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Großbanken verdienen weiter exzellent mit fossilen Brennstoffen

Während sich die Chefs von Deutsche Bank AG, J.P. Morgan, Citigroup und anderen Kreditinstituten auf den wichtigsten UN-Klimagipfel seit sechs Jahren vorbereiten, beschaffen ihre Häuser immer noch fast genauso viel Geld für fossile Brennstoffe wie für grüne Projekte.

© Edelweiss / stock.adobe.com

Viele Wissenschaftler behaupten, die Zeit laufe ab, um eine Klimakatastrophe zu verhindern. Dennoch haben die Banken allein in diesem Jahr 459 Milliarden US-Dollar an Anleihen und Krediten für den Öl-, Gas- und Kohlesektor aufgestellt, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen. Grüne Anleihen und Kredite summieren sich demnach auf 463 Milliarden Dollar.

Seit dem Pariser Abkommen Ende 2015 haben die Banken mehr als 17 Milliarden US-Dollar an Gebühren kassiert für die Finanzierung fossiler Brennstoffaktivitäten im Umfang von fast vier Billionen Dollar und damit weiter zum Ausstoß von CO2-Emissionen beigetragen.

Fossile Brennstoffe favorisiert
Öl-, Gas- und Kohle-Finanzierungen haben jetzt erst zu grünen Finanzierungen aufgeschlossen. Seit 2016 floss insgesamt doppelt soviel in braune wie in grüne Projekte.

Aktivistenforderungen
Im Vorfeld der COP26-Klimagespräche in Glasgow fordern immer mehr Investoren und Aktivisten, dass die Banken die Finanzierung von Umweltverschmutzern einstellen - bevor es zu spät ist. “Was die Banken tun müssen, ist ganz klar”, sagte Miguel Nogales, Co-Chief Investment Officer bei Generation Investment Management, dem 36 Milliarden US-Dollar schweren Fondsverwalter, der vom ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore mitbegründet wurde. “Keine Finanzierung für neue Kohlekraftwerke, keine Finanzierung für neue Ölfelder.”

Vordergründig erkennen die Banken das Problem an
Die meisten globalen Großbanken, darunter J.P. Morgan, Citi, Deutsche Bank und Bank of America sind Teil der Glasgow Financial Alliance for Net Zero. Aber in der Realität müssen sie erst noch zeigen, dass sie ihre Kreditbücher schnell genug von CO2 befreien können. “An der Spitze vieler großer Banken ist man sich darüber im Klaren, dass man sich von der Finanzierung bestimmter Projekte im Bereich der fossilen Brennstoffe zurückziehen muss, aber viele stehen erst am Anfang dieses Weges”, sagte Jessica Ground, die in London ansässige Leiterin des Bereichs Umwelt, Soziales und Governance bei der Capital Group, die ein Vermögen von 2,6 Billionen US-Dollar verwaltet.

J.P. Morgan, die größte US-Bank, ist der weltweit führende Anbieter von Finanzierungen für die fossile Brennstoffindustrie und steht laut Bloomberg-Daten auch an erster Stelle bei der Emission von grünen Anleihen. Das in New York ansässige Unternehmen hat seit Ende 2015 rund 985 Millionen US-Dollar mit der Vermittlung von Anleihen und Krediten für die Öl-, Gas- und Kohleindustrie eingenommen. Dem stehen Einnahmen in Höhe von rund 310 Millionen Dollar aus grünen Finanzierungen gegenüber.

Finanzierung fossiler Brennstoffe macht sich bezahlt
17,8 Milliarden US-Dollar haben seit dem Pariser Klimaabkommen die Banken an Gebühren aus der Finanzierung des traditionellen Energiesektors eingenommen, nur die Hälfte davon - 8,9 Milliarden US-Dollar aus der Finanzierung grüner Projekte, wie die folgende Grafik zeigt:

Um das Engagement der einzelnen Banken zu messen, wurden in die Bloomberg-Daten die Anleihen und Konsortialkredite einbezogen, die für Unternehmen gezeichnet wurden, die Erdöl, Erdgas und Kohle fördern oder abbauen. Diese Zahlen werden mit den Schuldtiteln verglichen, die jede Bank im Namen von Unternehmen und staatlichen Emittenten für förderfähige Klima- oder Umweltprojekte arrangiert hat.

Datenlage weist Schwächen auf
Es ist zum Beispiel möglich, dass ein Kredit an ein Ölunternehmen teilweise für ein Projekt für saubere Energie verwendet wurde. zudem hat Bloomberg erst 2018 damit begonnen, Gebühren zu erfassen, die Banken mit der Vergabe von Krediten verdienen, sodass Gebühren aus den Jahren 2016 und 2017 möglicherweise unterrepräsentiert sind. Aber all das ändert nichts an der Erkenntnis, dass Banken CO2-Emissionen im Wert von Hunderten von Milliarden US-Dollar finanziert haben.

Bei J.P. Morgan sind sich die Führungskräfte der Dringlichkeit des Problems bewusst
“Der Klimawandel ist ein entscheidendes Thema unserer Zeit, und wir haben uns verpflichtet, unseren Teil dazu beizutragen”, sagte Marisa Buchanan, die globale Leiterin der Nachhaltigkeitsabteilung des Unternehmens, Anfang des Monats im Zusammenhang mit einer öffentlichen Verpflichtung zur Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts.

Finanzierungshahn zudrehen?
Nogales nannte die Entscheidung von J.P. Morgan, der Net-Zero Banking Alliance beizutreten, einen “positiven Schritt”. Aber er bezeichnete sie auch als “einen hohen Handlungsstandard, der laut der Internationalen Energieagentur (IEA) bedeutet, dass der Finanzierungshahn für neue Projekte im Bereich der fossilen Brennstoffe noch in diesem Jahr zugedreht wird”. Das Ausmaß, in dem die Unterzeichner dies tun, wird der “wirkliche Test” sein und einer, den die Investoren “sehr genau beobachten werden”, so Nogales. (kb)

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