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Intel soll mit Bankern Auswege aus der Konzernkrise prüfen

Angesichts eines Milliarden-Quartalsverlusts, der Analystenerwartung von Einbußen bis ins nächste Geschäftsjahr hinein und des abgesackten Aktienkurses steckt Intel in der wohl schwierigsten Phase seiner Konzerngeschichte. Laut Bloomberg wurden Investmentbanker geholt, um die Optionen zu prüfen.

Hatte es auch schon einfacher in der Vergangenheit: Intel-CEO Pat Gelsinger
Hatte es auch schon einfacher in der Vergangenheit: Intel-CEO Pat Gelsinger© Bloomberg / Bloomberg News

Erwogen wird den Informanten zufolge unter anderem eine Abspaltung des Produktentwicklungsgeschäfts von der Produktion sowie die Frage, welche Fertigungsprojekte womöglich aufgegeben werden könnten. Die verschiedenen Optionen sollen bei einer Board-Sitzung im September vorgestellt werden, wie Bloomberg News in Erfahrung bringen konnte.

Erst am Anfang
Die langjährigen Intel-Banken Morgan Stanley und Goldman Sachs erörtern mit dem Management dem Vernehmen nach auch das Thema Fusionen und Übernahmen. Die Debatte befinde sich indessen noch in frühen Stadium und grundlegende Maßnahmen stünden nicht unmittelbar bevor, hieß es.

Konzern-Turnaround, bitte warten
Intel-Chef Pat Gelsinger läuft in Bezug auf den Konzern-Turnaround die Zeit davon. Er hat versucht, das Fabriknetz des Chipherstellers zu erweitern, während gleichzeitig die Umsätze schrumpften. Im letzten Quartal schrieb der Computerchip-Riese einen Nettoverlust von 1,61 Milliarden Dollar, und bis ins nächste Geschäftsjahr hinein sagen Analysten weitere rote Zahlen voraus.

Comeback-Plan wohl zu ehrgeizig: Dividende ausgesetzt, Stellenstreichungen
Gelsinger hatte seine Karriere 1979 bei Intel begonnen, war der erste Chief Technology Officer des Konzerns und Architekt des 486-Prozessors. Später wurde er Manager beim Datenspeicher-Spezialisten EMC und Chef des Cloudanbieters VMware. Als er 2021 zu Intel zurückkehrte und die Konzernführung übernahm, gab er die Devise aus, den technologischen Vorsprung des Unternehmens wiederherzustellen. Unter seinen Vorgängern hatte der Chip-Pionier Marktanteile verloren und seinen lang gehegten Ruf als Innovator eingebüßt. Doch sein Comeback-Plan erwies sich als zu ehrgeizig, und das Unternehmen musste Abstriche machen. Bei der Bekanntgabe der Ergebnisse Anfang des Monats kündigte Intel an, rund 15.000 Stellen zu streichen und die Investitionsausgaben zu kürzen. Das Unternehmen setzte sogar die Dividende aus.

“Es waren schwierige Wochen”, sagte Gelsinger Investoren am Donnerstag auf der Deutsche Bank Technology Conference, wie Bloomberg meldet. Im Rahmen des Quartalsberichts habe man versucht, eine “klare Vorstellung” von den nächsten Schritten zu vermitteln. “Offensichtlich hat der Markt nicht positiv reagiert. Das ist uns klar.”

Intel-Aktie ist in diesem Jahr um 60 Prozent gefallen
Währenddessen stieg das Sektorbarometer Philadelphia Stock Exchange Semiconductor Index um 20 Prozent, und die Nvidia-Aktiekletterte in ungeahnte Höhen. Dank seines Engagements im Bereich künstliche Intelligenz steuert der Grafikchip-Spezialisten 2024 auf einen Umsatz zu, der doppelt so hoch sein dürfte wie der von Intel. DIe Pointe dabei: Noch 2021 war der Intel-Umsatz dreifach so groß wie jener von Nvidia. (kb)

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