Logo von Institutional Money
| Märkte

Investoren planen Ausweitung des Immobilienanteils in Spezial-AIFs

Eine Umfrage von Lagrange Financial Advisory zeigt: Institutionelle Investoren wollen den Immobilienanteil in ihren Spezialfonds erhöhen. Core-plus-Immobilien sind dabei die gefragteste Risikokategorie, Deutschland ist mit Abstand die gefragteste Zielregion.

Risikodiversifikation und Mangel an Anlagealternativen sind die Treiber für mehr Immobilien in Spezialfonds. 
Risikodiversifikation und Mangel an Anlagealternativen sind die Treiber für mehr Immobilien in Spezialfonds. © Lagrange Financial Advisory GmbH

Unter deutschen institutionellen Investoren wächst das Interesse an Immobilien-Spezialfonds. Das ergab eine Umfrage der Lagrange Financial Advisory GmbH (Lagrange) unter den Verantwortlichen von Altersvorsorge-Einrichtungen, Stiftungen sowie Depot-A-Managern und weiteren Großinvestoren. Eine deutliche Mehrheit der Investoren meldete Pläne, den Immobilienanteil in ihrem Spezial-AIF-Portfolio in den kommenden zwölf Monaten zu erhöhen.

Herausgekommen ist ein Indexstand beim Lagrange Fondsmonitor von 7,12 Punkten in Bezug auf die Investoren-Pläne der Investoren, ihre Immobilien-Anlagen auszuweiten (zur Erläuterung: Ein Stand von eins entspräche einer starken Reduzierung, ein Stand von elf einer starken Erhöhung des Immobilienanteils).

Bezüglich des Chance-Risiko-Profils ergab sich ein Indexstand von 6,2 Punkten, was einer leichten Tendenz in Richtung Chancenorientierung/Risikoakzeptanz entspricht. Die am stärksten nachgefragte Risikokategorie ist dabei mit deutlichem Abstand Core plus (47 Prozent der Nennungen), gefolgt von Core und Value Add (27 beziehungsweise 25 Prozent der Nennungen), während opportunistische Engagements nur für sieben Prozent der Befragten interessant sind.

Klare Präferenz für Wohnimmobilien
Hinsichtlich der verschiedenen Immobilien-Nutzungsarten ist derzeit eine klare Präferenz für Wohnimmobilien erkennbar, die für 19 Prozent der Befragten infrage kommen. Bemerkenswert ist zudem das starke Interesse an Logistikimmobilien, die mit 15 Prozent noch vor den Büroimmobilien (zwölf Prozent) liegen. Einzelhandelsimmobilien mit mindestens 70-prozentigem Lebensmittel-Anteil kommen für zehn Prozent der Teilnehmer in Frage, während Non-Food-Einzelhandelsimmobilien lediglich von einem Prozent genannt wurden.

Unter den verschiedenen Zielregionen für die Investments der Immobilien-Spezial-AIF erfreut sich Deutschland der größten Beliebtheit. 22 Prozent der Umfrageteilnehmer bevorzugen ihren Heimatmarkt. Die beliebtesten Auslandsmärkte sind mit jeweils sieben Prozent Frankreich, die Benelux-Staaten und Skandinavien, gefolgt von Österreich, Schweiz, Kanada und Australien mit jeweils fünf Prozent.

Risikodiversifikation und Mangel an Anlagealternativen als Beweggründe
Als wichtigsten Grund für Investments in Immobilien-Spezial-AIF nannten 42 Prozent der Befragten die Risikodiversifikation im Portfolio und 29 Prozent den Mangel an Anlagealternativen. Investitionen in den USA (4 Prozent) stehen derzeit noch nicht besonders stark auf der Agenda. Auf die aktuelle Frage nach dem Einfluss der Wahl in den USA auf die Attraktivität von Immobilieninvestments in der führenden westlichen Volkswirtschaft gaben 75 Prozent der Befragten an, sie rechneten mit keinen Veränderungen. Nur 17 Prozent erwarten eine höhere, und acht Prozent eine geringere Attraktivität des US-Immobilienmarktes.

Auf die Frage nach den derzeit größten Herausforderungen im Zusammenhang mit Investitionen in Immobilien-Spezial-AIF wurden hohe Immobilienpreise und geringe Anfangsrenditen am häufigsten (55 Prozent) genannt. Das Risiko von Preis- und Mietrückgängen (23 Prozent) sowie das geringe Objektangebot (18 Prozent) spielen ebenfalls eine Rolle, während die Finanzierung von Immobilienkäufen (fünf Prozent) aktuell offenbar keine Schwierigkeit darstellt.

Bewährtes steht im Vordergrund
"Im aktuellen Marktumfeld setzen institutionelle Anleger bei ihren Investments in Immobilien-Spezial-AIF offenbar auf Bewährtes und gehen nur moderate Risiken ein", erklärt dazu Sven Helmer, Managing Director von Lagrange. Besonders deutlich werde dies bei den Präferenzen für unterschiedliche Immobilien-Nutzungsarten, wo die beiden Assetklassen am gefragtesten sind, die von der Corona-Krise am wenigsten betroffen waren oder sogar – wie im Logistik-Segment zum Teil der Fall – davon profitieren konnten. "Dies kann sich allerdings im Laufe des Jahres 2021 ändern, wenn zum Beispiel Nachholeffekte im Bereich der Bürovermietung sichtbar werden", so Helmer. Unter dem Eindruck der ersten Wochen des Lockdowns im Frühjahr 2020 und dem zeitweisen Wechsel vieler Bürobeschäftigter ins Homeoffice sei diese Nutzungsart für eine Weile wenig gefragt gewesen, doch spätestens seit dem Frühherbst habe das Interesse von Investoren an Büros wieder deutlich zugenommen.

"Die Corona-Pandemie hat zumindest in den Top-Lagen der Immobilienmärkte bislang kaum zu Preisrückgängen geführt, sodass schon vor Corona aktuelle Themen wie das hohe Preisniveau und die geringe Objektauswahl weiterhin das Marktgeschehen prägen und von Investoren als Herausforderung erlebt werden", ergänzt Monika Bednarz, Director von Lagrange. Dass bislang wenig von Problemen auf der Finanzierungsseite berichtet werde, hängt ihrer Einschätzung nach zum Teil ebenfalls damit zusammen. Es bleibe aber abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickeln werde, da sich Ausfälle von Gewerbemietern erfahrungsgemäß erst mit einiger Verzögerung in den Büchern der Banken widerspiegeln würden. (hh)

Dieses Seite teilen