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Erste Grüne Bundesanleihe kommt im September

Die Bundesfinanzagentur hat heute ihren aktualisierten Emissionsplan für das dritte Quartal 2020 vorgestellt. "Strategy Alert Renten". eine aktuelle Publikation der LBBW hat unter anderem darin entdeckt, dass die erste Grüne Bundesanleihe im September 2020 an den Markt kommen wird.

© Dmitry / stock.adobe.com

Nachdem die Planung für das zweite Quartal angesichts massiver Ausgabensteigerungen und Einnahmeausfälle in Folge der Coronakrise zweimal nach oben korrigiert werden musste, ist es wenig überraschend, dass auch die Zahlen zum voraussichtlichen Emissionsvolumen im dritten Quartal weit oberhalb der Jahresvorschau vom Dezember 2019 liegen, merken die Experten des LBBW Research an.

Aus 56 werden zirka Milliarden Euro: Corona macht's möglich
Statt eines ursprünglich für die Monate Juli bis September vorgesehenen Umfangs von 56,5 Milliarden Euro beläuft sich das Emissionsvolumen an Geldmarkttiteln und längerlaufenden Staatsanleihen im Sommerquartal auf 146 Milliarden Euro. Zu dieser Summe hinzukommen werden vermutlich noch rund zwei Milliarden Euro an inflationsgeschützten Anleihen sowie geschätzt rund fünf Milliarden für die erste "Grüne Bundesanleihe".

Viel Geldmarkt-Material erwartet
Die Steigerung fällt bei den Geldmarkttiteln (Laufzeit bis zwölf Monate) besonders drastisch aus, deren Anteil am gesamten Angebot liegt mit knapp 50 Prozent wesentlich höher als vor der Coronakrise. Auf Bundeswertpapiere mit Laufzeiten zwischen 2 und 30 Jahren, sprich das Kapitalmarktsegment, entfallen 74 Milliarden Euro (Q2: 72,5 Milliarden Euro). Rechnet man die Grüne Bund hinzu, kommt man auf ein Bruttonangebot von knapp 80 Milliarden Euro. Es ergibt sich ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorquartal, das bereits einen Rekord markiert hat. Das Nettoemissionsvolumen des Bundes am Kapitalmarkt steigt ebenfalls an, und zwar von 23 Milliarden Euro in Q2 auf rund 30 Milliarden Euro in Q3.

Beträchtliche Aufstockungen
Realisiert wird die starke Ausweitung des Kapitalmarkt-Angebots im Vergleich zur Jahresplanung vor allem durch Aufstockungen der im Frühjahr erstmals begebenen 7-jährigen und 15-jährigen Bundesanleihen (siehe die folgende Grafik; jeweils eine Aufstockung pro Monat). Unter den "angestammten" Laufzeiten errechnen die LBBW-Experten die größte prozentuale Steigerung im 10-jährigen Segment, während der 30-jährige Laufzeitbereich (4,5 Milliarden Euro statt zuvor geplanten 4 Milliarden; siehe folgende Grafik) nur in geringem Ausmaß zusätzlich beansprucht wird.



Erste Green Bond aus Deutschland ante portas
Als Highlight des Emissionsprogramms im dritten Quartal kann ohne Frage die erstmalige Begebung einer "Grünen Bundesanleihe", also einer Anleihe mit Nachhaltigkeitsbezug, gelten. Andere Euro-Staaten, wie Frankreich, Belgien, Irland oder die Niederlande, sind hier in den vergangenen Jahren schon vorangegangen, Deutschland zieht nun im September nach. Das ausstehende Volumen grüner Staatsanleihen aus Europa beträgt derzeit rund 52 Milliarden Euro, hiervon entfällt fast die Hälfte auf Frankreich. Das jüngste Mitglied im Club der "grünen" Staaten ist Ungarn, das vor einigen Wochen eine 15-jährige Nachhaltigkeitsanleihe platziert hat. Mit Blick auf Deutschland wird die grüne Debütanleihe, wie vom LBBW Research erwartet, eine Laufzeit von zehn Jahren haben und als "Zwillingsanleihe" zur 10-jährigen konventionellen Bund mit Fälligkeit im August 2030 platziert. Die "Grüne Bund" soll per Syndizierung an den Markt kommen, das Volumen der Erstemission dürfte wohl fünf bis sechs Milliarden Euro betragen, meint das Team um LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. (kb)

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