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Erste Anzeichen von Inflation?

Erstmals seit 1995 steigen die US-Preise für langlebige Konsumgüter. Dies zeige zumindest, wie schnell Preise auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren könnte, sagen die Experten der DWS Group.

Christian Scherrmann, US-Ökonom der DWS
Christian Scherrmann, US-Ökonom der DWS© DWS

Schon länger erschien es nur als eine Frage der Zeit, bis am Ende die Inflation in den USA moderat ansteigen würde. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie dämpften zunächst sowohl Angebot als auch Nachfrage. Die Angebotsseite tendiert jedoch dazu, starrer zu sein, da ein Kapazitätsaufbau Zeit erfordert. Währenddessen haben großzügige fiskalische Transferleistungen die Kaufkraft der Haushalte aufrechterhalten. Wenn also die Einschränkungen der Wirtschaftsaktivität etwas gelockert werden, steht vermutlich einer höheren Gesamtnachfrage ein geringeres Angebot gegenüber. Zumindest vorübergehend würden die Preise dann steigen, vielleicht zunächst bei Gütern, die in Zeiten sozialer Distanzierung "Glück" versprechen.

Mehr Nachfrage trifft auf geringeres Güterangebot
Wie man dem folgenden Chart entnehmen kann, liefern die jüngsten US-Preise für langlebige Konsumgüter (PCE-Index) im August einige Anhaltspunkte, die das obige Szenario bestätigen. Zum ersten Mal seit 25 Jahren haben sie sich nämlich positiv entwickelt, nachdem sie zuvor tief in ein disinflationäres Terrain gesunken waren. Die Preise für Haushaltsgeräte (stiegen um zehn Prozent seit Februar 2020) und Gebrauchtwagen (stiegen um 17 Prozent) waren die Haupttreiber.

US-Preise für langlebige Konsumgüter: jährliche Veränderung in Prozent

Die Pandemie scheint eine plausible Ursache für dieses Phänomen zu sein
Wenn Menschen versuchen, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden, sind Gebrauchtwagen ein offensichtlicher Ersatz (nachdem einige Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verloren haben, scheint das Leasing eines Neuwagens in dem Fall keine Option zu sein). Unterdessen kurbeln die historisch niedrigen Hypothekenzinsen im Zuge der lockeren Geldpolitik die Wohnungsmärkte an. Der Kauf eines neuen Hauses führt oftmals auch zu Folgekäufen, wie zum Beispiel dem Erwerb neuer Möbel. Den Preisanstieg bei Importgütern könnte man auch mit der Verknappung der Seefrachtkapazitäten aufgrund der Pandemie begründen.

Allerdings könnten sich diese Trends durchaus wieder umkehren
Wie Christian Scherrmann, US-Ökonom der DWS, suggeriert: "Der jüngste Preisanstieg der langlebigen Konsumgüter könnte sich als durchaus temporär erweisen. Jedoch dient dies als anschauliches Beispiel dafür, wie schnell Preise auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren können". Zur Relativierung: Auf langlebige Konsumgüter entfallen nach wie vor lediglich rund zwölf Prozent der Gesamtausgaben, verglichen mit 66 Prozent für Dienstleistungen. Dennoch lagen die Preise für Dienstleistungen in den letzten Jahren bereits etwas über zwei Prozent. Wenn der Kampf gegen das Virus erst einmal gewonnen ist, stehen die Chancen gut, dass auch bei Dienstleistungen Kapazitätsengpässe auftreten werden. (kb)

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