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Gewerbeimmobilien: Rekordhoher Preisrückgang

Die Preise für deutsche Gewerbeimmobilien sind weiterhin unter Druck und sind im vierten Quartal 2023 im zweistelligen Prozentpunktebereich im Vergleich zum Vorjahresquartal gefallen. Auch bei Wohnimmobilien ist es für eine Entwarnung zu früh. Das zeigen VDP-Daten, die einen großen Vorteil haben.

© JFL Photography/krissikunterbunt/stock.adobe.com/Montage: FONDS professionell

Die Preise von Gewerbeimmobilien in Deutschland sind so stark gefallen wie noch nie seit dem Beginn der Daten-Erhebungen durch den Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP).

Die Einbußen bei den Gewerbeimmobilienpreisen beliefen sich im vierten Quartal auf 12,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und auf 4,9 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2023, zeigt der Immobilienpreisindex des VDP, der am Montag veröffentlicht wurde. Beide Werte stellen die bislang größten gemessenen Preisrückgänge bei Gewerbeimmobilien dar. Die Jahreszahlen reichen bis 2003 zurück. Das berichtet Bloomberg News.

Zu dem Einbruch trug überwiegend die Entwicklung der Büroimmobilienpreise bei, die auf Quartalssicht um 5,2 Prozent, auf Jahressicht um durchschnittlich 13,3 Prozent nachgaben.

Der VDP-Index basiert - im Gegensatz zu anderen Immobilienindizes - auf der Auswertung echter Immobilientransaktionsdaten von über 700 Kreditinstituten. Der Verband hat rund 50 Mitglieder, darunter neben der Pfandbriefbank unter anderem BayernLB, Helaba, Aareal Bank und Deutsche Bank.

Wohnen: Preise ebenfalls unter Druck
Auch bei den Wohnimmobilienpreisen ging es im vierten Quartal nach unten, allerdings nicht ganz so stark. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum lag das Minus laut VDP bei 6,1 Prozent, gegenüber dem Vorquartal bei 1,6 Prozent.

„Im vierten Quartal war bei den Preisen noch keine Belebung festzustellen“, sagte VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. “Eine Trendwende bei den Immobilienpreisen, über die bereits des Öfteren in der Öffentlichkeit spekuliert wird, ist noch nicht absehbar. Auch 2024 wird vorerst schwierig bleiben.“

Grundsätzlich treffe die Immobilienkrise die Gewerbeimmobilien stärker als die Wohnimmobilien, so Tolckmitt weiter. Besonders im Fokus würden derzeit die Büroimmobilien stehen, deren Renditen “in der Breite offenbar noch nicht das Niveau erreicht haben, das Investoren erwarten.”

Schwieriges Marktumfeld, Banken geraten in den Sog
Die Immobilienmärkte waren vor allem angesichts der stark gestiegenen Zinsen in schwieriges Fahrwasser geraten. Finanzierungen sind teurer geworden, was auf Preise und Bewertungen drückt. Bei Büros kommt erschwerend noch der Trend zum Homeoffice hinzu.

Das belastet zunehmend auch die Kreditgeber, wie die Deutsche Pfandbriefbank erst vergangene Woche gezeigt hat. Sie erhöhte ihre Risikovorsorge, Aktien und Anleihen des Instituts gerieten unter Druck.

Auch die Landesbanken sind stark bei Gewerbeimmobilien engagiert. BayernLB, LBBW, Helaba und NordLB hatten allein im ersten Halbjahr 2023 mehr als 400 Millionen Euro an Risikovorsorge für den Geschäftsbereich gebildet. Zahlen für das Gesamtjahr werden in den nächsten Wochen vorgelegt.

Finanzminister Christian Lindner sieht den Markt für Gewerbeimmobilien wegen des gestiegenen Zinsumfelds in einer Anpassungsphase. “Die Zinsen sind viel höher als erwartet und viele Unternehmen sind besorgt und müssen ihre Erwartungen korrigieren”, sagte Lindner am Montag im Bloomberg-TV-Interview. “Ich denke, wir müssen uns der Situation bewusst sein.”

In einem Interview mit Bloomberg Anfang Januar hatte Tolckmitt gesagt, bei Wohnimmobilienpreisen könnte ab Jahresmitte eine Erholung einsetzen und bei den Gewerbeimmobilienpreisen gegen Ende des Jahres. (aa)

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