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Fisch AM: "Frühzeitiges 'Dampf ablassen' ist markttechnisch positiv"

Der Anlagechef von Fisch AM ist trotz oder gerade wegen des Sell-Offs von vergangener Woche für Risikoanlagen optimistisch gestimmt. Das liegt auch der Hoffnung, dass es an der Inflationsfront etwas ruhiger zugehen könnte und die Zinserhöhungen "graduell" erfolgen.

Beat Thoma, Fisch Asset Management
Beat Thoma, Fisch Asset Management© Fisch AM

Die Finanzmärkte verhielten sich jüngst bereits wie bei einer schon umgesetzten starken monetären Straffung sowie größeren Rezessionsgefahren. Das sei ungewöhnlich, denn historisch kam es erst nach mehrmaligen Anhebungen der Leitzinsen zu negativen Reaktionen an den Aktienmärkten, schreibt Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management in Zürich, in einer aktuellen Marktanalyse.

Divergenz
Es baue sich deshalb nach Ansicht von Thoma eine Divergenz zwischen negativen Märkten und gleichzeitig einem gut ausbalancierten, weiterhin soliden konjunkturellen und monetären Umfeld auf. Markttechnisch sei das Thoma zufolge positiv: "Die Märkte lassen Dampf ab, bevor die Geldpolitik überhaupt wirklich stark gestrafft wird. Zudem erwarten viele Analysten verhältnismäßig große Leitzinserhöhungen und eine baldige und deutliche Reduktion der US-Notenbankbilanz. Hier besteht deshalb Raum für positive Überraschungen, falls sich die Inflation in den kommenden Monaten weniger stark als befürchtet entwickeln sollte."

Vergleich mit Früher
Ein Vergleich der aktuellen Situation mit dem letzten monetären Straffungszyklus der US-Notenbank in den Jahren 2017 bis 2019 belegt nach Ansicht von Thoma eine heute bessere Ausgangslage für die Finanzmärkte als damals: Die Fed Funds Zinsen wurden bis Mitte 2019 auf 2,25 Prozent angehoben und die Bilanz der Notenbank um mehr als 400 Milliarden US-Dollar reduziert. Gleichzeitig invertierte damals die US-Zinskurve und signalisierte eine Rezession.

Aktuell ist die Geldpolitik noch wesentlich lockerer. Das private Kreditsystem generiert viel Liquidität und die Konjunktur bleibt solide. Allerdings ist die Inflationsentwicklung heute problematischer als 2019. Da hier aber mittelfristig eine Entspannung eintreten dürfte (aufgrund der konjunkturellen Abkühlung, Basiseffekten, abnehmenden Lieferkettenproblemen), besteht die berechtigte Hoffnung auf nur begrenzte negative inflationäre Störeffekte in den kommenden Monaten. "Trotzdem wirken weiterhin die 3D-Faktoren (Deglobalisierung, Dekarbonisierung, Demographie) langfristig inflationstreibend. Dies ist aber in den aktuellen Erwartungen mindestens teilweise eingepreist", meint Thoma.

Konstruktives Basisszenario
Das momentan von Fisch AM erwartete Basisszenario bleibt deshalb eine Kombination aus konjunktureller Abkühlung ohne Rezession, mittelfristig wieder tieferer Inflation und deshalb nur moderat steigenden langfristigen Zinsen und einer abflachenden Zinskurvenstruktur.

Nach den starken Korrekturen der Aktienmärkte sowie den wieder höheren langfristigen Zinsen haben sich das Chancen/Risikoverhältnis und die Bewertungen, auch für die Kreditmärkte, wieder verbessert. Die Marktstimmung ist zudem extrem schnell und stark gefallen, was Thoma ebenfalls als ein eher positives Zeichen für die künftige Entwicklung sieht.

"Trotzdem dürfte die aktuelle monetäre Straffung, obwohl nur moderat, noch für längere Zeit zu hoher Volatilität und beschränktem Aufwärtspotenzial führen. Eine langanhaltende Baisse halten wir aber weiter für unwahrscheinlich. Starke Korrekturen können deshalb für Käufe bei Aktien, Unternehmens- oder auch Wandelanleihen genutzt werden", erklärt Thoma abschließend. (aa)

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