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Gazprom-Altlast Sefe sorgt für Ärger zwischen Berlin und Neu-Delhi

Das Erbe der früheren Gazprom Germania GmbH bringt der Bundesregierung in einem weiteren Bereich Ärger ein. Die jetzt als Sefe firmierende Ex-Gazprom-Tochter hat mehrere für Indien bestimmte Flüssiggas-Lieferungen storniert und damit die Regierung in Neu-Delhi erzürnt.

Kollateralschaden: Flüssiggas (LNG) erreicht Indien als indirekte Folge der Sanktionspolitik nicht.
Kollateralschaden: Flüssiggas (LNG) erreicht Indien als indirekte Folge der Sanktionspolitik nicht.© vladsv / stock.adobe.com

Informierten Kreisen zufolge ist der Streit zwischen der Sefe und ihrem indischen Abnehmer von der Unternehmens- auf die diplomatische Ebene eskaliert. Seit Mai liefert Sefe kein zugesagtes Flüssiggas (LNG) mehr an die Gail India, berichten Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, aber nicht namentlich genannt werden wollen, gegenüber Bloomberg.

Collateral Damage der Sanktionspolitik
Gazprom Germania war im April von der Bundesnetzagentur treuhänderisch übernommen und später in Sefe Securing Energy for Europe GmbH umbenannt worden. Über mehrere Töchter ist die Firma auf der ganzen Welt als Gashändler tätig. Grund für die Lieferschwierigkeiten seien laut Sefe die Sanktionen, die Moskau nach der Übernahme durch die Bundesnetzagentur gegen die Firma verhängt hat.

Zwar zahlt die zuständige Sefe Marketing & Trading (SM&T) an Gail Konventionalstrafen in Höhe von 20 Prozent des vertraglich vereinbarten Preises, der unter den aktuellen Marktpreisen liegt. Doch diese Strafe macht nur einen Bruchteil der Kosten aus, die Gail derzeit am Spotmarkt für Ersatzlieferungen zahlen müsste. Indien verlangt von der Sefe, das Gas anderswo zu beschaffen, um ihren Lieferverpflichtungen nachzukommen. Das würde wiederum für Sefe und damit letzten Endes womöglich den deutschen Steuerzahler Zusatzkosten bedeuten.

And the victim is ....... India
Unterdessen verhandelt Indien offenbar auch direkt mit Russland über Ersatzlieferungen. Außenminister Subrahmanyam Jaishankar war Anfang der Woche in Moskau, wie zu hören ist. Gail hat zwischenzeitlich Lieferungen an seine Kunden gekürzt und sogar die Produktion in seiner eigenen petrochemischen Anlage wegen des Mangels heruntergefahren.

“Infolge der russischen Sanktionen gegen Sefe und seine Tochtergesellschaften, einschließlich SM&T und SM&T Singapur, sind sowohl die Sefe-Gruppe als auch Gail von der anschließenden Einstellung der Lieferungen betroffen”, sagte ein Sprecher von Sefe. “Sefe und Gail gehen dieses Problem im Rahmen ihrer vertraglichen Vereinbarungen gemeinsam an.”

Sefe hat seit Mai 17 LNG-Ladungen storniert, sagte Rakesh Kumar Jain, Finanzdirektor von Gail, am Freitag auf einer Bilanzkonferenz. Laut Daten der LNG-Importeursvereinigung GIIGNL liefert Sefe jährlich 2,5 Millionen Tonnen LNG an Gail im Rahmen eines Vertrages, der bis 2041 läuft. (kb)

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