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Evergrande und die Folgen

Evergrande, der größte Immobilienentwickler Chinas, steckt in Zahlungs- und Liquiditätsschwierigkeiten. Aktie und Anleihe der Firma sind genauso eingebrochen wie die Hochzinsanleihen in Asien, die bereits rund zehn Prozent verloren haben. Marcel Müller und Sven Lehmann über die aktuelle Situation.

Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements bei HQ Trust
Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements bei HQ Trust© HQ Trust

Der Leiter des Portfoliomanagements, Marcel Müller, und der Fondsmanager von HQ Trust, Sven Lehmann, haben untersucht, wie oft die asiatischen Hochzinsanleihen bislang in ähnlichem Umfang eingebrochen sind. Sie sagen, wie lange diese Einbrüche dauerten, welche Sektoren besonders unter Druck gerieten und welche sich anschließend am schnellsten erholten.

Parallelen zur Vergangenheit gezogen
Zu den Einbrüchen in der Vergangenheit sagt Sven Lehmann, Fondsmanager bei HQ Trust: „Dass die Hochzinsanleihen Asiens zehn Prozent verloren haben, kam in der Historie bislang fünfmal vor. Mit Ausnahme der Asienkrise Ende der 1990er Jahre war der maximale Einbruch aber sehr schnell erreicht.“

Quellen: Refinitiv; HQ Trust

Erkenntnisse
„Blickt man auf die globalen Aktienmärkte verzeichneten die defensiven Branchen in dieser Phase die geringsten Verluste: Im Schnitt am besten schlugen sich die Sektoren rund um die Themen Gesundheit, Körperpflege und Nahrungsmittel“, so Sven Lehmanns Résumé. uNd weiter: „Im Schnitt am stärksten fielen Aktien aus den Bereichen Reise, Technologie und Rohstoffe. Derzeit leidet besonders der Rohstoffsektor, was sicher mit einer möglichen Abkühlung in China zusammenhängt. Die anderen Sektoren sind dagegen nicht so stark wie in den anderen Phasen eingebrochen. In der anschließenden Erholungsphase führten die Technologie- und Rohstofftitel im Schnitt dann aber auch die Performance-Rangliste an, gefolgt vom Einzelhandel und Telekommunikation.“

Zur aktuellen Situation in China
Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements bei HQ Trust. formuliert ein eklare Ansicht: "Wir gehen davon aus, dass die chinesische Regierung alles dafür tun wird, um den sozialen Frieden im Land zu wahren und halten es für wahrscheinlich, dass Ersatzzahlungen beziehungsweise die Fertigstellung der Wohnungen durch die chinesische Regierung geleistet werden. Einen Bailout der Aktionäre beziehungsweise der Gläubiger von Evergrande halten wir dagegen für weniger wahrscheinlich.“

Weniger Wachstum in China erwartet
Allerdings sei von einem geringeren Wachstum der chinesischen Wirtschaft auszugehen mit entsprechenden Konsequenzen für die globale Konjunktur und die Rohstoffmärkte, so Müller weiter. Man sehe das Thema Evergrande als Auslöser einer Zwischenkorrektur, die im Kern auf Unsicherheit über die Konjunktur und die Inflation zurückzuführen sei. Da HQ Trust mit einer Fortführung der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken rechne, sehe man die aktuelle Situation derzeit nicht als Einstieg in eine anhaltende Aktienmarktkorrektur. (kb)

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