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Garri Kasparov: Wird Putin schachmatt gesetzt?

Der ehemalige russische Schachweltmeister und nunmehr deklarierte Kreml-Kritiker Garri Kasparow gewährte in seiner Keynote Speech tiefe Einblicke in das russische System und erläuterte, wie die Chancen für einen Sieg gegen Putin und sein Regime stehen.

Garri („Garry“) Kasparow eröffnete den zweiten Institutional Money Kongress-Tag mit einer viel beachteten Keynote Speech.
Garri („Garry“) Kasparow eröffnete den zweiten Institutional Money Kongress-Tag mit einer viel beachteten Keynote Speech.© Nikola Haubner für Instiututional Money

Der mit 22 Jahren jüngste Schachweltmeister aller Zeiten und Verfechter für mehr Demokratie in Russland, Garri ("Garry") Kasparow, eröffnete den zweiten Kongresstag mit seinem Vortrag „Russia-Ukraine: Challenges and Chances“, in dem er sein Bild der aktuellen Lage skizzierte. Kasparov zählt so wie sein Vorredner Anders Fogh Rasmussen zu den frühesten Warnern vor den Eroberungskriegen Putins.

So bezeichnete Kasparov bereits 2014 Putin als den „gefährlichsten Mann der Welt“ und eine größere Bedrohung für die USA als der damals aktive „Islamische Staat“ (IS).

Angesichts dieser Bedrohung veröffentlichte der mehrfache Buchautor Kasparov im Jahr 2015 das Buch „Winter is Coming – Why Vladimir Putin and the Enemies of the free World must be stopped“.

Diktatoren kündigen ihre Absichten oftmals an
Der Westen wie auch Investoren hätte der Einmarsch in die Ukraine nicht überraschen sollen: Bereits 2006 beklagte Putin auf dem G7+1 Treffen in Sankt Petersburg den Zusammenbruch der Sowjetunion und bezeichnete diesen als Tragödie.

Weitere Warnzeichen für den Krieg waren höhere, russische Budgets für das Militär, die Polizei, die Propaganda und die Aufstockung der physischen Goldbestände.

Garantien waren nur wenig wert
Kasparov bemängelte, dass die Ukraine, die nach dem Zerfall der Sowjetunion die auf ihrem Staatsgebiet lagernden Atombomben an Russland übergab, sich nicht auf die vom Westen gegebenen Sicherheitsgarantien verlassen konnte.

Darüber hinaus erinnerte Kasparov an die Fehleinschätzung des Pentagons unmittelbar nach dem Einmarsch Russlands Ende Februar dieses Jahres, dass Russland die Ukraine relativ rasch besiegen und damit allfällige Lieferungen hochwertiger und moderner Waffen sinnlos seien und diese am Ende des Tages nur in den Händen der russischen Besatzungsmächte landen würden.

Mehr Geld von Deutschland gefordert
Trotz aller nunmehrigen Waffenlieferungen an die Ukraine mache der Westen noch immer zu wenig, um der Ukraine zum Sieg über Putin zu verhelfen. Der Altmeister forderte, dass die westlichen Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland noch härter ausfallen sollten, um Russland wirtschaftlich zu schwächen. So wies Kasparov darauf hin, dass Deutschland lediglich 0,06 Prozent des eigenen BIPs für die Ukraine ausgibt, während kleinere Länder, wie beispielsweise Estland und Lettland, Werte von 0,81 respektive 0,72 Prozent erreichen.

Ukraine am Zug
Kasparov ist überzeugt, dass die Ukraine den Krieg aufgrund einer höheren Motivation ihrer Soldaten gewinnen und ihre Selbständigkeit behalten wird. Die Verluste der Russen sollen sehr hoch sein. So habe Kasparov zufolge Russland in den paar Wochen Krieg inzwischen mehr Soldaten verloren, als in zehn Jahren Afghanistan-Krieg.

Er glaubt, dass Putin im Falle eines Ukraine-Sieges so viel an Reputation verliert, dass er gestürzt werden wird.

Für Investoren interessant war die Einschätzung Kasparovs, dass nach einem wohl noch länger andauernden Krieg viele westliche Gelder in den Wiederaufbau der Ukraine fließen werden und damit interessante Investmentgelegenheiten entstehen.

Eine weitere wichtige Einschätzung Kasparovs: Putins mögliches Schicksal und die unerwartet harte Reaktion des Westens sei für Diktatoren weltweit eine Warnung, dass deren aggressive Expansionsschritte seitens des Westens nicht mehr akzeptiert würden. (aa)

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