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Goldman Sachs publiziert Family Office Investment Insight Report

Der zweite ‘Eyes on the Horizon’ Report von Goldman Sachs zeigt, dass institutionelle Family Offices ihre “Risk-On” Allokation über alle Anlageklassen in den kommenden zwölf Monaten erhöhen und das Interesse an Kryptowährungen nachlässt.

So gediegen kann es schon einmal in einem Family Office aussehen.
So gediegen kann es schon einmal in einem Family Office aussehen.© pics721 / stock.adobe.com

Goldman Sachs Group veröffentlichte kürzlichen den zweiten Family Office Investment Insight Report 2023 unter dem Titel "Eyes on the Horizon", aus dem hervorgeht, dass viele institutionelle Family-Office-Investoren 2023 nicht auf Barmittel setzen. Mit Blick auf die nächsten zwölf Monate sind sie stattdessen risikoaffiner und erhöhen ihre Allokationen insbesondere in Aktien und Privatmärkte, während sie ihr Engagement in festverzinsliche Wertpapiere geringfügig anheben, um höhere Zinsmöglichkeiten zu nutzen. Für den aktuellen Report wurden vom 17. Januar bis 17. Februar 2023 166 institutionelle Family Offices mit einem Nettovermögen von mindestens 500 Millionen US-Dollar (93 Prozent) befragt. 72 Prozent der Befragten verfügen über mindestens eine Milliarde US-Dollar.

Hohe Flexibilität bei der Anlage gewährt spannende Einblicke
"Family Offices haben die Flexibilität, über das gesamte Risikospektrum hinweg zu investieren. Sie haben ihren relativ risikofreudigen Anlageansatz weitgehend beibehalten, um überdurchschnittliche Renditen zu erzielen", sagte Meena Flynn, Co-Leiterin im Global Private Wealth Management und Co-Leiterin der One Goldman Sachs Family Office Initiative. "Ein starker Investmentfokus auf Bereiche mit erhöhtem Risikoprofil zeigt uns, dass Family Offices hier gute Chancen sehen, zusätzliches Alpha zu erzielen. Diese strategische und langfristige Vorgehensweise ist oft ein Vorteil bei Verwaltung und Erhalt von Generationenvermögen."

Vermögensallokationen
Family Offices halten weiterhin an ihrer hohen Allokation in Risikoanlagen fest. Die Durchschnittswerte für das Jahr 2023 wurden wie folgt angegeben (aufgrund von Rundungen können sich die Prozentsätze nicht zu 100 Prozent addieren):

Public Markets Equities 28 Prozent
Private Equity 26 Prozent
Cash/ Cash Equivalents (ex US Treasuries) 12 Prozent
Fixed Income 10 Prozent
Private Immobilien und Infrastruktur 9 Prozent
Hedgefonds 6 Prozent
Privatkredite 3 Prozent
Rohstoffe 1 Prozent

Die Family Offices gaben an, insbesondere in die Bereiche IT und Gesundheit zu investieren, da diese als besonders konjunkturbeständig und langfristig gewinnbringend gelten.

Welche Assetklassen 2023 ausgebaut werden sollen
Ein erheblicher Anteil der Family Offices gab an, dass sie planen, ihre Allokationen in den folgenden Anlageklassen im Laufe des Jahres 2023 zu erhöhen (Mehrfachnennungen möglich):

Mehr Public Market Equities 48 Prozent
Mehr Private Equity 41 Prozent
Mehr Fixced Income 39 Prozent
Mehr Private Debt 30 Prozent
Mehr private Immobilien und Infrastruktur 27 Prozent

Cashabbau angekündigt
Ein beträchtlicher Teil der Befragten setzt Barmittel frei: 35 Prozent der Befragten planen, die Investitionen in Cash/Cash Equivalents (ohne US-Staatsanleihen) zu verringern. Nur zehn Prozent planen eine Verringerung ihrer Anteile in Public Market Equities und 13 Prozent bei Private Equities. In den von der Umfrage erfassten Anlageklassen investieren die Family Offices nicht direkt, sondern meist über spezialisierte Asset Manager. Eine Ausnahme dabei bilden Investitionen in Immobilien.

Regionale Asset Allokation
Die meisten Family Offices zeigen sich zufrieden mit der geographischen Verteilung ihrer Assets, die einen starken Fokus auf die USA und andere Industrieländer aufweist – 26 Prozent der Befragten planen eine Erhöhung ihrer Allokationen im US-Markt, darunter 41 Prozent der Family Offices aus dem Asia-Pazifik Raum. 27 Prozent der Family Offices möchten ihre Investitionen in weiteren etablierten Märkten erhöhen. Dies könnte im Umkehrschluss bedeuten, dass Investitionen in risikoreichere Regionen reduziert werden.

Gewicht der Alternatives-Tangente kaum verändert
"Family Offices halten nach wie vor einen hohen Anteil an alternativen Anlagen, darunter Private Equity, Private Credit, Infrastruktur, Immobilien und Hedgefonds", sagt Tony Pasquariello, Global Head des Hedge Fund Coverage und Co-Leiter der One Goldman Sachs Family Office Initiative. "In einer umfassenden Umfrage, die wir im Jahr 2021 durchgeführt haben, wurden durchschnittlich 45 Prozent in den Bereich alternative Anlagen investiert. Trotz der Herausforderungen des Jahres 2022 blieb diese Allokation in unserem jüngsten Erhebungszeitraum mit 44 Prozent nahezu unverändert." "In Anbetracht der Volatilität und der Herausforderungen des vergangenen Jahres sind Family Offices bemerkenswert gelassen geblieben, und haben ihre Strategie in der Vermögensanlage nur geringfügig verändert“, so Pasquariello weiter.

Granulare Allokation in alternative Anlagen
Mit einem Anteil von 55 Prozent sind alternative Anlagen nach wie vor ein Schwerpunkt von Family Offices. Im Vergleich investieren vermögende Privatpersonen je nach Risikotoleranz in der Regel nur etwa 20 bis 25 Prozent ihres Portfolios in alternative Anlagen. Dies spricht für die Renditehürden, die Komplexität und den auf mehrere Generationen ausgerichteten Anlagehorizont von Family Offices sowie für die höheren potenziellen Renditen, die auf den privaten Märkten möglich sind. Dies könnte auf die zunehmend bedeutende Rolle von Family Offices bei neuen Fondsaufstockungen und als potenzielle direkte Co-Investoren bei attraktiven privaten Investitionsmöglichkeiten hinweisen.

Zeit des leichten Geldverdienens ist wohl vorüber
"Schlechte Konjunkturzyklen lassen sich nicht vermeiden, aber wer konsequent investiert, wird die großen Zyklen nicht verpassen, und im Laufe der Zeit die Outperformance erzielen, die Anlagen in Privatmärkte liefern können", sagt Sara Naison-Tarajano, Global Head of Private Wealth Management Capital Markets und Co-Leiterin der One Goldman Sachs Family Office Initiative. "In der Vergangenheit führte ein stetiges Wirtschaftswachstum zu relativ vorhersehbaren Ergebnissen. Angesichts des Bewertungsdrucks auf dem privaten Markt und dem Rückgang von Börsengängen wird es entscheidend sein, welche Erfahrung ein Manager mit sich bringt und wie erfolgreich er Wert generiert und durch Marktzyklen steuert.

Wohnimmobilien sind für Family Offices nach wie vor attraktiv, Büros kaum
Rund ein Drittel der Family Offices plant, ihr Engagement in diesem Bereich in den nächsten zwölf Monaten zu steigern, weitere 30 Prozent wollen ihr Engagement aufrechterhalten. Gewerbeimmobilien, insbesondere Büro- und Einzelhandelsimmobilien, sind weniger attraktiv: Nur sieben Prozent der Family Offices wollen ihr Engagement in Büroimmobilien und vier Prozent in Einzelhandelsimmobilien erhöhen, während zwölf Prozent beziehungsweise zehn Prozent ihr Engagement in diesen Sektoren reduzieren wollen.

Für 38 Prozent der Family Offices sind auch Sammlerstücke beliebte Investitionsziel
Gründe für die Beliebtheit sind unter anderem persönliche Leidenschaft (71 Prozent) und Diversifikation (39 Prozent).

Privatkredite im Kommen, nicht zuletzt dank steigender Zinsen
Obwohl die meisten Family Offices derzeit nur einen geringen Teil ihres Vermögens in Privatke Debt investieren (drei Prozent), gab ein beträchtlicher Anteil der Befragten (30 Prozent) an, dass sie ihre Investitionen in den nächsten zwölf Monaten erhöhen wollen. „Nach der globalen Finanzkrise haben sich die Banken aus der direkten Kreditvergabe zurückgezogen. Inzwischen gibt es ein wachsendes Interesse von Family Offices, diese Lücke als private Kreditgeber zu füllen.“, sagt Naison-Tajarano. „Im aktuellen Umfeld ist die private Kreditvergabe noch attraktiver, da die Zinsen derzeit steigen und die die traditionellen Märkte für hochverzinsliche und syndizierte Kredite ruhig bleiben“.

Kryptowährungen und digitale Assets
Aktuell sind mehr Family Offices in Kryptowährungen investiert als noch im Jahr 2021. Der Anteil stieg im Vergleich von 16 auf 26 Prozent. 2022 gaben jedoch nur zwölf Prozent an, in Zukunft an Kryptowährungen interessiert zu sein. 2021 lag diese Zahl noch bei 26 Prozent. Die extreme Volatilität des Marktes im vergangenen Jahr scheint das Interesse gedämpft zu haben. 62 Prozent gaben an, nicht in Kryptowährungen investiert zu sein und auch in Zukunft kein Interesse daran zu haben. 2021 waren dies nur 39 Prozent.

Das wachsende Ökosystem an digitalen Vermögenswerten ist ein weiterer wichtiger Schwerpunkt. Derzeit sind 32 Prozent der Family Offices investiert, wobei als häufigster Grund der „Glaube an den Erfolg der Blockchain-Technologie“ genannt wurde.

Nachhaltige Investitionen
Im Großen und Ganzen orientieren sich Family Offices an den Nachhaltigkeitskriterien anderer Investoren: 39 Prozent setzen mäßig bis stark auf nachhaltige Strategien, während 48 Prozent direkt in Unternehmen mit sozialen und ökologischen Ausrichtungen investieren. Grüne Energie ist der beliebteste Bereich: 60 Prozent der Family Offices erwarten, im nächsten Jahr Kapital in diesem Sektor einzusetzen. Weitere Schwerpunkte sind nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft sowie eine bezahlbare Gesundheitsversorgung.

Operative Geschäftsbereiche
Weltweit unterstützen 76 Prozent der Family Offices andere Familienunternehmen. Innerhalb dieser Gruppe gaben 44 Prozent der Entscheidungsträger in Family Offices an, dass sie auch in Zukunft planen, in diese Unternehmen zu investieren. Davon wollen 35 Prozent die Investitionen auch auf Dauer beibehalten. Der anvisierte Zeitraum geht weit über die von institutionellen Investoren zu erwartenden fünf bis sieben Jahre hinaus.

Als Einheit betrachtet
"Während einige Familien ihre Family-Office- und Family-Business-Aktivitäten voneinander trennen, werden sie von ihren Kunden oft als eine Einheit betrachtet", sagte Ken Hirsch, Co-Chairman der Global Technology, Media & Telecom Group im Bereich Global Banking and Markets und Co-Leiter der One Goldman Sachs Family Office Initiative. "Kunden nutzen das Family Office häufig zum Vorteil ihres operativen Geschäfts, indem sie beispielsweise Wachstumskapital zu attraktiven Einstiegszeitpunkten bereitstellen oder das Vermögen des Family Office nutzen, um Kreditkapazitäten für bestehende oder neue operative Geschäfte zu schaffen", so Hirsch weiter.

Von denjenigen, die am operativen Geschäft beteiligt sind, geben 56 Prozent an, dass eine "attraktive Bewertung" ein Auslöser für einen Verkauf wäre. Im Falle eines Verkaufs würden die Family Offices einen strategischen oder unternehmerischen Käufer (42 Prozent) oder eine Institution (22 Prozent) bevorzugen, was möglicherweise auf eine Präferenz für Käufer hindeutet, die eine erstklassige Bewertung bieten. Für 25 Prozent der Gruppe ist das Profil des Käufers weniger relevant, was ebenfalls auf eine bewertungsbezogene Motivation hindeuten könnte.

Deals unter Family Offices dank der hohen Diskretion geschätzt
Während etwa ein Drittel der Family Offices weltweit angab, dass Investitionen in Familienunternehmen im Mittelpunkt ihrer Anlagephilosophie stehen, gaben nur elf Prozent an, dass sie den Verkauf an eine andere Familie bevorzugen. "Wir beobachten häufig, dass Family Offices als bevorzugte Käufer in Situationen auftreten, in denen der Verkäufer die zusätzliche Privatsphäre schätzt, die sie mit sich bringen, oder das Gefühl von Tradition, das mit Family Offices verbunden ist", sagt Hirsch. "In Zeiten schwieriger Marktdynamik zeichnen sich Family Offices weiterhin durch stabile Kapitalbestände, langfristige Anlagehorizonte und die Fähigkeit hocheffiziente Entscheidungsträger und kreative Lösungspartner zu sein, aus."

Vorgehensweise und Struktur

Knapp die Hälfte (48 Prozent) der befragten Family Offices unterstützt den ursprünglichen Vermögensgründer. Auf die Frage, ob die nächste Generation Einfluss auf die Anlagestrategie hat, antworteten 61 Prozent der Befragten mit Nein.

Gewandelte Anlegerpräferenzen
"Der zu erwartende Vermögenstransfer und die sich verändernde Dynamik der Vermögensbildung führen zu einem grundlegenden Wandel der Anlegerpräferenzen", so Flynn. "Durch die frühzeitige und häufige Einbeziehung der nächsten Generation in finanzielle Angelegenheiten werden sie mit dem notwendigen Wissen, den Ressourcen und den Instrumenten ausgestattet, um das Familienvermögen langfristig und verantwortungsvoll zu verwalten.

Family Offices sind in der Regel schlank aufgestellt
88 Prozent der Unternehmen geben an, dass ihre Investmentteams aus zehn oder weniger Mitarbeitern bestehen. Entsprechend dem institutionellen Charakter der Umfrageteilnehmer verfügen 90 Prozent der Befragten über ein eigenes Investment Management. Knapp die Hälfte (49 Prozent ) gibt an, den Großteil der Kapitalanlagen intern zu verwalten, während 44 Prozent einen gemischten Ansatz aus internem Management und Outsourcing verfolgen. (kb)

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