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Hans-Werner Sinn: Europas Russland-Sanktionen stärken letztlich China

Prof. Hans-Werner Sinn analysiert mögliche Folgen der Russland-Sanktionen. Er schließt eine russische Staatspleite nicht aus und warnt, dass Europa durch seinen Verzicht auf Öl und Gas aus Russland letztlich China stärkt.

Hans-Werner Sinn, ehemals Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München
Hans-Werner Sinn, ehemals Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München© Marlene Fröhlich / FONDS professionell

Der Wirtschaftsforscher Hans-Werner Sinn befürchtet, die harten wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland könnten dazu führen, dass der russische Staat zahlungsunfähig wird. Das steht in einem Bericht der österreichischen Tageszeitung "Kurier“. Die russische Notenbank müsste in einer Situation wie derzeit eigentlich Rubel ankaufen, argumentiert der ehemalige Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München. Doch Russlands Devisenreserven sind eingefroren. Und ohne ihre Dollar- und Euro-Reserven, so Sinn, könne die Notenbank den Rubel-Verfall nicht aufhalten.

Auch auf das übrige Westeuropa könnten sich die Russland-Sanktionen massiv auswirken, erklärte Sinn demnach im "Kurier“: "Russlands Rohstoffe und Westeuropas Industrieproduktion passten perfekt zusammen.“ Exporte, die nun ausfallen, verkaufe Russland stattdessen an die Volksrepublik China. "Wir Europäer verzichten freiwillig auf Brennstoffe, für die es einen Weltmarkt gibt.“ So würden die Europäer den Weltmarktpreis dieser Brennstoffe drücken und ihre Nachfrage anderswo fördern. "Dem Klima hilft unsere Politik nicht“, folgert Sinn. "Wohl aber unseren Konkurrenten auf den Weltmärkten.“

Staatsbeteiligung an Banken und Zinswende
Ökonom Sinn findet staatliche Hilfe für österreichische Banken mit starkem Russland-Engagement sinnvoll, aber nur in Form von Eigenkapital und dann gegen Anteile.

Die Europäische Zentralbank sollte aus Sinns Sicht die Zinsen anheben. Das bremse die "schädliche Überschuss-Nachfrage“ und wäre eine wirksame, ansonsten unschädliche Anti-Inflationspolitik, sagt Sinn. (fp)

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