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George Muzinich: Warum höhere Inflationsraten wahrscheinlicher werden

Der Gründer und CEO des Anleihespezialisten Muzinich & Co. befürchtet, dass gerade die aufgrund hoher Verschuldung mauen wirtschaftlichen Aussichten dazu führen könnten, dass am Ende des Tages hohe Inflationsraten zu verzeichnen sein werden.

George Muzinich
George Muzinich© Muzinich & Co. Ltd.

Unternehmen sollten sich verantwortungsvoll verschulden. Die Geschichte zeigt, dass Unternehmen bei steigendem Risiko den Effekt eines konjunkturellen Abschwungs nicht mehr absorbieren können. Die bis vor kurzem unvorstellbaren, gigantischen Käufe von Anlagen durch die Notenbanken sollten nur vorübergehend sein. Denn sonst regeln in Zukunft nicht mehr die Märkte, sondern die Zentralbanken die Preise - und dann bewegen wir uns in Richtung Sozialismus, warnt George Muzinich, Gründer und CEO des Anleihespezialisten Muzinich & Co., in einer aktuellen Markteinschätzung.

Vor dem Hintergrund seiner fast 50jährigen Erfahrung auf den Kapitalmärkten glaubt Muzinich, folgende zukünftige Entwicklungen an der Preisfront zu sehen:

Mehr Zentralbankgeld, höhere Sparquoten
Erstens werden die fiskalischen und monetären Stimulusmaßnahmen wohl noch eine ganze Weile andauern. Denn weder Politiker noch Zentralbanken wollen sich dem Vorwurf aussetzen, dass sie eine Depression nicht verhindert hätten, so wie die Fed in den 1930er Jahren.

Zweitens werden die Konsumenten mehr sparen, trotz der niedrigen Zinsen, denn sie bleiben verunsichert. Mit steigender Sparquote wird weniger konsumiert als vor der Pandemie, obwohl in geld- und fiskalpolitischer Hinsicht viel getan wird, um den Konsum zu fördern. Dieses Verhalten war bisher bei jeder Krise zu beobachten. Um die Konjunkturmaschine trotzdem anzukurbeln, wird man vermehrt in Infrastruktur investieren.

Am Ende kehrt hohe Inflation zurück

Der geringere Konsum der Privathaushalte macht eine Japanisierung - also niedrige Inflation und Zinsen – für lange Zeit wahrscheinlich. Es ist jedoch möglich, dass wir nach einer vorübergehenden Erholung lange nur sehr geringes Wirtschaftswachstum erreichen. Dann könnte es dennoch zu einer Inflation kommen, die zu einer Stagflation führt. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Zum einen bewegt sich die Welt weg von der Globalisierung hin zu mehr Autarkie. Das hat per definitionem höhere Preise zur Folge, weil man nicht mehr auf dem Weltmarkt die günstigsten Güter einkauft.

Zudem bleibt die Einkommensungleichheit ein wichtiges politisches Thema. In den USA könnte die Politik deswegen den Mindestlohn erhöhen, vielleicht wird er sogar verdoppelt. Es ist zweifelhaft, dass die Produktivität im gleichen Ausmaß zunimmt. Auch hierdurch würde das Inflationsrisiko wachsen.

"Weiterhin versuchen die Zentralbanken mit aller Kraft, die Inflationsraten zu erhöhen. Daher kann es passieren, dass man die Entwicklung nicht mehr unter Kontrolle hat, wenn der Geist einmal aus der Flasche entwichen ist. Die Geschichte hat gezeigt, dass auf Perioden von Deflation und wirtschaftlicher Stagnation die Zeiten mit der höchsten Inflation folgen.", erklärt Muzinich abschließend. (aa)

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