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Gründung eines deutschen Staatsfonds fließt in Wahlprogramme ein

Dr. Andreas Schyra, Dozent an der FOM Hochschule und Vorstandsmitglied der PVV AG, hat sich mit der Gründung eines deutschen Staatsfonds beschäftigt und Ideen zur Konzeption sowie Mittelherkunft und -verwendung präsentiert. Diese Komponente der Rentensicherung findet nun Eingang in Wahlprogramme.

Dr. Andreas Schyra, Vortsand der Private VermögensVerwaltung AG in Essen
Dr. Andreas Schyra, Vortsand der Private VermögensVerwaltung AG in Essen© PVV AG

Der Norwegische Staatsfonds gilt weltweit als das Synonym eines staatlichen Anlagevehikels, mit dem ein Land die Vorsorge für zukünftige Generationen sichern möchte. In Deutschland existieren zwar nicht die Rohstoffvorkommen wie in manchen Regionen Skandinaviens, jedoch kursieren alternative kluge Konzepte, die insbesondere zur Sicherung der Altersvorsorge aufgebaut werden und die bisherige Rentenpolitik modernisieren könnten.

Parteien greifen Staatsfonds in Wahlprogramm auf
Neben der CDU/CSU, die ihr Konzept zur Gründung eines deutschen Staatsfonds insbesondere in Person von CDU-Rentenpolitiker Kai Whittaker präsentierte, sind den Wahlprogrammen der Grünen, der SPD und der FDP ebenfalls Gründungskonzepte eines deutschen Staatsfonds zu entnehmen. Diese Intentionen hält Dr. Andreas Schyra, Dozent an der FOM Hochschule und Vorstandsmitglied der PVV, für begrüßenswert, wobei sie allesamt sicher noch mit Verbesserungsoptionen zu optimieren sind.

Zum CDU/CSU-Modell
Mit Geburt eines jeden Kindes ist beabsichtigt, dass der Staat 4.000 Euro in einen neu zu gründenden Staatsfonds einzahlt und diversifiziert am Kapitalmarkt angelegt. Verfügungsmöglichkeiten bestehen erst zum Zeitpunkt des Renteneintritts. Kai Whittaker rechnet vor, dass bei einer Laufzeit von 67 Jahren und einer jährlichen Rendite von acht Prozent abzüglich einer zweiprozentigen Inflation, mit Erreichen des Renteneintrittsalters ein Betrag von etwa 200.000 Euro zur Verfügung stehe, welcher wiederum für eine monatliche Rente von 900 Euro bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 18 Jahren über den Renteneintritt hinaus, bereitstehet. So weit so gut…

Ambitioniertes Renditeziel
Der Grundgedanke ist sicherlich lobenswert, jedoch soll die Verwaltung der Vermögenswerte durch die gesetzliche Rentenversicherung oder die Bundesbank erfolgen. Die Leistungsfähigkeit dieser beiden Institutionen in allen Ehren, mag jedoch in Zweifel gezogen werden, ob ausgerechnet diese in der Lage sind, am Kapitalmarkt eine durchschnittliche Rendite von acht Prozent p.a. zu erzielen. Hier sei noch einmal auf den letztjährigen Vorschlag der PVV verwiesen, die Kapitalanlage unter professionellen Marktteilnehmern auszuschreiben und einer regelmäßigen Kontrolle zu unterstellen. Jeder Asset Manager wird für die Leistung eine marktgerechte Entlohnung verlangen, jedoch ist auch nicht zu erwarten, dass die gesetzliche Rentenversicherung oder die Bundesbank kostenlos tätig werden. In Deutschland existieren zahlreiche institutionelle Anleger, die umfangreiche Vermögenswerte erfolgreich betreuen und in dieser Hinsicht eine größere Expertise aufweisen als die Rentenversicherung oder die Bundesbank. Die öffentlich rechtlichen Institutionen sollten hingegen eher die Kontrolle über die zu involvierenden Institute ausüben.

Profis bei Gründung eines Staatsfonds einbeziehen
Zudem muss sichergestellt werden, dass keine alternative Mittelverwendung möglich ist. Die Historie hat gezeigt, dass große Kapitalansammlungen einen anziehenden Effekt auf Politiker ausüben, die sich allerhand alternative Ideen einfallen lassen, um die Mittel ihrem ursprünglichen Zweck zu entfremden. Die Gründung eines deutschen Staatsfonds muss mit Initiierung einem dezidierten und unveränderlichen Zweck dienen sowie unter Festlegung geeigneter, professioneller Anlagebedingungen erfolgen.

Geringe Kapitalmarktaffinität der Bürger ausgleichen
Der politisch verfolgte Gedanke ist definitiv anerkennenswert und sollte konsequent verfolgt werden. Jedoch ist es wahrscheinlich bereits vor Gründung empfehlenswert, Wirtschaftsexperten zu involvieren, damit die finale Struktur möglichst zielorientiert und optimal aufgebaut wird. Deutsche Privatpersonen sind nur äußerst eingeschränkt kapitalmarktaffin. Ein deutscher Staatsfonds, der zur Sicherung der Altersvorsorge beiträgt, kann eine derartige Anlage professionell für alle Bürger vornehmen und zukünftig benötigte Gelder aus erwirtschafteten Erträgen sicherstellen. (kb)

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