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Japans neue Geldpolitik: Warum betrifft das europäische Investoren?

Die Bank of Japan passt die Steuerung der Renditekurve an. Das dürfte Folgen weltweit haben, warnt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management.

Mark Dowding, BlueBay Asset Management: "Es sollte nicht überraschen, wenn eine allmähliche Änderung zu einem Anstieg der weltweiten Renditen und einer Versteilerung der Renditekurven führt."
Mark Dowding, BlueBay Asset Management: "Es sollte nicht überraschen, wenn eine allmähliche Änderung zu einem Anstieg der weltweiten Renditen und einer Versteilerung der Renditekurven führt."© BlueBay Asset Management

Die Bank of Japan (BoJ) hat vor ein paar Tagen für eine Überraschung gesorgt: Sie hob die Obergrenze für den Ankauf von Vermögenswerten in der Renditekurve von 0,25 Prozent auf 0,50 Prozent an. Das heißt: Sie wird künftig eine Rendite zehnjähriger Staatsanleihen von bis zu 0,50 Prozent tolerieren. "Diese Änderung der Renditekurvensteuerung (Yield-Curve-Control, YCC) ist von großer Bedeutung. Unseres Erachtens läutet sie die Abkehr von der ultra-akkommodierenden Geldpolitik während der Amtszeit von BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda ein", erklärt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management, in einer aktuellen Markteinschätzung.

Die japanische Wirtschaft gewinnt an Schwung, da die Auswirkungen der pandemiebedingten Beschränkungen weiter nachlassen. Auch die Deflation scheint besiegt zu sein: Die Inflation liegt nun deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der BoJ. Da die japanische Geldpolitik im Jahr 2022 zu einer Abschwächung des Yen führte, schien Dowding der aktuelle Kurs nicht mehr nötig. "Daher rechneten wir seit Monaten mit dem Signal einer Anpassung", erklärt Dowding, der diesen Schritt der BoJ und die von BlueBay AM erfolgreich getätigte Spekulation darauf institutionellen Investoren bereits Anfang Juni 2022 in seinem Vortrag am 13. Institutional Money Kongress ankündigte.

Dowding geht davon aus, dass robuste, über den Prognosen der BoJ liegende japanische Wirtschaftsdaten und Inflationszahlen die Zentralbank bis März zu einer Erhöhung der Zinsobergrenze auf 0,75 Prozent veranlassen wird. Im Laufe des Jahres 2023 dürfte die Kontrolle der Renditekurve schließlich ganz abgeschafft werden. Kurzfristig signalisiert die Ankündigung der BoJ, die Anleihekäufe im ersten Quartal auf neun Billionen Yen pro Monat zu erhöhen, jedoch die Absicht, die Obergrenze von 0,50 Prozent zunächst nicht zu überschreiten.

Ergebnis: Höhere Zinsen und steilere Zinskurven weltweit
Obwohl sich die die japanische Geldpolitik relativ langsam wandelt, haben die Veränderungen Dowding zufolge globale Bedeutung. Der geldpolitische Stimulus in Japan hat in den vergangenen Jahren zur weltweiten Liquidität beigetragen und war ein Faktor, der die Renditen auf der ganzen Welt nach unten drückte. Daher sollte es nach Einschätzung Dowdings nicht überraschen, wenn eine allmähliche Änderung zu einem Anstieg der weltweiten Renditen und einer Versteilerung der Renditekurven führt. (aa)

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