Logo von Institutional Money
| Märkte

Fisch-CIO warnt vor "deutlicher Abschwächung"

Gleich mehrere Faktoren sprechen dafür, dass Investoren in den kommenden Monaten mit volatileren Kursen rechnen müssen. Ein Faktor ist das baldige Auslaufen der Overnight Reverse Repo Facility.

Beat Thoma, Fisch Asset Management
Beat Thoma, Fisch Asset Management© Fisch Asset Management

„Verschiedene bisher stark unterstützende Faktoren für die Konjunktur wie auch die Finanzmärkte werden sich in absehbarer Zeit deutlich abschwächen", prognostiziert Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management, in einer aktuellen Markteinschätzung.

Insbesondere werde Thoma zufolge eine seit April des vergangenen Jahres an den Börsen wirksame Liquiditätsquelle, die ‚Overnight Reverse Repo Facility‘ (Überschussreserven der Banken bei der Fed), bald vollständig austrocknen. Es handelt sich hier zwar um eine in den USA lokalisierte Liquiditätsquelle, die sich allerdings indirekt auf die globale Geldversorgung auswirkt.

Zudem sind laut Thoma auch die bisher enorm hohen Überschussersparnisse der privaten Haushalte in den USA in absehbarer Zeit aufgebraucht. "Damit gewinnen die weiterhin restriktive Geldpolitik der Notenbanken und die sich abschwächenden Arbeitsmärkte wieder stärkeren Einfluss. Allerdings befindet sich aktuell noch genügend ‚Restenergie‘ im System, die größere Turbulenzen verzögern oder dämpfen kann", merkt Thoma an.

Weniger Wirtschaftswachstum
Das Wachstum in den USA schwächte sich im vierten Quartal auf 3,2 Prozent ab von 5,1 Prozent im Vorquartal. Die Eurozone wiederum ist bereits nahe an einer Rezession. Der Frühindikator des ‚Conference Board‘ signalisiert zudem für die USA eine weitere Abkühlung. Eine Normalisierung des hohen, durch Sonderfaktoren getriebenen Wachstums in den USA sowie eine Entspannung an den Arbeitsmärkten sind aber grundsätzlich wünschenswert und wirken (auch global) mittelfristig zins- und inflationsdämpfend. Damit wird Thoma zufolge ein Einpendeln auf einem langfristigen, soliden Gleichgewicht hinsichtlich Konjunktur, Inflation und Zinsen ermöglicht.

Gefahr für Aktienbörsen steigt
Auf dem Weg dazu kann es aber aufgrund der erwähnten abnehmenden positiven Faktoren vorübergehend zu Störungen und erhöhter Marktvolatilität kommen. Zudem erscheint die Geldpolitik sowohl der Fed als auch der EZB nach Thomas Einschätzung etwas zu restriktiv. Der Fokus liegt immer noch auf der Inflationsbekämpfung (trotz deutlich fallender Raten) und nicht auf potenziellen Liquiditätskrisen. Und auch die Bank of Japan dürfte bald auf einen restriktiveren Kurs einschwenken. Das erhöht insgesamt die kurzfristigen Gefahren an den Börsen. Allerdings besteht im Fall von Turbulenzen ein großer Handlungsspielraum für monetäre Lockerungen und das Einschießen von Notfallliquidität, räumt Thoma ein.

Unternehmensanleihen interessant
"Wir sehen derzeit ein günstiges Umfeld für Unternehmensanleihen. Einerseits profitieren die Unternehmen noch von der erwähnten konjunkturellen Restenergie. Gleichzeitig dürfte eine abkühlende Konjunktur- und Inflationsdynamik für tiefere Zinsen sorgen. Ferner würde im Fall einer stärkeren wirtschaftlichen Abkühlung der negative Effekt steigender Credit Spreads durch schnell fallende Zinsen kompensiert, insbesondere bei Schuldnern mit besserer Bonität. Zudem würden die Notenbanken ihre Geldpolitik sehr schnell lockern und allenfalls sogar wieder die Geldmengen und Bilanzen erhöhen. Und die ansprechenden laufenden Renditen bieten einen zusätzlichen Risikopuffer", empfiehlt Thoma.

An den Aktienmärkten sind Thoma zufolge aktuell viele positive Erwartungen eingepreist. Aufgrund der noch positiven, aber sich abschwächenden oben genannten Faktoren kann es deshalb jederzeit zu Enttäuschungen kommen.

"Aktien-Exposure würden wir deshalb nur über Wandelanleihen nehmen. Hier besteht aktuell ein interessantes und stark asymmetrisches Chancen-/Risiko-Verhältnis. Unsere Wandelanleihenstrategien sind derzeit neutral positioniert, aber mit einem Fokus auf Kreditrisiken. Insgesamt erscheint es sinnvoll, einen Teil der liquiden Mittel für Investments noch zurückzuhalten, um im Fall einer Marktkorrektur auf tieferem Niveau einzusteigen“, erklärt Thoma abschließend. (aa)

Dieses Seite teilen