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Frische sentix-Zahlen geben massives Warnsignal

Die erst vor wenigen Tagen erhobenen Sentiment-Werte von sentix zeigen, dass Marktteilnehmer von einer wirtschaftlichen Kontraktion ausgehen. Insbesondere die negative Entwicklung der "Erwartungen" sollte Investoren vorsichtig stimmen. Vor allem in Deutschland sieht es düster aus.

Patrick Hussy, sentix
Patrick Hussy, sentix© sentix

"Nach dem herben Rückschlag im Juli kommt es nun im August für die Konjunktur in Euroland ganz bitter: Der Gesamtindex in Euroland fällt erneut deutlich um 6,6 Punkte auf einen Wert von –13,9 Punkte zurück. Der ohnehin müde Erholungspfad ist endgültig damit passe, der Konsens wird von der Dynamik des Einbruches völlig überrascht. Die Bewertung der aktuellen Lage erhält mit einem erneuten Rückgang von 3,3 Punkten genauso einen Dämpfer wie die Erwartungskomponente, die um satte 10,3 Punkte einknickt", kommentiert sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy die jüngst gemessenen Sentiment-Werte seines Hauses.

Hintergrund zur Sentiment-Erhebung: sentix befragte im Umfragezeitraum von 01.08. bis 03.08.2024 1.150 Investoren, darunter 222 institutionelle Anleger, zu ihren Einschätzungen.

Erwartungen fallen wieder in den negativen Bereich
Gerade die Erwartungskomponente müsse Hussy zufolge die Prognostiker beunruhigen, da sich die ohnehin schwächliche Wirtschaftslage auf Sicht von sechs Monaten nochmals eintrübt. Besondere Sorgen bereiten den Anlegern die fragile geopolitische Situation, gerade im Nahen Osten. Aber auch die anstehenden Wahlen, allen voran in Deutschland (Landtagswahlen) sowie in den USA (US-Präsidentschaftswahlen) rücken in den Fokus. Die Ungewissheit über den Wahlausgang erzeugt eine Art Vakuum, zumal auch die Abkühlung der US-Konjunktur schneller voranschreitet und auf den Rest der Welt ausstrahlt, erklärt Hussy mit Verweis auf nachfolgende Grafik:

EZB ist nun gefragt
Der Konjunktureinbruch des „first movers“ in Euroland dürfte nach Einschätzung von Hussy die EZB unter Handlungsdruck setzen, die Zinsen weiter und schneller zu senken. Die Anleger gehen davon aus, dass die Notenbank ab jetzt stärker die Konjunkturschwäche adressiert, obwohl das sentix Themenbarometer „Inflation“ keine nachhaltige Entspannung im Inflationsumfeld signalisiert. "Die Notenbanken dürften dazu übergehen, temporär ein etwas höheres Inflationsziel zu tolerieren. Dies dürfte Bondanleger freuen", prognostiziert Hussy.

Deutschland: Rezessionsgespenst kehrt zurück
Die deutsche Konjunktur erfährt laut sentix-Daten auf die ohnehin fragile Wirtschaftslage einen nochmaligen Strömungsabriss. Mit -42,8 Punkten fallen die Lagewerte um satte 10,5 Punkte zurück und befinden sich somit auf dem tiefsten Stand seit Juni 2020. "Wir sprechen hier über Vergleichswerte aus der Hochphase der Corona-Pandemie und Lockdowns! Die Erwartungskomponente unterschreitet mit -18,5 Punkten die Ergebnisse vom Oktober 2023. Ein Rückgang von 13,8 Punkten stellt düstere Konjunkturzahlen für Deutschland im nächsten Halbjahr in Aussicht. Die kommenden Frühindikatoren wie ifo, ZEW & Co dürften diese Tendenz noch nachholen", merkt Hussy an.

USA: Abkühlung gewinnt an Fahrt
In den USA beschleunigt sich die konjunkturelle Abkühlung. Die Konjunkturerwartungen fallen das vierte Mal in Folge und sind mit nunmehr -10,0 Punkte so niedrig wie zuletzt im Juli 2023. Gerade die bislang exzellenten Lagewerte geben nun deutlicher nach. Mit -10,8 Punkten sind die Bremsspuren zu sehen. Die restriktive Zinspolitik der FED kommt nun in der Wirtschaft an. "Im nahenden US-Wahlkampf wird die laufende Konjunkturabkühlung sicher ein Kernthema", erklärt Hussy mit Blick auf die letzte Grafik unten: (aa)

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