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Isabel Schnabel: Daten sprechen gegen baldige EZB-Zinssenkungen

Das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied warnt vor zu überzogenen Erwartungen betreffend einer baldigen Zinssenkung im Euroraum. Erst müssten die Daten bestätigen, dass das Inflationsgespenst auch wirklich vertrieben worden ist.

Prof. Dr. Isabel Schnabel, ehemals Referentin am Institutional Money Kongress in Frankfurt.
Prof. Dr. Isabel Schnabel, ehemals Referentin am Institutional Money Kongress in Frankfurt.© Christoph Hemmerich / Institutional Money

Angesichts der jüngsten Wirtschaftsdaten und der aggressiven Marktwetten auf rasche Zinssenkungen sollte die Europäische Zentralbank nach Ansicht von Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel geduldig sein, bevor sie die Zinsen senkt. Das ist einem Bloomberg-Bericht zu entnehmen.

Die hartnäckige Inflation im Dienstleistungssektor, der robuste Arbeitsmarkt, die spürbare Lockerung der finanziellen Bedingungen und die Spannungen im Roten Meer “sprechen gegen eine baldige Anpassung des geldpolitischen Kurses”, sagte sie Bloomberg zufolge in einem Interview mit der "Financial Times".

“Das bedeutet, dass wir geduldig und vorsichtig sein müssen, denn wir wissen auch aus historischer Erfahrung, dass die Inflation wieder aufflammen kann”, sagte Schnabel.

Warten auf die nächsten Zahlen
Die Währungshüter der EZB befinden sich derzeit in Lauerstellung und warten weitere Daten ab, um zu entscheiden, ob die Inflations- und Lohnentwicklung eine Zinssenkung zulässt. Die Märkte gehen davon aus, dass ein solcher Schritt bereits im April erfolgen wird, während die Währungshüter eher zum Juni tendieren.

“Die jüngsten Daten können meine Bedenken nicht zerstreuen, dass die letzte Meile die schwierigste sein könnte. Wir sehen eine hartnäckige Dienstleistungsinflation. Wir sehen einen widerstandsfähigen Arbeitsmarkt. Gleichzeitig sehen wir eine spürbare Lockerung der finanziellen Bedingungen, weil die Märkte den Schwenk der Zentralbanken aggressiv einpreisen. Darüber hinaus haben die jüngsten Ereignisse im Roten Meer Ängste vor erneuten Unterbrechungen der Lieferketten geweckt", sagte Schnabel in der Financial Times

“Ich würde behaupten, dass wir jetzt in eine kritische Phase eintreten, in der die Kalibrierung und Übertragung der Geldpolitik besonders wichtig wird, weil es darum geht, die Zweitrundeneffekte einzudämmen”, sagte Schnabel.

Sie erklärte, dass der “Höhepunkt der Transmission” wahrscheinlich überschritten sei und betonte, dass die Inflation im Euroraum seit dem Erreichen von 2,9 Porzent “weitgehend stabil geblieben” sei.

“Wir beobachten eine Verlangsamung des disinflationären Prozesses, der für die letzte Meile typisch ist”, sagte sie. “Dies hängt eng mit der Dynamik der Löhne, der Produktivität und der Gewinne zusammen.” (aa)

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