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Immobilien: Vom Saulus zum Paulus

Die Immobilie als Investitionsobjekt ist der weltweit größte Verbraucher von Primärenergie und produziert am meisten Treibhausgase. Gerade darin besteht jedoch ihr größtes Impact-Potenzial. Je mehr zu bewegen ist, desto höher der Hebel beim Nachhaltigkeitsgewinn.

Offene Immobilienfonds gelten, zumal seit ihrer Durchregulierung per Kapitalanlagegesetzbuch, als risikoarmes Basisinvestment für jedermann. Die Immobilie ist neben Aktien und Renten der wichtigste Bestandteil jedes ausgewogenen Anlageportfolios und für institutionelle Investoren ohnehin tragende Säule im Vermögensmanagement.

Verheerende Ökobilanz
Wäre da nur nicht ihre verheerende Ökobilanz. Investmentimmobilien verbrauchen weltweit rund 40 Prozent der Energie und sind für die Emission von etwa 30 Prozent klimaschädigender Treibhausgase verantwortlich, wie die UN in einem Arbeitspapier zur Umsetzung der Pariser Klimaziele in der Immobilienwirtschaft darstellt. Die Immobilie ist der Klimasünder Nummer eins, noch vor dem Automobil.

Vor diesem disparaten Hintergrund treten verstärkt Immobilien-Impact-Fonds auf den Plan, die versprechen, zusätzlich zur bekannt soliden Rendite auch noch einen nennenswerten ökologischen und sozialen Beitrag zu leisten. „Immobilien spielen eine entscheidende Rolle in unserem Leben, und wirkungsvolle Investitionen in Immobilien können einen wesentlichen Beitrag für die Gesellschaft und die Umwelt leisten“, sagt Gaston Brandes, der das Portfolio des Franklin Templeton Social Infrastructure Fund managt. „Den Impact von Immobilien zu ignorieren hieße, eine Möglichkeit auszuschließen, den Klimawandel zu bekämpfen und inklusives Wachstum mit Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Wohnraum für lokale Gemeinschaften zu schaffen.“

Nicht trotz, sondern wegen
Mit der Immobilie lassen sich nicht trotz, sondern wegen ihres großen Aufholbedarfs im Hinblick auf ihre ökologische und soziale Verträglichkeit erstaunliche Vorher-Nachher-Effekte erzielen. „Gerade weil Immobilien große Teile des weltweiten CO2 produzieren, kann man mit ihnen einen nennenswerten Impact bewirken“, sagt Thomas Beyerle, Geschäftsführer bei Catella Property Valuation, „der Hebel, eine positive Veränderung herbeizuführen, ist sicherlich wirkungsvoller als bei Aktien oder Bonds.“ Dem stimmt Claus Thomas, Vorsitzender der Geschäftsführung von BNP Paribas Real Estate Investment Management, zu: „Bei Investitionen in Wertpapieren lassen sich zwar Ausschlusskriterien vergleichsweise einfach berücksichtigen, aber direkten Impact erreicht ein Investment Manager unseres Erachtens viel besser bei Immobilien.“

Das Beste aus beiden Welten
„Man muss keine Rendite für einen ESG-Mehrwert aufgeben“, sagt Tanja Volksheimer, Portfoliomanagerin bei Nuveen Real Estate, und gibt ein Beispiel. Für eine ihrer Fondsimmobilien hat sie durchgerechnet, „wie es sich darstellt, wenn wir die Hälfte der Fläche zu nur zwei Drittel des Marktpreises vermieten“. Und zwar ohne die ­Differenz über ein Förderungsprogramm ­ersetzt zu bekommen, wie sie betont. Mit Mietern aus einer geringeren Einkommensklasse, die aber zum Beispiel als Krankenschwester oder Polizist stadtnah wohnen müssen, ließe sich eine ganz andere Resilienz darstellen, fasst sie zusammen. „Wir haben kaum Fluktuation und einen stabilen Cashflow.“ Man müsse jedenfalls genau hinsehen, was man mache, und es sei nicht trivial, es aufzusetzen. „Aber die Kombination von Rendite und Impact ist machbar.“

Ob man Behauptungen dieser Art tatsächlich zustimmen kann, hat sich die US-amerikanische Investmentberatungsgesellschaft Cambridge Associates angesehen, sie ermittelt vierteljährlich Benchmarks für Impact-Investments in Sachwerte.

Gute Rendite
„Real-Asset-Impact-Investoren“, heißt es in der jüngsten Ausgabe, „können marktübliche Renditen erzielen.“ Die realisierten Ergebnisse würden jedoch stark variieren – und zwar nicht nur nach Betrachtungszeitraum und Segment, sondern auch innerhalb der Segmente. In einer Langzeitbetrachtung der Ergebnisse von 24 Immobilienfonds, die den Nachhaltigkeitskriterien entsprachen, ergab sich über ­einen Zeitraum von 20 Jahren eine mittlere IRR-Rendite von 6,85 Prozent pro Jahr. Gutes Geld – im doppelten Wortsinn – ist über Impact-Investments im Immobilienbereich also kein frommer Wunsch, sondern eine erfreuliche Realität.

Die ausführliche Analyse finden Sie in in der gedruckten Institutional Money Impact-Sonderausgabe 2 | 2021 oder im E-Magazin.(tw/hw)

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