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Invesco: Marktindikatoren geben Einstiegssignale

Das Global Market Strategy-Team von Invesco sieht gleich mehrere Opportunitäten für mutige Investoren. Vor allem bei Credits gibt es derzeit interessante Einstiegskurse.

© Thorsten / stock.adobe.com

Das Global Market Strategy (GMS) Team von Invesco erörtert in seinem „Weekly Market Compass“ die möglichen Auswirkungen der Pandemie auf US-amerikanische Aktien und Anleihen und ihre Bedeutung für die Asset Allokation.

Hoher Pessimismus ist langfristig gut
Wie die Analyse des GMS-Teams zeigt, deuten mehrere Indikatoren aktuell auf einen extremen Pessimismus und überverkaufte Märkte hin. Der Volatility Index (VIX) der Chicago Board Options Exchange (CBOE) – auch „Angstbarometer“ genannt – zum Beispiel habe den höchsten prozentualen Anstieg in seiner Geschichte verzeichnet. Das spreche für eine extreme Angst bei den Anlegern, die in der Vergangenheit gewöhnlich mit sehr ausgeprägten Tiefpunkten der Märkte zusammengefallen sei. Wie Talley Léger, Senior Investment Strategist bei Invesco, betont, ist die Aktienmarktvolatilität seit 2008 vier Mal auf über 70 Prozent angestiegen. Jedes Mal hat der S&P 500 Index im darauffolgenden Zwölfmonatszeitraum (die aktuelle Phase ausgenommen) eine positive Rendite von im Mittel acht Prozent verzeichnet.

„Ein so großer Pessimismus, wie wir ihn aktuell beobachten, markiert häufig das Ende eines alten Bullenmarktes und den Beginn eines neuen“, sagt Léger. „Natürlich dauert es, bis das Tal durchschritten ist. Die aktuellen Hinweise auf eine überzogene Vorsicht am Markt signalisieren aber, dass sich Investoren nicht von der allgemeinen Angst anstecken lassen sollten, sondern einen konträren Ansatz verfolgen und abseits vom Marktkonsens nach Anlagechancen suchen sollten.“

Zinsstrukturkurve noch relativ flach
Invesco zufolge deuten mehrere taktische Indikatoren aber auch auf eine möglicherweise anhaltend schwache Aktienmarktperformance hin. Beispielsweise könnten sich die Stimmungsindikatoren noch weiter verschlechtern. Außerdem sei die Zinsstrukturkurve kurz vor ausgeprägten Kurstiefs an den Aktienmärkten gewöhnlich deutlich steiler. Vor allem aber könnten die virusbedingten Unsicherheiten die Aktienmärkte so lange weiter belasten, bis die Infektionszahlen ihren Höhepunkt erreicht haben.

Einige Creditsegmente wieder interessant bewertet
An den Anleihemärkten eröffnen sich durch die jüngsten Verwerfungen interessante Einstiegsmöglichkeiten, so das GMS Team von Invesco. Seiner Ansicht nach wird die nach heutigem Kenntnisstand kaum zu vermeidende Rezession nicht alle Anleihen gleichermaßen treffen. So werde auch die US-Notenbank (Fed) mit ihren Programmen nicht verhindern können, dass es zu einer größeren Zahl notleidender Anleihen kommt und Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Die aussichtsreichsten Anlagemöglichkeiten sehen die Investmentexperten aktuell weiter bei bonitätsstärkeren Anleihen.

Wie sie erläutern, werde die selbst bei einer lediglich moderaten Rezession zu erwartende Welle an Zahlungsausfällen und Insolvenzen diese Anleihen weniger stark treffen. Potenziell interessante Anlagechancen sieht Invesco auch bei hochklassigen Kommunalanleihen, da die Risikoaufschläge gegenüber US-Staatsanleihen immer noch hoch seien. Zudem habe es in diesem Marktsegment in der Vergangenheit weniger Zahlungsausfälle als bei vielen Unternehmensanleihen ähnlicher Qualität gegeben. Mit einer guten Performance rechnet das GMS Team von Invesco im Zuge einer Spreadverengung auch von hypothekenbesicherten Wertpapieren und strukturierten Kreditprodukten, wobei die Entscheidung der Fed, in allen diesen Märkten in irgendeiner Form zu intervenieren, für zusätzlichen Rückenwind sorgen dürfte.

High Yield Bonds vor schwierigen Zeiten
Hochzinsanleihen würden dagegen vermutlich stärker unter Druck stehen. Angesichts der Tatsache, dass rund zehn Prozent der Anlageklasse (abgebildet durch den Bloomberg Barclays High Yield Index) auf den Energiesektor entfallen und High-Yield-Emittenten generell eine geringere Bilanzqualität aufweisen, würden die Invesco-Experten hier in einer Rezession mit weiteren Kursverlusten und Ausfällen rechnen. Ihre Analyse signalisiert, dass die Bewertungen im High-Yield-Bereich im historischen Vergleich langsam wieder attraktiv werden. Da sich die Fundamentaldaten aber immer noch verschlechtern, glauben sie, dass noch einiges an Zeit vergehen wird, bevor die Ausfallrate in diesem Segment ihren Höchststand erreicht. „Die Verzerrungen an den Anleihemärkten dürften noch einige Zeit anhalten. Nachdem die Fed eingegriffen hat, haben wir jetzt aber im Hinblick auf die Liquiditätssorgen das Schlimmste hinter uns“, sagt Tim Horsburgh vom GMS Team in New York. „Angesichts der überdurchschnittlichen Spreads und soliden Fundamentaldaten sollten Investoren ein Investment in hochklassige Anleihen erwägen.“

Barbell-Strategie überlegenswert
Wie Paul Jackson, Head of Global Asset Allocation, erklärt, macht die derzeitige Ausnahmesituation die Arbeit mit unterschiedlichen Szenarien erforderlich. Für besonders wichtig hält er im aktuellen Umfeld zudem die Diversifikation – die allerdings aufgrund der zunehmenden Korrelationen zwischen den Anlageklassen schwieriger zu erreichen sei. Aufbauend auf einer Analyse anhand von vier Szenarien bevorzugt sein Team einen „Barbell“-Ansatz, der „defensive“ Cash- und Gold-Anlagen mit Rohstoffen und Immobilien (REITs) kombiniert. In den optimistischeren Szenarien des Teams sind Rohstoffe und Immobilien die zyklischen Anlagewerte mit dem größten Wertzuwachspotenzial. Wie die Anleiheexperten des GMS Teams meinen auch die Asset-Allokation-Profis, dass Investment-Grade-Anleihen im aktuellen Umfeld eine gute Kombination von Risiko, Ertrag und Diversifikationspotenzial bieten. (aa)

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