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Infrastruktur-Anlagechancen mit Evergreen-Strukturen flexibel nutzen

Um im Segment Infrastruktur Anlagechancen flexibel zu nutzen, ist die Struktur von Infrastrukturfonds entscheidend. Dabei sind vor allem offene Infrastrukturfonds interessant, meint der globale Leiter für Infrastrukturinvestments bei Columbia Threadneedle Investments.

Heiko Schupp, Columbia Threadneedle Investments
Heiko Schupp, Columbia Threadneedle Investments© Columbia Threadneedle Investments

Privatmarktanlagen korrelieren historisch betrachtet nur gering mit traditionellen Anlageklassen. Das kann zusätzliche Stabilität ins Portfolio bringen. In diesem Zusammenhang erfreuen sich insbesondere Infrastrukturinvestments zunehmender Beliebtheit. Denn deren Ertragsströme beruhen in der Regel auf langfristigen Verträgen – und können damit berechenbarer sein. Zudem sind laufende Erträge wie beispielsweise Mautgebühren häufig an die Preisentwicklung gekoppelt und bieten Investoren damit einen gewissen Schutz vor einer möglichen Inflation, nennt Heiko Schupp, globaler Leiter für Infrastrukturinvestments bei Columbia Threadneedle Investments in einem "Instiutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag die wichtigsten Vorzüge von Infrastrukturanlagen.

Infrastrukturinvestments gewinnen an Bedeutung
Dementsprechend dynamisch wächst der Markt. So stieg die Zahl nicht börsennotierter Infrastrukturfonds dem Datenanbieter Preqin zufolge per Ende Juni 2021 auf weltweit 328 – das war ein neuer Rekord. Im Vergleich zu Beginn 2020 erhöhte sich die Anzahl der Infrastrukturfonds damit um fast 23 Prozent (siehe nachfolgende Grafik).

Anzahl der Infrastrukturfonds nimmt seit Jahren zu

Wichtiger Unterschied
Bei Infrastrukturfonds gilt es Schupp zufolge zu unterscheiden zwischen geschlossenen und offenen Strukturen. Geschlossene Fonds haben feste Laufzeiten und Volumenobergrenzen, was in der Bezeichnung „Closed End“ zum Ausdruck kommt. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei offenen „Evergreen“-Strukturen um Fonds ohne Laufzeitenden und meist auch ohne Volumenobergrenzen.

Die Mehrzahl der am Markt verfügbaren Infrastrukturfonds ist als geschlossene Fonds strukturiert. Aus rechtlicher Sicht handelt es sich dabei meist um Kommanditgesellschaften (GmbH & Co KG). Die Investoren agieren somit als Kommanditisten und tragen folglich unternehmerisches Risiko. Der Grund dafür, dass Asset Manager vor allem geschlossene Fonds auflegen, liegt im Wesentlichen an zwei entscheidenden Vorteilen für sie selbst: Zum einen ist es im Hinblick auf die Investitionen tendenziell einfacher, eine geschlossene Struktur mit einer festen Laufzeit zu verwalten. Zum anderen ist eine geschlossene Fondsstruktur für die Anbieter in der Regel attraktiver, was die Gebühreneinnahmen betrifft.

Geschlossene Infrastrukturfonds haben häufig eine Laufzeit von zehn bis 15 Jahren. Nach Laufzeitende können institutionelle Investoren ihr Geld zurückerhalten oder es gegebenenfalls reinvestieren. Während des Engagements haben sie in der Regel keine Möglichkeit, ihr Kapital zurückzubekommen. Falls sie dies dennoch wünschen, wird häufig eine Sondergebühr („Carry-Payment“) fällig. Zwar besteht teilweise die Möglichkeit, Fondsanteile am Sekundärmarkt zu verkaufen, allerdings ist der Erfolg dabei stark von der aktuellen Marktsituation abhängig.

Offene Fondsstrukturen bieten Investoren mehr Flexibilität
Bei offenen Infrastrukturfonds hingegen profitieren Investoren in der Regel von flexibleren Gebührenmodellen. Zwar ist auch hier eine anfängliche Lockup-Periode unabdingbar, um Investitionen sinnvoll tätigen zu können. Anschließend haben offene Infrastrukturfonds meist jedoch klare Rückzahlungsmechanismen und sind beispielsweise zweimal jährlich für Anteilsrückgaben geöffnet. Um dies zu ermöglichen, kommt es auf das richtige Liquiditätsmanagement und die Diversifizierung der Investoren an. Zudem können Asset Manager bei offenen Strukturen Renditen flexibler ausschütten. Denn anders als bei geschlossenen ist es offenen Fonds aufgrund der unbegrenzten Laufzeiten und Volumenobergrenzen möglich, das Kapital flexibler zu verwenden und somit regelmä?ige Ausschüttungen an die Investoren weiterzuleiten.

Kein Investitionsstau, J-Kurve weniger ausgeprägt
Neben flexibleren Gebühren- und Ausschüttungsprofilen profitieren Investoren bei offenen Strukturen davon, dass es keinen Investitionsstau gibt. Die Asset Manager können das investierte Kapital meist innerhalb von drei bis fünf Monaten nach der Zusage einsetzen. Dies trägt dazu bei, die sogenannte „J-Kurve“ zu minimieren.

Hintergrund dafür ist, dass bei geschlossenen Strukturen in den Anfangsjahren häufig negative Renditen auftreten, zum Beispiel wegen anfallender Investitionskosten oder Managementgebühren. Erst später drehen die Wertentwicklungen ins Positive. "Bei grafischer Darstellung erinnert diese Entwicklung an den Buchstaben „J“. Offene Strukturen durchschreiten das Tal der negativen Renditen in der Regel schneller, da sie bereits vor dem Einstieg der Investoren Vermögenswerte erwerben", erklärt Schupp.

Portfoliomanager können Opportunitäten umfassender nutzen
Hinzu kommen verschiedene Anlagevorteile, wobei Schupp zufolge vor allem folgende hervorstechen:

  1. Erstens sind Asset Manager bei offenen Strukturen in der Lage, flexibler auf ein sich veränderndes Makroumfeld zu reagieren, denn ihr Anlagehorizont ist uneingeschränkt. Im Gegensatz kann ein definiertes Laufzeitende dem langfristigen Charakter von Infrastrukturanlagen naturgemäß nicht optimal gerecht werden.
  2. Zweitens können offene Fonds je nach Bedarf weiteres Kapital aufnehmen, um zusätzliche Opportunitäten zu nutzen.
  3. Drittens kann ein langfristiger Anlagehorizont die Verhandlungsposition des Portfoliomanagements gegenüber Verkäufern, Aufsichtsbehörden und dem öffentlichen Sektor stärken.
  4. Und viertens führt eine zeitlich uneingeschränkte Strategie dazu, dass das Portfoliomanagement Nachhaltigkeitsaspekte umfassender in Anlageentscheidungen integrieren kann. Dies gilt unter anderem auch für Investitionen in die Schiff- und Luftfahrtbranche, in denen nachhaltige Aspekte auf den ersten Blick nicht unbedingt auf der Hand liegen.

"Angesichts dieser vielfältigen Vorteile überrascht es nicht, dass der Markt für Evergreen-Infrastrukturfonds allmählich wächst. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage institutioneller Investoren nach entsprechenden Lösungen weiter steigen wird", erklärt Schupp abschließend. (aa)

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