Logo von Institutional Money
| Märkte

Goldman Sachs-Entwarnung: Diese Renditekurven-Inversion ist "anders"

Während die stark inverse US-Zinsstrukturkurve bei institutionellen Investoren die Angst vor einer Rezession in den USA geschürt hat, vertritt die Goldman Sachs Group eine andere Meinung und reduziert die Wahrscheinlichkeit dafür auf nunmehr lediglich 20 Prozent.

Jan Hatzius, Goldman Sachs
Jan Hatzius, Goldman Sachs© Bloomberg

“Wir teilen die weit verbreitete Besorgnis über die Inversion der Renditekurve nicht”, schrieb Jan Hatzius, Chefvolkswirt von Goldman Sachs, jüngst in einer Analyse und senkte seine Einschätzung der Rezessionswahrscheinlichkeit von 25 auf 20 Prozent, nachdem die US-Inflationsdaten in der vergangenen Woche niedriger als erwartet ausgefallen waren.

Damit widerspricht Hatzius den meisten Anlegern, die darauf hinweisen, dass die inverse Renditekurve eine nahezu makellose Erfolgsbilanz bei der Vorhersage von Wirtschaftsabschwüngen hat. Vor jeder der letzten sieben Rezessionen in den USA rentierten dreimonatige Treasuries höher als zehnjährige Anleihen. Derzeit liegen die kurzfristigen Renditen um mehr als 150 Basispunkte über den länger laufenden Anleihen und stehen damit kurz vor der größten Inversion seit vier Jahrzehnten, wie nachfolgende Grafik zeigt.

Inversion so hoch wie seit Anfang der 1980er nicht mehr gesehen

Laufzeitprämie unter der Lupe
Normalerweise verlangen Anleger für das Halten von Anleihen mit längerer Laufzeit eine höhere Entschädigung - oder Laufzeitprämie - als für Bonds mit kürzerer Laufzeit. Dreht sich die Kurve nach unten, bedeutet dies, dass die Anleger erhebliche Zinssenkungen einpreisen. Dies geschehe erst, wenn das Rezessionsrisiko “deutlich sichtbar wird”, erklärte Hatzius.

Diesmal sei die Situation jedoch anders, so der Ökonom. Dies liege daran, dass die Laufzeitprämie “deutlich unter” ihrem langfristigen Durchschnitt liege, so dass weniger Zinssenkungen nötig seien, um die Kurve umzukehren. Zudem eröffne die nachlassende Inflation der US-Notenbank “einen plausiblen Weg”, die Zinsen zu lockern, so Hatzius.

Im negativen Bereich

"Zirkelschluss"
Als die Wirtschaftsprognosen zu pessimistisch wurden, so Hatzius weiter, übten sie mehr Druck auf die längerfristigen Renditen aus, als gerechtfertigt war. “Das Argument, die inverse Kurve bestätige die Konsensprognose einer Rezession, ist daher gelinde gesagt ein Zirkelschluss”, schreibt er. (aa)

Dieses Seite teilen