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Gerücht: EZB erwägt neuen Ankaufplan für die Zeit nach PEPP

Die Europäische Zentralbank erwägt informierten Kreisen zufolge, einen neuen Bond-Ankaufplan aufzusetzen, um einer Ausweitung von Anleihespreads vorzubeugen wenn ihr Notfall-Ankaufprogramm nächstes Jahr ausläuft.

Wenn es wieder einmal irgendwo aus finanzieller Sicht in der Eurozone brennen sollte, will die EZB auch zukünftig diesen Brand mit noch mehr Liquidität löschen und arbeitetet dafür bereits jetzt entsprechende Pläne aus.
Wenn es wieder einmal irgendwo aus finanzieller Sicht in der Eurozone brennen sollte, will die EZB auch zukünftig diesen Brand mit noch mehr Liquidität löschen und arbeitetet dafür bereits jetzt entsprechende Pläne aus.© canbedone / stock.adobe.com

Nach Quantitative Easing ist vor Quantitative Easing, könnte man angesichts neuer, möglicher Pläne der EZB plakativ sagen. Wie Bloomberg berichtet, könnte das neue Programm sowohl das 1,85 Billionen Euro schwere Pandemie-Notfallankaufprogramms PEPP ersetzen als auch das ältere Ankaufprogramm - das Asset Purchase Programme - ergänzen, unter dem derzeit 20 Milliarden Euro pro Monat investiert werden. Das neue Programm würde wie eine Versicherung wirken für den Fall, dass das Ende des PEPP im März zu einer Flucht aus Peripherie-Bonds führen sollte, merkt Bloomberg an.

Mehr Flexibilität für die EZB
Neu an dem Programm wäre vor allem eine Vorkehrung, die den Ankauf unabhängig vom Kapitalschlüssel der EZB erlauben würde, sagten Insider gegenüber Bloomberg. Damit könnten Peripheriebonds stärker als Anleihen aus der Kern-Eurozone angekauft werden. Die Regel, laut der die nationalen Notenbanken Bonds im Verhältnis zu ihrem Kapitalanteil an der EZB ankaufen ist seit 2015 in Kraft, um Bedenken zu zerstreuen, denen zufolge die EZB mit dem Programm monetäre Staatsfinanzierung betreibe - was laut den EU-Verträgen explizit verboten ist.

Entscheidungen seien bislang noch nicht gefallen, hieß es. Ein EZB-Sprecher lehnte eine spezifische Stellungnahme ab, verwies aber darauf, dass auf unterer Ebene ein breites Spektrum an Ideen erörtert werde, die nicht unbedingt dem Rat oder dem Direktorium präsentiert würden.

Riskante Staatsanleihen gefragt
Italienische Staatsanleihen waren in Reaktion auf die Nachricht gesucht. Zehnjährige Papiere rentierten am Donnerstagmittag mehr als vier Basispunkte niedriger bei 0,844 Prozent. Auch bei den Bonds Griechenlands überwog das Kaufinteresse deutlich, hier sank die Renditen mehr als zwei Basispunkte. Bunds rentierten im Tagesvergleich rund einen Basispunkt niedriger.

Spread-Vergleich Italien versus Deutschland

Brände löschen
Bloomberg-Autor Ven Ram verweist darauf, dass der selektive Ansatz beim Bondkauf dazu dienen würde, “Brände zu löschen, wo und wann sie wüten”, anstatt den gesamten Markt mit Käufen zu überschwemmen, die vielleicht nicht unmittelbar erforderlich sind. Dies würde die Anleihen der Länder an der Euro-Peripherie stützen.

Eine beschlossene Sache sei ein solches Szenario jedoch noch lange nicht. Bis März sei noch mit mehreren solchen Berichte zu rechnen, die dazu dienen könnten, die Reaktion des Marktes abzuschätzen. Ven Ram verweist darauf, dass EZB-Chefin Christine Lagarde kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie erklärt hatte, die Notenbank sei nicht am Markt, um Spreads zu schließen. Inzwischen sei klar, dass sie dies tue und dies auch in Zukunft mit Blick auf die Peripherie tun werde. (aa)

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