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First Private: Krise trennt bei Dividendenaktien die Spreu vom Weizen

Aktien mit hohen Dividendenrenditen sind derzeit so günstig bewertet wie schon lange nicht mehr. Vor allem der historisch hohe Spread zu den Anleihenrenditen sollte Investoren über ein höheres Exposure nachdenken lassen.

Sebastian Müller, First Private Investment Management
Sebastian Müller, First Private Investment Management© First Private Investment Management

Auf den ersten Blick war 2020 kein gutes Jahr für Dividenden, berichtet First Private in eigener Sache. Die Covid-19-Pandemie stellt Unternehmen mit regelmäßigen Ausschüttungen vor politische und ökonomische Schwierigkeiten. Angekündigte Zahlungen für das abgelaufene Geschäftsjahr wurden reihenweise reduziert oder ganz ausgesetzt. „Die letzten Monate haben gezeigt, dass Dividendenaktien weder Anleihen- noch Zinsersatz sind. Es sind und bleiben Aktieninvestments mit einer entsprechenden Volatilität“, sagt Sebastian Müller, Senior Portfolio Manager bei First Private Investment Management, einem Unternehmen des Multi-Boutiquen-Verbunds FP Investment Partners.

Interessante Chancen
Auf den zweiten Blick ergeben sich aus der aktuellen Situation für Dividendenaktien jedoch einige attraktive Chancen. „Für Anleger, die die Kursschwankungen aushalten können, sind dividendenstarke Titel immer noch aussichtsreiche Investments mit robusten Renditen und stabilen Cash-Flows“, so Müller. „Die Corona-Krise hat lediglich die Spreu vom Weizen getrennt. Abseits der Unternehmen, die aufgrund von Liquiditätsproblemen Zahlungskürzungen oder Ausfälle verkünden mussten, gibt es für Investoren noch einige Dividendenperlen.“

Trotz Covid-19: Dividendenerhöhungen bei mehr als 400 Unternehmen
So zeigt beispielsweise eine Analyse von First Private, dass 2020 zwar mehr als 200 Unternehmen in Europa ihre Dividenden ausgesetzt haben. Dem gegenüber stehen jedoch 177 Firmen, die ihre Zahlungen beibehalten haben und sogar mehr als 400 Unternehmen, deren Aktionäre sich über eine Dividendenerhöhung freuen durften. Siehe Tabelle:

Entwicklung der Dividendenzahlungen in der Eurozone seit 2000

Dividendenpapier Deutsche Post
Ein Beispiel für eine stabile Rendite ist die Deutsche Post. Zwar wurden im Laufe des Jahres auch bei der Post die Prognosen zur Geschäftsentwicklung nach unten korrigiert. Allerdings nicht so stark, dass die Dividende in Gefahr geraten wäre. Auch für das kommende Geschäftsjahr erwarten die Analysten keine sinkende Dividende. In den letzten Wochen gab es vermehrt Upgrades bei den Gewinnschätzungen. Die Aktie notiert mittlerweile fast 30 Prozent über dem Niveau von Februar, der Kurs hat sich seit dem Tiefpunkt im März mehr als verdoppelt.

Steigende Renditedifferenz
Der Spread zwischen Anleihe- und Dividendenrenditen hat sich 2020 noch einmal zugunsten von Dividendentiteln vergrößert und ist aktuell historisch hoch. So bieten beispielsweise die Aktien im Portfolio des First Private Euro Dividenden Staufer momentan eine durchschnittliche Dividendenrendite von 4,7 Prozent. Die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen liegt dagegen bei minus 0,53 Prozent.

Aufholpotenzial und Inflationsschutz durch historisch günstige Bewertungen
Müller sieht in der aktuellen Marktsituation gute Einstiegsgelegenheiten. „Während dividendenstarke Aktien vor zwei bis drei Jahren noch einen beispiellosen Bullenmarkt erlebten und teilweise überbewertet waren, werden sie aktuell mit starken Bewertungsabschlägen gehandelt – sowohl gegenüber Tech-Aktien als auch im Vergleich zum Gesamtmarkt“, sagt Müller.

„Titel mit hoher Dividendenrendite sind gemessen am Buchwert so günstig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Auch das Momentum fiel in den letzten Monaten relativ schwach aus. Wir glauben allerdings nicht, dass diese Schwächephase anhalten wird und rechnen mit einer dynamischen Erholung von Value-Titeln.“

Auslöser könnten zum Beispiel ein zugelassener Covid-19-Impfstoff oder auch steigende Inflationserwartungen sein. Ein gut ausgewähltes Dividenden-Portfolio bietet damit sowohl die Chance von einer wirtschaftlichen Erholung in Europa zu profitieren als auch einen gewissen Inflationsschutz.

Aktien-Selektion: „Eine hohe Dividende allein überzeugt uns noch nicht“
Der First Private Euro Dividenden Staufer gehört zu den Dividendenfonds in der Eurozone, die seit dem Corona-Tief im März 2020 am besten performt haben, wie die Gesellschaft informiert.

Mit einem Plus von 18,5 Prozent in sechs Monaten ist er in einem aktuellen Ranking auf Platz drei seiner Peer Group gelistet. Die durchschnittliche Dividendenrendite baut ihren Vorsprung zur Benchmark weiter aus und liegt aktuell 2,2 Prozentpunkte über der des EuroStoxx 50.

Die Aktien-Selektion basiert auf einem quantitativen Screening des Anlageuniversums. Die Anforderung an Titel, die ins Portfolio aufgenommen werden, sind hoch. „Eine hohe Dividende allein überzeugt uns noch nicht“, sagt Senior Portfolio Manager Müller. „Wichtig ist zum Beispiel auch, dass das Unternehmen operativ stark ist und die Dividenden aus den laufenden Gewinnen zahlt, ohne die Substanz anzugreifen.“

Zudem bewertet das Management die Verlässlichkeit der Ausschüttungen, denn nach Kürzungen oder gar Ausfällen von Zahlungen fällt der Aktienkurs des betroffenen Unternehmens meist überproportional stark. Eine weitere wichtige Komponente ist die Dividendendynamik. Die absolute Höhe der Ausschüttungen ist hierbei zweitrangig. Auch Unternehmen, die noch keine hohe Dividende zahlen, werden für den First Private Euro Dividenden Staufer ausgewählt, wenn das Fondsmanagement ein attraktives Wachstumspotenzial identifiziert.

Die Überwachung des Portfolios erfolgt über ein kontinuierliches Screening der Nachrichtenlage, der Makro-Risiken sowie der Preis- und Ertragsentwicklung. Ernsthafte Bedenken in Bezug auf eine Aktie führen zum Verkauf. „Diese Möglichkeit schnell reagieren zu können, verschafft aktiven Investment-Ansätzen besonders in turbulenten Marktphasen einen klaren Vorteil gegenüber passiven Dividenden-ETFs. Das hat sich während der Covid-19-Krise wieder eindeutig gezeigt“, so Müller. (aa)

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