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ESG-Bedenken treiben die Eigenkapitalkosten von Ölfirmen in die Höhe

Fette Kupons winken, und kaum einer will sie: Denn ESG-Bedenken lassen die Finanzierungskosten für Mineralölunternehmen rapide ansteigen, da das Interesse an Investitionen in kohlenwasserstoffintensive Anlagen schwindet und die Fondsmandate immer restriktiver werden.

Eleanor Price, Senior Credit Anlyst bei Aegon Asset Management
Eleanor Price, Senior Credit Anlyst bei Aegon Asset Management© Aegon AM

"Obwohl sich viele Ölunternehmen aus der Perspektive der Kreditvergabe in einer besseren Verfassung befinden als in den letzten Jahren, da ihre Bilanzen durch den Anstieg der Ölpreise im Jahr 2021 gestärkt wurden, wird es für sie immer schwieriger, Finanzmittel zu beschaffen", weiß Eleanor Price, Senior Credit Anlyst bei Aegon Asset Management, zu berichten. Denn der Pool an bereitwilligen Investoren schrumpfe und die Banken beugten sich dem Druck, ihre Kreditvergabe dem Trend zur CO2 Reduktion anzupassen.

Tullow und Ithaka
Tullow Oil emittierte im April eine Anleihe mit einem Volumen von 1,8 Milliarden US-Dollar, die aufgrund ihres zweistelligen Kupons und der gleichzeitigen Vereinfachung der Kapitalstruktur vom Markt gut aufgenommen wurde. Die im letzten Monat von Ithaca, einem Unternehmen, das sich im Besitz von Delek befindet, aufgelegte Anleihe war jedoch eine andere Angelegenheit. Der Preis des Titels lag weit unter dem Marktpreis und wird immer noch leicht unter dem Emissionspreis gehandelt, trotz eines saftigen Kupons von neun Prozent, einer gut ausgestatteten, kostengünstigen Vermögensbasis und einer beträchtlichen Cash-Generierung.

Es lebe der feine Unterschied
In der Tat gibt es Unterschiede zwischen diesen Emittenten in Bezug auf den geografischen Schwerpunkt und die Vermögensbasis. Eleanor Price dazu: "Ithaca bot einen niedrigeren Kupon an, aber die uneinheitliche Marktresonanz auf diese Emissionen ist auch ein Zeichen für das schwindende Interesse an Investitionen in Wasserkraftwerke und die begrenzten Mittel, die dafür bereitstehen und für die Investitionen geeignet sind."

Anleger schrecken vor Exposure zurück
In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten neuen Kundenmandate einen immer strengeren ESG-Fokus erfordern, ist es nicht überraschend, dass die Anleger vor einem so umweltfeindlichen Sektor zurückschrecken. Es ist jedoch von Bedeutung, dass sich dieser Wandel so schnell vollzieht, und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Mineralölgesellschaften solide Kreditgrundlagen und attraktive Kupons bieten.

Schrumpfende Investorenbasis
"In einem Markt, der sich nach Rendite sehnt, würde nur ein mutiger Anleger komplett auf Investitionen in Kohlenwasserstoffe verzichten. Für die Emittenten muss es sich jedoch wie ein ständiges Wechselspiel anfühlen, da die ihnen zur Verfügung stehende Investorenbasis weiter schrumpft. Dies ist nicht nur ein High-Yield-Phänomen - auch der Pool der verfügbaren Kreditinstitute schrumpft, da die Institute zunehmend unter Druck geraten, ihre Finanzierungstätigkeit mit Hinblick auf den Kohlenstoff Ausstoß zu reduzieren", sagt Eleanor Price.

Wie reagieren die Ölgesellschaften?
Paradoxerweise reagieren viele Mineralölgesellschaften aktiv auf die Trends der Energiewende, indem sie ihre Aktivitäten auf die Verwaltung von Anlagen, die sich in der Mitte oder am Ende ihrer Lebensdauer befinden, verlagern. Doch während die großen Ölkonzerne versuchen, sich von den Produktionsanlagen zu trennen, ist dies keine Option, die sich kleinere Unternehmen aus den High Yield-Segment leisten können.

Anschlussfinanzierungen sind in Gefahr
Obwohl die Welt noch mehrere Jahrzehnte lang einen erheblichen Bedarf an Erdöl hat, muss sich die Branche die Frage stellen, wie sie ihren Betrieb finanzieren soll. "Wenn sich dieser Trend der Anlegeraversion fortsetzt, stellt sich die Frage, wie einige dieser Anleihen letztendlich refinanziert werden sollen. Für den High Yield-Investor ist dies eine immer wichtigere Überlegung, da wir versuchen, diese zusätzliche Risikodimension einzupreisen", hält Price fest. (kb)

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