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Frauen und Rüstungsaktien - eine Love-Story, aber warum?

?Anders als viele erwarten würden, zeigen aktuelle Entwicklungen an den Finanzmärkten, dass Frauen mittlerweile stärker in Rüstungsaktien investieren als Männer. Doch was steckt hinter diesem unerwarteten Trend? Schließlich investieren Frauen doch mehr in Nachhaltigkeit.

© Robert Herhold (KI generiert) / stock.adobe.com

Welche Gründe bewegen Frauen, gerade in diesem traditionell männlich geprägten Markt verstärkt aktiv zu werden? Diesen Fragen ging boersen-parkett.de auf den Grund.

Frauen investieren seltener, aber nachhaltiger und moralischer als Männer
Die unterschiedlichsten Studien belegen es: Frauen investieren zwar seltener an der Börse, doch wenn sie es tun, landen deutlich häufiger soziale, ökologische – kurzum, nachhaltige – Assets in ihren Portfolios. So waren im vergangenen Jahr knapp 42 Prozent der börsengehandelten Indexfonds in den Portfolios von Anlegerinnen als nachhaltig klassifiziert, während der Anteil bei den Anlegern nur bei 37,6 Prozent lag. Andere Erhebungen zeigen sogar eine noch größere Kluft auf. Frauen scheinen also oft höhere moralische Maßstäbe an ihre Investments anzulegen.

Rheinmetall-Aktien bei Frauen Nummer zwei, bei Männern auf Platz neun
Wie passt es dann ins Bild, dass Rheinmetall-Aktien bei Anlegerinnen in Deutschland nach Kaufvolumen auf dem zweiten Platz landeten, während der Rüstungskonzern bei den Anlegern erst auf Platz neun rangierte? Diese Tatsache überrascht viele Marktbeobachter. Doch es gibt plausible Erklärungsansätze.

Top-10 Aktien nach Kaufvolumina 2023

Quelle: boersen-parkett.de

Hierzu hat boersen-parkett.de Regina Schickinger, Gründerin und Geschäftsführerin von FRAUEN-INVESTIEREN, befragt. Auch sie findet es bemerkenswert, dass Rheinmetall 2023 zu den Top-Investments bei Frauen zählte. „Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen könnte die veränderte Wahrnehmung und Priorisierung von Anlagestrategien angesichts der aktuellen geopolitischen Entwicklungen sein“, vermutet Schickinger. Ihrer Meinung nach könnten diese Beteiligungen pragmatischer Natur sein, da die Rüstungsindustrie von den erhöhten Verteidigungsetats profitiert. Noch bleibt offen, warum Frauen ihre Investments in diesem Bereich im Vergleich zu Männern so stark erhöht haben. Schickinger vermutet jedoch, dass einige Anlegerinnen ihre Portfolios bewusster diversifizieren, auch in Sektoren, die „traditionell als weniger nachhaltig gelten, um ein ausgewogenes Risiko-Ertrags-Verhältnis zu erzielen.“ Eine Strategie, die sowohl Sicherheit als auch Wachstumspotential berücksichtige. Dieser Ansatz erscheint durchaus plausibel, vor allem angesichts des sich verändernden Verständnisses von Traditionen.

Früher waren es häufiger Männer, die in Rüstungskonzerne investierten
Doch die veränderte geopolitische Lage scheint einen Nachholeffekt bei Frauen ausgelöst zu haben. Noch vor vier Jahren gaben knapp 53 Prozent der Deutschen an, dass sie ihr Geld aus einem Fonds abziehen würden, wenn dieser in ethisch fragwürdige Produkte wie Waffen investiert. Heute scheint sich diese Haltung verändert zu haben. Die veränderte Risikowahrnehmung geht sogar so weit, dass immer mehr Menschen fordern, die „Diskriminierung des Verteidigungssektors abzubauen“, darunter auch Verteidigungsminister in Europa.

Wird Rüstung nun nachhaltig?
Der deutsche Finanzminister prüft sogar, ob Rüstungsunternehmen unter bestimmten Umständen als nachhaltig klassifiziert werden könnten. Sollte sich diese Einschätzung durchsetzen, wäre das Bild wieder schlüssig, und die massiven Rheinmetall-Investments von Anlegerinnen könnten im Sinne einer umfassenderen Definition von Nachhaltigkeit als folgerichtig angesehen werden. Schließlich betonen 72 Prozent der Frauen, die an der Börse aktiv sind, dass nachhaltiges Investieren für sie von großer Bedeutung ist.

Weitsicht versus Moral
Ob Rüstungsinvestitionen moralisch vertretbar oder nachhaltig sind, bleibt eine kontroverse Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss. Dass Anlegerinnen jedoch zunehmend geopolitische Herausforderungen in ihre Investmententscheidungen einfließen lassen, lässt sich kaum anders als weitsichtig bezeichnen. Auch viele Profis der Finanzszene handeln so: Für 80 Prozent von ihnen wird die Geopolitik bei der Fonds-Auswahl immer wichtiger. Womöglich sind Anlegerinnen – die übrigens im Durchschnitt höhere jährliche Renditen erzielen – also auch hier einfach einen Schritt voraus.

Oder es ist alles auch ganz anders....
Haben vielleicht Männer bereits in den Jahren zuvor in Rüstungsaktien wie Rheinmetall investiert oder taucht bei ihnen deswegen keine Firma im Ranking oben auf, weil sie vielleicht breiter gestreut haben - Stichwörter sind hier Leonardo, Thales, Hensoldt, General Dynamics und Northrop Grumman? Es braucht wohl mehr Research, um eine wirklich belastbare Aussage zu tätigen.... (kb)

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