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Gefährden Marktverzerrungen à la GameStop das Finanzsystem?

Für die französische Fondsgesellschaft sind Spekulationen um Nebenwerte wie beispielsweise GameStop nur die Spitze des Eisbergs. Die Stabilität des Finanzsystems sei in Gefahr und die Gelassenheit der Fed befremdlich.

Axel Botte, Ostrum AM
Axel Botte, Ostrum AM© Ostrum AM

Vor dem Hintergrund der GameStop-Story erinnert Axel Botte, Marktstratege bei Ostrum Asset Management daran, dass die Finanzgeschichte gepflastert ist mit Spekulationsblasen. Die damit verbundenen systemischen und ökonomischen Risiken hält er für eine Herausforderung der Politik.

"Schrottrally" erwischt Investoren am falschen Fuß
Für Botte ist GameStop nur die Spitze des Eisbergs. Wachstumswerte, die an der NYSE am meisten geshortet werden, haben ihren Börsenwert im letzten Jahr mehr als verdoppelt. Und jene US-Technologiewerte, die Verluste machen, haben ihre Aktienkurse in 2020 nach Jahren des Seitwärtshandels sogar vervierfacht. Die Exzesse sind also offensichtlich.

Short Seller decken vorsichtshalber ein
Die Margen- und Sicherheitsanforderungen werden erhöht werden, da die Nettomargenverschuldung wieder auf den Stand von März 2020 angestiegen ist. Die Clearinghäuser (CCPs) haben bereits Änderungen eingeleitet.

In Europa ist die Möglichkeit, Aktien leerzuverkaufen, zwar besser reguliert, aber die kürzliche Outperformance der europäischen Immobilienaktien scheint darauf zurückzuführen zu sein, dass Investmentfonds ihre Leerverkäufe aus Angst vor einem spekulativen Anstieg der Aktienkurse zurückkaufen.

Aufsicht sieht das Treiben (noch) gelassen
Angesichts dieser Entwicklungen sei nach Ansicht Bottes die Reaktion von Jerome Powell während der Pressekonferenz nach dem FOMC zur aktuellen Marktvolatilität erschreckend. Finanzielle Stabilität sei eine Voraussetzung für die Übertragung der Geldpolitik auf die Realwirtschaft und die Fed hat die Autorität, die Margenanforderungen zu erhöhen. Der Fed-Vorsitzende Powell stellte sogar den Einfluss der Geldpolitik auf die Vermögenspreise in Frage - zumindest offiziell.

"Dabei sind die Preise für Wohnimmobilien im Vergleich zum Vorjahr um mehr als neun Prozent gestiegen, und die Zentralbanker können nach dem Debakel von 2008 die mit dem Wohnungsbau verbundenen Risiken nicht mehr ignorieren. Dennoch lässt die Federal Reserve keine Änderung ihrer Ankäufe von hypothekenbesicherten Wertpapieren (derzeit 40 Mrd. USD pro Monat) erkennen. Auch die monatlichen Käufe von Staatsanleihen bleiben unverändert bei 80 Milliarden US-Dollar und werden wohl – entsprechend dem Bedarf der Regierung an Krediten – noch zunehmen", erklärt Botte abschließend. (aa)

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