Logo von Institutional Money
| Märkte

Hedgefonds profitieren von Rezessionsangst und Vola-Ausschlägen

HFRI Event-Driven und Equity Hedge Indizes hielten sich im Juli, makro-trendfolgende CTAs erlitten jedoch weitere Verluste, meldet Datensammler und Index-Provider Hedge Fund Research Inc. (HFR).

Kenneth J. Heinz, Präsident von Hedge Fund Research Inc. (HFR)
Kenneth J. Heinz, Präsident von Hedge Fund Research Inc. (HFR)© HFR

Vor dem Hintergrund wachsender Rezessionssorgen und steigender Volatilität zum Monatsende konnten Hedgefonds ihr Anlagevermögen im Juli weiter ausbauen. Anfang August schlugen die bisherigen Inflationsängste schnell in Rezessionsängste um, die durch die unsichere geopolitische Lage noch verstärkt wurden. An den Aktienmärkten kam es zu massiven Kurseinbrüchen, die Aktien großer Technologieunternehmen verloren deutlich an Wert. Laut den kürzlich veröffentlichten Daten von HFR legte der HFRI Fund Weighted Composite Index (FWC) im Juli um 0,8 Prozent zu, Event-Driven- und Equity-Hedge-Strategien führten das Feld an. Der HFR Cryptocurrency Index stieg im Juli um geschätzte 5,4 Prozent und konnte seine Rendite seit Jahresbeginn damit auf 32,1 Prozent ausbauen.

Die Performance-Streuung nahm im Juli zu
Der Gewinn im obersten Dezil der HFRI FWC-Indexmitglieder lag bei durchschnittlich 8,0 Prozent, der Verlust im untersten Dezil bei durchschnittlich minus 5,4 Prozent, was einer Renditebandbreite von 13,4 Prozent entspricht (Juni: 11,2 Prozent). In den letzten zwölf Monaten bis Juli 2024 betrug die Rendite im obersten Dezil 33,1 Prozent, im untersten Dezil dagegen minus 12,7 Prozent (45,8 Prozent). Etwa zwei Drittel der Hedgefonds beendeten den Juli mit Gewinnen.

Event-Driven (ED)-Strategien, die häufig in unbeliebte und unterbewertete Aktien investieren oder auf M&A-Situationen spekulieren, warfen im Juli die höchsten Renditen ab, angeführt von Activist-, Merger Arbitrage- und Distressed-Strategien, die von der Aussicht auf fallende Zinsen in Europa und in den USA und einem möglichen deutlichen Anstieg der Fusionen und Übernahmen im zweiten Halbjahr profitierten. Der HFRI Event-Driven (Total) Index stieg um 2,5 Prozent, angeführt vom HFRI ED: Activist Index (plus 7,1 Prozent), dem HFRI ED: Merger Arbitrage Index (plus 2,5 Prozent) und dem HFRI ED: Distressed Index (plus 2,4 Prozent).

Equity-Hedgefonds (EH) mit spezialisierten Long- und Short-Teilstrategien beendeten den Juli ebenfalls im Plus, an der Spitze standen Multi-Strategy- und Fundamental-Value-Teilstrategien, die sich für sinkende US-Zinsen und Inflationszahlen aufstellten und so ihre Verluste des Vormonats wieder aufholen konnten. Nach einem geschätzten Plus von 1,35 Prozent im Juli stieg die Rendite HFRI Equity Hedge (Total) Index seit Jahresbeginn auf 7,6 Prozent, womit der Index in diesem Jahr vorne liegt (Stand: Ende Juli). Im EH-Teilsegment führten der HFRI EH: Multi-Strategy Index (plus 3,0 Prozent) und der HFRI EH: Fundamental Value Index (plus 2,2 Prozent) das Feld an. Mit einer Rendite von 12,7 Prozent liegt der HFRI EH: Quantitative Directional Index nach den ersten sieben Monaten des Jahres vor allen anderen Teilstrategien.

Zinssensitive Fixed-Income-Strategien legten im Juli ebenfalls zu, zumal sich die Manager auch in diesem Segment für sinkende Zinsen, schwächere Inflation und steigende geopolitische Unsicherheit aufstellen. Der HFRI Relative Value (Total) Index stieg im Juli um geschätzte 0,8 Prozent. Die Rendite der RVA-Teilstrategie wurde vom HFRI RV: Yield Alternatives Index (plus 1,6 Prozent) und dem HFRI RV: FI-Convertible Arbitrage Index (plus 1,2 Prozent) übertroffen, der HFRI RV: Volatility Index legte um 0,7 Prozent zu.

Makro-Strategien kamen durch sinkende Rohstoffpreise und Zinsen unter Druck und beendeten den Monat mit Verlusten, die wie schon im Vormonat vor allem auf quantitative trendfolgende CTA-Strategien sowie fundamentale Rohstoff-Exposures zurückgingen. Der HFRI Macro (Total) Index beendete bereits den dritten Monat in Folge mit Verlusten (minus 1,0 Prozent), zu denen vor allem der HFRI Macro: Systematic Diversified Index und der HFRI Macro: Commodity Index (jeweils minus 2,1 Prozent) beitrugen und die durch den HFRI Macro: Discretionary Thematic Index (plus 1,1 Prozent) nur zum Teil ausgeglichen wurden.

Liquide alternative UCITS-Strategien beendeten den Juli ebenfalls im Plus: Der HFRX Global Hedge Fund Index stieg um 0,74 Prozent, angeführt vom HFRX Event Driven Index (plus 1,46 Prozent). Der HFRX Market Directional Index wies einen Gewinn von 1,0 Prozent aus, der HFRI Diversity Index lag um geschätzte 0,95 Prozent im Plus, wohingegen der HFRI Women Index um 1,2 Prozent fiel.

Zusammenfassung
„Im Juli wurde aus geopolitischer Ungewissheit sehr schnell wirtschaftliche Unsicherheit, Anfang August schlugen Inflationssorgen in Rezessionsängste um, die historische Volatilitätsausschläge und Verwerfungen an den globalen Aktien-, Anleihe- und Devisenmärkten zur Folge hatten. Hedgefonds konnten sich in diesem Umfeld jedoch behaupten. Im zweiten Halbjahr stellen sich Investoren auf politische Kurswechsel, aber auch anhaltende militärische Konflikte sowie fallende Zinsen in den USA und in Europa ein. Vor diesem Hintergrund konnten Event-Driven- und Equity-Hedge-Strategien die höchsten Renditen abwerfen,“ so Kenneth J. Heinz, Präsident von HFR.

„Aus diesen beispiellosen politischen und geopolitischen Risiken erwuchsen schließlich wirtschaftliche Risiken, die Anfang August erhebliche Kursverwerfungen auslösten. Hedgefonds waren zu diesem Zeitpunkt bereits für ein instabiles Zins- und Inflationsumfeld aufgestellt, das die Risiken durch bestehende und potenzielle militärische Konflikte zusätzlich verstärkt. In den letzten Juli- und ersten Augusttagen verwandelte sich die Stärke der US-amerikanischen Technologiegiganten in eine wachstumsbedingte Schwäche und strategische Volatilität, wobei sich die dynamischen und möglicherweise destabilisierenden politischen Veränderungen und Verwerfungen auf alle Strategien auswirkten. Diese deutlichen Trends werden sich im zweiten Halbjahr fortsetzen. Institutionen, die an defensiven Strategien zum Kapitalerhalt und Schutz ihrer Portfolios interessiert sind und das volatilitätsbedingte Anlagepotential ausschöpfen wollen, werden wahrscheinlich weiter in jene Hedgefonds investieren, die in den letzten Monaten und Jahren beweisen konnten, dass sie diese dynamischen Risiken steuern können.“ (kb)

Dieses Seite teilen