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I-CV: Kreditrisiken rücken wieder in den Vordergrund

Der Swiss Bond Congress des unabhängigen Kreditresearch-Unternehmens Independent Credit View (I-CV) ist der wichtigste Treffpunkt in der Schweiz für institutionelle Anleiheninvestoren und Risikomanager.

Christian Fischer, CEO und Senior Partner von I-CV
Christian Fischer, CEO und Senior Partner von I-CV© Thomas Entzeroth

Die elfte Ausgabe des Swiss Bond Congress präsentierte den rund 120 Gästen aus der gesamten D-A-CH-Region am 19. September zahlreiche Vorträge, Workshops und zwei Podiumsdiskussionen zu Zinsumfeld und Geopolitik. Als Keynote-Sprecher fungierte Prof. Dr. Jürgen Stark, ehemaliger Chefvolkswirt der EZB. Nach der EZB, der SNB (Schweizerischen Nationalbank) und zahlreichen Zentralbanken in den Schwellenländern hat nun auch die US-Notenbank Fed den Schritt der Zinssenkung getan. Damit treten die Finanzmärkte in einen neuen Zyklus ein. So kam der Swiss Bond Congress (SBC) zur optimalen Zeit, um Chancen und Risiken der Finanz- und insbesondere der Anleihenmärkte zu beleuchten. Aktuell bewegen sich diese im Spannungsfeld zwischen Inflationsrisiken, konjunktureller Abkühlung und geopolitischen Brandherden. Unbeeindruckt davon steigen die Aktienmärkte und die Kreditrisikoprämien engen sich weiter ein. Letztere bieten keinen Puffer mehr für Unvorhergesehenes, und angesichts der Rezessionsgefahrrücken rücken die Kreditrisiken wieder vermehrt in den Vordergrund.

Mannigfaltige Fragestellungen
„Zudem werden in diesem Umfeld die Prognosen der Unternehmen vorsichtiger, die Konsumenten zurückhaltender, während die Störfaktoren mannigfaltig bleiben. So stellen sich Fragen wie zum Beispiel: Was passiert, wenn die Inflation wieder ansteigt, sich die geopolitischen Krisen weiter ausbreiten oder das erhöhte Zinsniveau die Konjunktur doch stärker in Mitleidenschaft zieht? Wie lange dulden die Kapitalmärkte noch die ausufernde Verschuldung westlicher Staaten? Diesen und weiteren Fragestellungen gingen wir im Rahmen des diesjährigen SBC auf den Grund und ordneten die Situation an den Anleihen- und Kreditmärkten ein. Dank hoher Fachexpertise auf dem Podium gelang es, Chancen und Risiken zu beleuchten, um künftige Anlageentscheidungen auf fundierter Basis zu treffen“, so Christian Fischer, CEO von I-CV.

Mahnende Worte vom ehemaligen EZB-Chefvolkswirt Prof. Dr. Jürgen Stark
Zu Beginn der Veranstaltung führten drei I-CV-Experten eine Standortbestimmung der Kreditmärkte durch. Die Analysten René Hermann, Guido Versondert und Andrea Giuseppe Frey beleuchteten speziell das aktuelle Umfeld für Länder, Unternehmen und Banken. Ihnen folgte ein Vortrag von Raphael Widmer, seit 2017 CFO bei Stadler Rail. Er führte dabei aus, welchen Herausforderungen aber auch Chancen sich das Unternehmen in einem schwierigen Marktumfeld stellen muss.

Keynote
Die zweite Hälfte des Vormittags bestimmten der Keynote-Vortrag des ehemaligen Chefvolkswirts der EZB, Prof. Dr. Jürgen Stark (Bild links), mit dem Titel „Europa – Schulden ohne Sühne?“. Zum Abschluss seiner prägnanten Ausführungen mahnte er an, dass das Risiko einer erneuten Staatsschuldenkrise im Euro-Gebiet trotz höherer Resilienz deutlich gestiegen ist.

Podiumsdiskussion
anach folgte die Podiumsdiskussion zu Zinsumfeld & Verschuldung. Moderator Mark Dittli, Schweizer Finanz- und Wirtschaftsjournalist, ging der Frage nach, auf welche Entwicklungen sich Kreditinvestoren vorbereiten müssen. Das Expertengremium bestand aus Matthias Geissbühler (CIO Raiffeisen Schweiz), Prof. Dr. Jürgen Stark, Beat Thoma (CIO Fisch Asset Management) und Michael Best (Berlin Global Advisors).

Nach der Mittagspause ging es mit drei Vorträgen weiter
Den Anfang machte Thomas Fischli-Rutz von Co-Veranstalter Fisch Asset Management mit einem Blick auf die Anlagechancen bei CHF-Obligationen. Ihm folgte Götz Michl, Head of Funding & Debt Investor Relations bei der Deutschen Pfandbriefbank, welche im letzten Jahr mit einer hohen Marktvolatilität zu kämpfen hatte. Den Abschluss dieses Blocks übernahm I-CV. Michael Dawson Kropf und Marc Meili gingen der Frage nach, ob es zwischen Immobilienmarkt und Banken eine unheilvolle Korrelation gibt. Das Fazit lautete: Eine Stabilisierung der Immobilienmärkte ist vom Markt bereits eingepreist, womit das Potenzial für negative Überraschungen hoch bleibt. Parallel fanden Workshops statt, bei denen ein fachlicher Austausch mit I-CV- und Fisch-Experten im 1:1 Format möglich war.

Anlageempfehlung «Qualität vor Risiko» und Geopolitik im Blick behalten
Die Nachmittagssession startete mit dem Vortrag von Fabian Keller, Head of Research bei I-CV, der diesen Titel wählte: „Kreditrisikoprämien ohne Sicherheitsmarge – sind Investoren bei Unternehmensanleihen zu sorglos?“. Schlussfolgernd lautet I-CVs Anlageempfehlung zurzeit „Qualität vor Risiko“ angesichts der engen Risikoprämien, fehlenden Bonitätsdifferenzierungen und des fragilen Marktumfelds. Michael Best, Partner Berlin Global Advisors, ging im Anschluss im Rahmen einer „Impuls Note Geopolitik“ auf die Frage ein: Wie begegnen wir der neuen Weltordnung? Dabei blickte er nach China, in die USA mit der Präsidentschaftswahl sowie nach Europa und gab seine Handlungsvorschläge den Investoren ab. Passend dazu folgt die Podiumsdiskussion mit Blick auf die Geopolitik und ob sie das größte Tail-Risiko für die Bondmärkte darstellt.

Michael Best (Berlin Global Advisors), Beat Thoma (CIO Fisch Asset Management), Guido Versondert (Senior Credit Analyst I-CV) und Thomas Fischer (CIO Berner Kantonalbank) diskutierten in dieser Runde insbesondere über das China-Risiko und die Auswirkungen einer möglichen Eskalation militärischer Konflikte auf die Bondmärkte. (kb)

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