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Höhere Dividenden würden die japanische Börse stabilisieren

Noch ist unklar, wer nach dem Rückzug von Ministerpräsident Suga Japan künftig steuern wird. Klar ist aber, dass die Unternehmensgewinne für die Börse eine mindestens ebenso große Rolle spielen. Und bei diesen zeigt Nikko AM überraschend positive Trends auf.

John Vail, Chief Global Strategist bei Nikko Asset Management
John Vail, Chief Global Strategist bei Nikko Asset Management© Nikko AM

Die japanischen Unternehmensgewinne für das zweite Quartal des laufenden Jahres haben positiv überrascht. Sie lagen nahe am Rekordhoch aus dem dritten Quartal 2018. "Dazu trugen vor allem der nichtfinanzielle Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe bei, letzteres auf Rekordniveau", weiß John Vail, Chief Global Strategist bei Nikko Asset Management, zu berichten.

Geht die Rekordjagd trotz des niedrigen Wirtschaftswachstums weiter?
Aufgrund der Senkung der Unternehmenssteuern vor einigen Jahren sind die Nettogewinnspannen, die nicht veröffentlicht werden, noch stärker gestiegen als die Vor-Steuer-Gewinne. Die Aktionäre konnten außerdem von höheren Dividenden und Aktienrückkäufen profitieren. Aufgrund von Aktienrückkäufen wuchs - und wächst - der Gewinn pro Aktie noch schneller als der Nettogewinn.

Seit 2013 Dividendenverdoppelung bei den Tokyo Stock Exchange Index-Titeln
Eine Aktien-/Dividendenkultur bei Japans Privatanlegern könnte die zukünftigen Entwicklungen stabilisieren. Seit dem Platzen der Blase in den 1980er Jahren habe sich das Image von Aktieninvestitionen allmählich verbessert, so Vail: "Eine strukturell höhere Ausschüttungsquote wäre hierzu der Königsweg: Die meisten inländischen Kleinanleger schätzen Dividendenerträge sehr viel mehr als Rückkäufe, insbesondere angesichts der vorherrschenden niedrigen oder negativen Zinsen. In den vergangenen Jahren wurden hier große Fortschritte erzielt. Viele weitere sind nötig."

Corporate-Governance-Reformen heute weitreichend akzeptiert
Selbst zurückhaltende Dividendenzahler der Vergangenheit dürften inzwischen zugeben, dass ihr früherer Widerstand gegen die Corporate-Governance-Reformen ungerechtfertigt war, mient Vail. Entsprechend sollten sie erkennen, dass das Halten von überschüssigen Barmitteln ungerechtfertigt und Japans Ausschüttungsquote im Vergleich zu anderen Industriestaaten niedrig ist. Leider ziehen viele Unternehmen Rückkäufe den Dividenden vor, und zwar aus genau dem falschen Grund: Dividenden sind beständig und lassen sich nur schwer kürzen, während sich Rückkäufe ohne große Verlegenheit auf Null reduzieren lassen. Dieses Argument suggeriert Aktionären jedoch, dass diese Unternehmen wenig Vertrauen in ihre Zukunft haben – eine etwas blamable und wahrscheinlich viel zu konservative Haltung.

Vorschlag
Um die Aktienkurse wirksam zu stützen, so Vail weiter, sollte kommuniziert werden, dass die Dividenden auch in einer Rezession auf hohem Niveau gehalten werden – es sei denn, das Unternehmen ist finanziell ernsthaft bedroht. "Dies dürfte den Nikkei davor schützen, in unruhigen Zeiten zu weit zu fallen; die angstgetriebene Volatilität würde abnehmen. Die seit langem angestrebte inländische Aktienkultur würde gefestigt, und auch ausländische Anleger würden sich japanischen Aktien wieder stärker zuwenden." (kb)

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