Logo von Institutional Money
| Märkte

Green-Bond-Boom bewirkt Strafzuschlag für konventionelle Bonds

Die EU-Regulierung in Bezug auf den Umbau der EU-Wirtschaft zur Green Economy macht`s möglich: Unternehmen, die Green Bonds emittieren, profitieren neben Umweltvorteilen auch von Kostenersparnissen. Denn mittlerweile gibt es einen gewissen Strafzuschlag bei der Emission konventioneller Anleihen.

© THANIT / stock.adobe.com

In diesem Monat haben Volkswagen, Daimler und Orange Anleihen mit umweltfreundlichen Elementen zu deutlich günstigeren Kosten an den Markt gebracht als bei ihren bestehenden Papieren. Und da die Nachfrage nach den als ethisch gut empfundenen Schuldverschreibungen zunimmt, kommt es effektiv zu einer Preisstrafe, wenn sich ein Emittent gegen grüne Anleihen und für konventionelle Papiere entscheidet.

Green Bond Emissionen ersparen Geld
Laut Bloomberg-Berechnungen spart Volkswagen bei seiner Emission jährlich fast drei Millionen Euro. Der Autohersteller nahm zwei Milliarden Euro auf über zwei grüne Tranchen, die 15,4 bzw. 13,6 Basispunkte unter ihrer sehr liquiden Renditekurve für acht- bzw. zwölfjährige Schuldverschreibungen liegen, zeigen von Bloomberg zusammengestellte Daten.

Der Preisunterschied ist “viel stärker ein realer Faktor auf dem Primärmarkt als noch vor wenigen Jahren”, sagt Arthur Krebbers, Leiter Nachhaltigkeit, Unternehmen bei NatWest Markets, am Telefon. Es gab Vorschläge, den Kapitalnehmern zu sagen, dass “die Preisgestaltung nicht so gut war, weil Sie sich für eine reguläre Anleihe entschieden haben”, sagte er.

Grün gewinnt
Ähnlich war es bei Orange. Der französische Telekommunikationskonzern begab am 9. September nachhaltige Papiere zu 15,5 Basispunkten unter seiner bestehenden Renditekurve. Mit den Papieren sollen sowohl soziale Projekte als auch umweltfreundliche Initiativen finanziert werden. Die meisten umweltfreundlichen und nachhaltigen Emissionen von nichtfinanziellen Unternehmen in diesem Monat sind dem Trend gefolgt, wobei VW und Orange die größten Preiseinsparungen gegenüber ihren bestehenden Schuldverschreibungen erzielten.

* Auf Euro lautende, nichtfinanzielle ESG-Emissionen von Unternehmen, September 2020

Emittenten mit schwächerem ESG-Rating zahlen Strafzuschäge
Analysten haben die Kosten für Schuldverschreibungen von Unternehmen mit schwächeren Umwelt-, Sozial- und Governance-Qualifikationen (ESG) untersucht, um weitere Hinweise auf einen Strafzuschlag zu finden. Diese Unternehmen müssen “mehr zahlen, wenn sie bei Neuemissionen wieder auf dem Radar der Anleger stehen”, sagt Shanawaz Bhimji, ein Rentenstratege bei ABN Amro. “Die Bezeichnung Strafzuschlag ist eindeutig richtig.”

ESG-Anleihen haben Anteil von acht Prozent am Emissions-Kuchen
Die Emissionen von ESG-Anleihen machen rund acht Prozent der auf Euro lautenden öffentlich begebenen Unternehmensemissionen aus, wie Bloomberg-Daten zeigen. Immer mehr Hinweise auf Preisunterschiede könnten bei den Unternehmen die Bereitschaft zu umweltfreundlichen Emissionen gegenüber herkömmlichen Deals erhöhen, sagt Chris Bowie, einer der Portfolio-Manager des nachhaltigen kurzfristigen Rentenfonds von TwentyFour Asset Management. “Die Anlageklasse ist für Emittenten sehr günstig”, erklärt er. (kb)

Dieses Seite teilen