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In Gold We Trust-Report 2021: Das sind die wichtigsten Prognosen

Der neueste, von den beiden Incrementum-Partnern Ronald-Peter Stöferle und Mark Valek publizierte „In Gold We Trust“-Report liefert Investoren jede Menge gedankliches Rüstzeug, um ihre Portfolios besser aufzustellen. Vor allem die Auswirkungen des „monetären Klimawandels“ sollten beobachtet werden.

„Derzeit dreht sich alles um den Klimawandel“, erklärte Incrementum-Partner und Studienautor Ronald-Peter Stöferle am Beginn der Präsentation des neuesten „In Gold We Trust“-Reports. Daher titelten Stöferle und Co-Autor Mark Valek das diesjährige Cover mit dem Leitmotiv „Monetärer Klimawandel“. Zu Erklärung: Der Begriff beschreibt den vielschichtigen Paradigmenwechsel, der durch die Pandemie und die politischen Reaktionen darauf ausgelöst wurde. Tiefgreifende Veränderungen in der Fiskal- und Geldpolitik würden Stöferle und Valek zufolge spürbare Konsequenzen auf das Geldsystem und letztlich auch auf die Bevölkerung haben. „Das Pendel schwingt derzeit von Deflation in Richtung Inflation“, betont Stöferle.

Höhere Inflation: Gekommen, um zu bleiben
„Eine Begleiterscheinung des monetären Klimawandels ist die schier unbegrenzte Liquidität, die seit Beginn der Corona-Pandemie die Märkte überschwemmt und bereits eine merkliche Anhebung des Vermögenspreis- und mittlerweile auch des Konsumentenpreisniveaus bewirkt hat“, erklärt Stöferle. Eine der möglicherweise dramatischsten Konsequenzen, welche das neue monetäre Klima mit sich bringen könnte, ist die Renaissance der Verbraucherpreisinflation. „Unserer Meinung nach befinden wir uns derzeit erst in der Anfangsphase einer inflationären Entwicklung“, ist Valek angesichts einer Preissteigerungsrate von jüngst rund vier Prozent in den USA überzeugt.

Für ein künftig höheres Inflationsniveau sprechen die laut Studienautoren stark inflationierte, also gestiegene Geldmenge und insbesondere ein erfolgter Wiederanstieg der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Die Umlaufgeschwindigkeit ging während der Krise zurück und hat sich seit kurzem mit dem Wiederaufsperren zahlreicher Branchen nach dem Shut-Downs wieder erholt.

Darüber hinaus ändern Zentralbanken ihre geldpolitische Strategie. „Im Falle der EZB erwarten wir in wenigen Monaten eine Ankündigung eines neuen, laxeren Inflationsziels. Voraussichtlich wird das derzeitige Inflationsziel auf ein durchschnittliches Inflationsziel verwässert, wie es die Federal Reserve bereits umgesetzt hat“, so Stöferle und Valek.

Höhere Inflation führt zu niedrigeren Realzinsen
Obwohl die nominellen Zinsen in den letzten Monaten gestiegen sind, bleiben sie historisch betrachtet niedrig und real meist negativ. Einer Analyse des World Gold Council zufolge müssten die Realzinsen in den USA auf über 2,5 Prozent steigen, um einen bedeutenden langfristigen negativen Einfluss auf den Goldpreis zu haben. Dies bestätigen auch quantitativen Auswertungen von Incrementum: In einem Umfeld negativer Realzinsen liegt die durchschnittliche annualisierte Performance von Gold nominell bei 19,3 Prozent und real bei 11,4 Prozent. „Das sind für Gold positive Nachrichten, da wir mehr denn je davon überzeugt sind, dass negative Realzinsen die „neue Normalität“ sind“, so Valek.

Hohe Staatsverschuldung verunmöglicht signifikante Zinserhöhungen
Die Corona-Pandemie hat die Staatsschulden massiv ansteigen lassen. Insbesondere die USA haben 2020 ein für Friedenszeiten rekordhohes Defizit von 18,7 Prozent des BIP verbucht und 2021 dürfte das Defizit nur unwesentlich niedriger ausfallen. Mittelfristig wird das die USA – aber nicht nur sie – vor erhebliche Probleme stellen, denn der Zinsdienst wird deutlich anziehen, wie die Grafik in der obigen Bildergalerie zeigt.

Yield Curve Control und negative Realzinsen ante Portas
Aus diesem Grund sei es wesentlich wahrscheinlicher, dass die Zentralbanken durch eine Geldpolitik der „Yield Curve Control“ die Zinsen auf niedrigem Niveau deckeln werden. Sollte gleichzeitig die Inflation (stark) anziehen, könnte durch (deutlich) negative Realzinsen die Staatsverschuldung signifikant reduziert werden. Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es den USA, aber auch Großbritannien und Frankreich, auf diesem Weg die Staatsverschuldung abzubauen. „Daher ist eine nachhaltige Zinswende unwahrscheinlich denn je“, betonte Stöferle bei der Präsentation.

Veränderte Korrelation könnte Portfolios devastieren
Der monetäre Klimawandel stellt traditionelle Portfolio-Allokationen auf den Kopf, denn bei jedem Wechsel des Inflationsregimes ändert sich auch die Dynamik der Erträge und der Korrelationen im Portfolio. Gefährlich wird es für Investoren, wenn angesichts steigender Inflationsraten und Zinsen die derzeit negative Korrelation zwischen Aktien und Anleihen, die für stabilere Portfolios sorgt, positiv wird und in Folge Aktien als auch Anleihen gleichzeitig an Wert verlieren. In diesem Worst Case-Szenario könnten Rohstoffe ein sicherer Hafen sein.

„Nach einem jahrelangen Winterschlaf sind die Rohstoffpreise nun erwacht. Es ist gut möglich, dass sich die 2010er-Jahre als eine Wiederholung der 1960er- Jahre und die 2020er-Jahre als die der 1970er-Jahre entpuppen werden. Aus unserer Sicht verdichten sich die Anzeichen jedenfalls deutlich, dass der gesamte Bereich der inflationssensitiven Vermögenswerte am Anfang eines ausgeprägten Bullenmarktes, ähnlich jenem der 1970er-Jahre, stehen könnte“, prognostiziert Stöferle, mit Verweis auf den in der obigen Bildergalerie angeführten Chart.

Goldene Zeiten für Silber
Insbesondere bei steigenden Inflationsraten sei absehbar, dass auch der Silberpreis deutliche Gewinne verbuchen könnte. „Neben seiner Eigenschaft als Inflationsschutz spricht auch seine Nutzung als Industriemetall für ein Silberinvestment. So sind die massiv forcierten „grünen Technologien“ wie z. B. die Photovoltaik, ohne Silber nicht umsetzbar.“, erklärt Valek. Ein Vergleich mit den vergangenen Silberbullenmärkten zeigt, dass typischerweise am Ende des Trends eine Beschleunigung stattfand. Diese Phase dürfte noch bevorstehen, wie der Bildergaleriechart zeigt.

Goldpreisprognose
Aktuell würden laut den beiden Studienautoren viele Marktteilnehmer die weitreichenden Konsequenzen des monetären Klimawandels noch nicht vollständig begreifen. Auf die zuletzt höher als erwarteten Inflationszahlen reagierte der Markt in den vergangenen Monaten stets mit steigenden Renditen und kurzfristig fallenden Goldpreisen. Dies spiegele die Erwartung wider, dass die Inflation von den Zentralbanken effektiv bekämpft werden wird und nur ein temporäres Phänomen ist. „Wie wir im In Gold We Trust-Report ausführlich darlegen, sind wir gänzlich anderer Meinung“, betonen Stoeferle und Valek. Ihrer Meinung hat der Goldpreis auf lange Sicht sehr viel Luft nach oben.

Aber bereits dieses Jahr soll sich der Preis des gelben Edelmetalls deutlich nach oben bewegen, prognostizieren die beiden Fondsmanager: Auf Grundlage eines Preismodells, das die Preise am Gold-Optionsmarkt heranzieht, besteht eine Wahrscheinlichkeit von fast 45 Prozent, dass im Dezember 2021 ein neues 52-Wochen-Hoch – 2.100 US-Dollar oder höher – und damit auch gleichzeitig ein neues Allzeithoch markiert wird.

„Zudem bestätigen wir uns langfristiges Goldpreisziel, das wir im In Gold We Trust-Report 2020 mit unserem proprietären Goldpreismodell berechnet haben. Dieses liegt im Basisszenario am Ende der Dekade bei 4.800 US-Dollar“, erklärt Valek abschließend. (aa)

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