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EZB-Rat aus Portugal drängt nach Jumbo-Zinsschritt zur Vorsicht

Der portugiesische Zentralbankchef Mario Centeno würde bei den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank bedächtig vorgehen und nicht zu aggressiv erhöhen. Von Quantitative Tightening hält Centeno derzeit wenig, die Arbeitnehmer sollten nicht zu hohe Lohnforderungen stellen.

© KK imaging / stock.adobe.com

Nach dem Jumbo-Zinsschritt in der vergangenen Woche sollte die Europäische Zentralbank (EZB) nach Ansicht von Ratsmitglied Mario Centeno bei den kommenden Sitzungen Vorsicht walten lassen. Die Entscheidung, den Straffungskurs zu beschleunigen, sei zwar “sehr wichtig” gewesen. Die Notenbank müsse jedoch “berechenbar bleiben”, mahnte der portugiesische Zentralbankchef.

“Das schlimmste Szenario für einen Währungshüter ist, dass er bei seinen Entscheidungen hin und her geht und den Daten hinterherläuft”, sagte Centeno im Interview mit Bloomberg News Ende letzter Woche am Rande eines informellen Treffens der europäischen Finanzminister und Notenbankchefs in Prag.

Front-Loading
Die Entscheidung zur Zinserhöhung um 75 Basispunkte am Donnerstag beschrieb Centeno als “Front-Loading”. Damit handele die Notenbank “also schneller, als wir es im Juni und selbst im Juli vorhergesehen haben”, führte er aus. “Dies bedeutet aber nicht, dass wir uns in Richtung eines höheren Endniveaus bewegen”, sagte Centeno, der im EZB-Rat zu den Tauben zählt.

Künftige Zinsschritte könnten also geringer ausfallen als erwartet, obgleich sich in Bezug auf die nächste Zinsentscheidung im Oktober andere Ratsmitglieder offen für eine erneute Erhöhung um 75 Basispunkte zeigten.

Einige seiner Kollegen haben darauf gedrängt, im Jahresverlauf eine Debatte darüber zu führen, wann und wie die EZB mit der quantitativen Straffung beginnen sollte, also der Verkürzung ihrer durch Bondaufkäufe aufgeblähten Bilanz. Centeno erklärte diesbezüglich, um mit der gegenwärtigen Situation umzugehen, seien die Leitzinsen “eindeutig das beste Instrument”.

Centeno warnte indessen, Tarifverhandlungen dürften die Bemühungen zur Inflationseindämmung nicht untergraben. Die Löhne könnten nicht über das Niveau hinaus erhöht werden, das am Markt gezahlt werden könne. “Ich möchte die Arbeitsmarktteilnehmer wirklich dazu auffordern, nicht zu übermütig zu sein.” (aa)

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