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Eyb und Wallwitz: Der Wohlstand ist vorbei, und die Wahrheit zumutbar

Zeiten der Inflation sind durch einen breiten Wohlstandsverlust gekennzeichnet. Die Politik wäre gut beraten, den Menschen reinen Wein einzuschenken und sie über den aktuellen Wohlstandsverlust aufzuklären, empfiehlt Dr. Georg von Wallwitz, Geschäftsführender Gesellschafter bei Eyb & Wallwitz.

Georg von Wallwitz
Georg von Wallwitz© Matthias Balk / Institutional Money

Je früher die Regierung die Bevölkerung über die neuen Realitäten aufklärt, desto sachlicher kann auch über die Verteilungsfragen geredet werden, meint ??????Dr. Georg von Wallwitz, Geschäftsführender Gesellschafter und Lead Portfoliomanager bei Eyb & Wallwitz, in einem aktuellen Beitrag.

Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar
Zeiten der Inflation sind durch einen breiten Wohlstandsverlust gekennzeichnet. Für das Geld auf dem Konto können wir weniger kaufen, aber auch alle anderen Anlageformen leiden.

Aktienkurse fallen, weil die Unternehmen nicht mehr so gut kalkulieren können und daher oft sinkende Margen haben.

Anleihekurse fallen, da die Zinsen steigen (ein braver Anleger in zehnjährigen deutschen Staatsanleihen hat in diesem Jahr bislang etwa 20% Kursverlust sowie etwa 10% Kaufkraftverlust zu verzeichnen).

Immobilienpreise fallen, weil die Finanzierung teurer wird und die Gefahr staatlicher Eingriffe steigt (die Aktie von Vonovia ist in diesem Jahr um -60% gefallen).

Gewiss gibt es immer einige Gewinner, aber es bleibt Wallwitz zufolge abzuwarten, ob sie am Ende der Inflationszeit immer noch die Gewinner sind. Wallwitz verweist exemplarisch auf die Firma von Hugo Stinnes, dem König der Inflation von 1923, diese war 1924 praktisch pleite.

Jeder ist sich selbst der nächste
Von den Löhnen lässt sich durch die Inflation nicht mehr so viel kaufen, ebenso von den Mieteinnahmen oder Zinsen und Dividenden. Da zunächst niemand diesen Wohlstandsverlust akzeptieren will, beginnt Wallwitz zufolge ein Verteilungskampf.

Die Gewerkschaften fordern Inflationsausgleich (d.h. die Unternehmen sollen den Wohlstandsverlust alleine tragen). Vermieter erhöhen die Mieten mit der Inflationsrate (wenn sie damit bei den ärmer gewordenen Mietern durchkommen). Die Unternehmen versuchen die Preise zu erhöhen, um ihre durch Lohnforderungen und höhere Rohstoffpreise gefährdeten Margen zu verteidigen. Kurz: Jeder ist sich selbst der nächste und versucht im Abwärtsstrudel ganz oben zu schwimmen.

Vergangene Jahres des Wohlstands waren nur eine Illusion
Am Ende der Inflation steht laut Wallwitz immer das selbe: Es muss mehr (oder produktiver) gearbeitet werden für (real) weniger Geld. Die Wohlstandsillusion sei verflogen, der das Land vor der Inflationszeit nachhing (denn fast immer liegt vor der Inflation eine Zeit, in der allzu großzügig Geld verteilt wurde, von dem nicht klar war, wer es erwirtschaften und in Form von Steuern abgeben sollte. Durch das Verteilen von Geld entsteht aber kein Wohlstand).

Aber wenn die Wohlstandsillusion erst einmal verflogen und die Inflation beendet ist, kann man sich von seinem Geld wenigstens wieder berechenbar etwas kaufen - und das ist laut Wallwitz viel wert.

Die Politik wäre nach Empfehlung Wallwitzs gut beraten, den Menschen reinen Wein einzuschenken und sie über den aktuellen Wohlstandsverlust aufzuklären. Es ist eine Illusion, dass der Staat alle finanziellen Verluste (durch Energiepreise, Inflation etc.) auffangen kann. Zu einem großen Teil werden Haushalte und Unternehmen selbst klarkommen müssen. Alle werden sich einschränken müssen. Und dabei wird es Härten und Pleiten geben. "Je früher die Regierung die Bevölkerung über die neuen Realitäten aufklärt, desto sachlicher kann auch über die Verteilungsfragen geredet werden. Aber das ist vielleicht zu viel verlangt", erklärt Wallwitz abschließend. (aa)


Über Eyb & Wallwitz:
Die Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH mit Hauptsitz in München und einem Standort in Frankfurt ist einer der größten unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland. Das 2004 gegründete Haus ist bekannt für seine Phaidros Funds, und bietet darüber hinaus auch individuelle Lösungen in Form von Mandaten oder Spezialfonds an.

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