. In der Fed herrsche in seinen Augen komplettes Unverständnis. Wenn ihm vor 20, 30 Jahren jemand gesagt hätte, dass eine verantwortungsvoll agierende Zentralbank so agiere, wäre er aufgestanden und gegangen. Doch es passiere nun, und alle schauten andächtig zu.

Die Notenbanker hätten die Bilanzsumme verfünffacht seit 2008 und nun gingen sie daran. die Schulden noch einmal zu verdoppeln. Diese Leute seien verrückt. Junge Leute mit Kindern müssten besonders stark opponieren, denn sie seien die Hauptleidtragenden einer solchen verantwortungslosen Politik.

Was die Fed hätte tun sollen
Zuallererst, so Rogers, hätte die Fed nicht das tun sollen, was sie 2009 getan habe. Die Zentralbanker dachten, sie würden die Welt retten. Viele meinten, sie seien Teil eines Experiments, von dem niemand wisse, ob es gelinge. Nun zahlten wir alle den schrecklichen Preis dafür. Die Bilanz der Fed sei damals bei 800 Milliarden US-Dollar gelegen. Den USA werde es so ergehen wie weiland dem UK.

Ob die Fed wie die Bank of Japan früher oder später auch Aktien kaufen wird?
Rogers bejaht diese Frage. Zuerst müsse man die Regeln ändern, Japan habe dies bereits getan. Nun kauften sie Aktien, zuvor hätten sie Anleihen und ETFs gekauft. Die Aktienbroker in Japan müssten glücklich sein. Die Notenbanken sagten, sie würden die Zivilisation retten, in Wirklichkeit zerstörten sie die Zukunft der Kinder und Kindeskinder. Dabei hätten sie die Wahlen im November im Hinterkopf.

MMT ist längst da
Die Modern Monetary Theory werde längst umgesetzt. Immer wenn es eine Krise gebe, kämen die Leute mit den verrücktesten Ideen. Einige Jahre zuvor hätte man ihnen gar nicht zugehört. Die Krise rechtfertige in ihren Augen alles, doch es gebe keinen Free Lunch. Man werde für diese Dinge die Quittung präsentiert bekommen.

Was man kaufen sollte
Er, Rogers, habe einige chinesische Weinaktien gekauft, dazu Aktien russischer Transportfirmen und Schifffahrtsunternehmen. Daneben sehe er sich bestimmte Dinge an, japanische Aktien etwa. Dort kümmere man sich um nichts anderes als eine üppige Geldversorgung, also würden die Aktien wohl steigen. Das sei zwar alles andere als gut für junge Japaner, doch es werde wohl so geschehen. China mache im Übrigen einen weit besseren - also weniger schlechten - Job als die USA.

Kaufgelegenheiten in den USA
Geprügelte Assets scheinen es dem Investmentguru angetan zu haben: Er nannte Airlines, Transport, Restaurants, Hotels. Die meisten Airlines würden überleben und in einigen Monaten wieder Geschäft wie zuvor machen.

Was hätte Rogers 2020 gemacht, wenn er die Verantwortung für die USA hätte?
"Ich hätte die Fed abgeschafft und wäre dann zurückgetreten", sagte Rogers. "Wahrscheinlich hätte man mich umgebracht oder aus dem Amt gejagt. Ich hätte keine großen Mengen an Geld gedruckt. Ich hätte der Natur ihren Lauf gelassen." 2009 habe man die Schweinegrippe gehabt, die in den USA begann. Man habe damals keine MacDonald's-Läden geschlossen und auch keine Riesenmengen Geld gedruckt.

Virusepidemien habe es immer schon gegeben, 2003 habe es sogar ein schrecklicheres Virus gegeben, SARS. Deswegen habe man die Welt nicht zugesperrt. Der Mensch verfüge über Resilienz, die sich immer wieder beweisen müsse. (kb)

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