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Italien debütiert am Markt für Green Bonds

Die Riege der Staaten, die sich als Emittenten am boomenden Markt für Nachhaltigkeitsanleihen tummeln, wurde kürzlich um ein weiteres Mitglied größer. Denn Italien trat neu als Emittent grüner Staatsanleihen hinzu, und Spanien steht wohl schon in den Startlöchern.

© Dmitry / stock.adobe.com

Das italienische Schatzamt hat vor kurzem eine Gruppe von Banken für seine Debütemission im Segment grüner Anleihen mandatiert, nachdem man Ende vergangener Woche das für den Marktauftritt erforderliche Rahmenwerk veröffentlicht hatte. Erste Vorüberlegungen zur Emission eines grünen Erstlings hatten Italiens Schuldenmanager bereits Ende 2019 angedeutet, die Rede war damals vom zweiten Halbjahr 2020 als möglichem Emissionszeitpunkt, berichtet LBBW Research.

Corona verzögerte Green Bond-Emissionspläne
Die zwischenzeitlichen Marktturbulenzen im Zuge der Corona-Pandemie dürften die Planungen jedoch verzögert haben. So ging nun das Debüt der "grünen BTP" über die Bühne. Die Laufzeit des Papiers wurde auf 24 Jahre festgelegt, Italien wählt damit die längste Laufzeit aller bisher im Euroraum emittierten grünen Euro-Staatstitel. Unter allen EU-Staaten hat bisher lediglich Polen einen Green Bond mit noch weiter in der Zukunft liegender Fälligkeit ausstehen.

Engerer Spread
Italiens Debütemission ragt aber nicht nur bezüglich der Fälligkeit, sondern erst recht hinsichtlich der angebotenen Anleiherendite im Vergleich zu allen bisher ausstehenden grünen Euro-Staatstiteln heraus: Die ersten preislichen Überlegungen bewegten sich bei 15 Basispunkten über der bestehenden konventionellen 20-jährigen BTP (Fälligkeit 2041), was eine Emissionsrendite von rund 1,5 Prozent implizieren würde. Da die Investoren die Neuemission laut vorläufiger Daten stark nachfragten, womit angesichts der hohen Überzeichnungsquoten bei zurückliegenden staatlichen Syndizierungen und angesichts des starken Interesses am Thema Nachhaltigkeit zu rechnen war, wurde dieser Spread bis zur finalen Preissetzung noch leicht auf zwölf Basispunkte gekürzt.

Renditen ausstehender grüner Euro-Staatsanleihen
Bezüglich Italien handelt es sich um eine Schätzung.

Quelle: LBBW Research

Italien ist der insgesamt achte staatliche Emittent aus dem Euroraum
Zuletzt waren im vergangenen Jahr Deutschland und Luxemburg zu der Riege in diesem Nachhaltigkeitssegment hinzugestoßen. LBBW Research rechneet für Italiens grünem Erstling mit einem Emissionsvolumen zwischen sieben und zehn Milliarden Euro, womit sich das Volumen aktuell ausstehender grüner Euro-Staatsanleihen über alle EU-Staaten hinweg auf gut 80 Milliarden Euro erhöht. Geworden sind es dann laut Bloomberg 8,5 Milliarden Euro. Mit einem Anteil von gut einem Prozent am gesamten Euro-Staatsanleihemarkt bleibt das Nachhaltigkeitssegment einstweilen gleichwohl weiter eine Nische.

Grüne Prämie wird sich wohl auch im Falle Italiens mittelfristig etablieren
Die Entwicklung am Sekundärmarkt dürfte laut den Experten von LBBW Research mittelfristig für die grüne Staatsanleihe Italiens eine Prämie gegenüber vergleichbaren konventionellen Staatstiteln desselben Emittenten hervorbringen. Eine solche "grüne Prämie", die sich in einem Renditeabschlag gegenüber den konventionellen Pendants ausdrückt, lässt sich sowohl für die bisher emittierten Nachhaltigkeitsanleihen Belgiens und Frankreichs als auch für die im September 2020 begebene erste grüne Bundesanleihe feststellen. Im Falle der grünen Bund 08/30 beläuft sich diese Prämie aktuell auf rund vier Basispunkte. Angesichts des von Deutschland gewählten "Zwillingskonzepts" ist die Prämie im Falle der Bunds einfach ablesbar. Für Italien ist deren Messung dagegen schwieriger, da es keine konventionelle Anleihe mit gleicher Laufzeit gibt. Dennoch legen die vergangenen Erfahrungen Potenzial für eine gewisse Outperformnce der grünen BTP im Vergleich zu konventionellen BTPs nahe.

Rendite der 10-jährigen grünen Bundesanleihe und ihres konventionellen Zwillings

Quelle: Bloomberg, LBBW Research

Kommt bald Spanien ums Eck mit einer grünen Anleihe?
Als nächstes „Highlight“ am Primärmarkt für grüne Staatsanleihen steht für Mai die Emission der ersten Grünen Bund mit 30-jähriger Laufzeit auf dem Programm – womit Italien den Titel der „längsten“ grünen Anleihe aus dem Euroraum nur kurz innehaben wird. Als weiteren
Debütkandidaten im Nachhaltigkeitssegment sehen wir im weiteren Jahresverlauf Spanien, dessen Schatzamt ebenfalls bereits Ende 2019 erste Überlegungen in diese Richtung angedeutet hatte. (kb)

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