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Energietradern bringt die Gas-Baisse den Bonus ihres Lebens

Der Einbruch der europäischen Energiepreise hat für Gas- und Stromhändler mit dem richtigen Riecher eine entscheidende Nebenwirkung: Mehr von ihnen als je zuvor dürften Boni in siebenstelliger Höhe erhalten.

© TTstudio / stock.adobe.com

Aufgrund einer weltweiten Schwemme verlor Erdgas im vergangenen Jahr fast die Hälfte seines Wertes, womit der Preis stärker nachgab als während der letzten Finanzkrise. Viele der besten Gashändler sackten angesichts des Preisverfalls für 2019 Jahresprämien von einer Million US-Dollar oder mehr ein, wie Personalvermittler Bloomberg gegenüber berichten.

Informierte Headhunter
“Viele hatten das beste Jahr aller Zeiten”, sagte George Johnson, Mitbegründer des auf den Rohstoffhandel spezialisierten Headhunters Johnson Elborne. “Die Boni werden das widerspiegeln.” Die Erfolgreichsten werden sogar eine achtstellige Summe einstreichen, und der Gesamtanstieg könnte Personalvermittlern zufolge mehr als 20 Prozent über dem Niveau von 2018 liegen. In diesem Jahr könnte es ganz anders sein, da die Bemühungen zur Eindämmung des Coronavirus alles vom Handel bis zu den Einstellungsplänen beeinflussen werden.

Im vergangenen Jahr umfasste die Baisse am Markt mehrere lange Abwärtsphasen, die regionale Benchmark in Amsterdam zeigte zum Jahresende ein Minus von 45 Prozent. Flüssiggas in Asien brach 2019 um 41 Prozent ein, dieser Rutsch setzte sich fort und führte im letzten Monat zu einem Rekordtief.

Starkes Gashandelsjahr für Royal Dutch und andere
Von den großen Ölkonzernen bis hin zu den Versorgungsunternehmen trugen erfolgreiche Erdgashändler im Jahr 2019 erheblich zum Gewinn bei. Handelsunternehmen oder die Marktsparten großer Energieunternehmen geben in ihren Finanzausweisen in der Regel nicht an, wie viel sie je Rohstoffsegment verdienen - oder verlieren. Royal Dutch Shell teilte jedoch mit, im Gashandel “eines der stärksten Jahre” verzeichnet zu haben. Der Jahresgewinn im Handelsbereich des deutschen Energieversorgers RWE stieg auf 702 Millionen Euro und hat sich damit fast vervierfacht. Bei der entsprechenden Sparte von Électricité de France stieg er nach einer "starken Performance dank günstiger Positionen“ bei Gas und Strom um 16 Prozent. “Ein solches Jahr gibt es in der Karriere eines Händlers nur ein- oder zweimal”, sagte Jonathan Funnell, Leiter Gas und Strom bei Proco Commodities in London. “Mit einem so klar definierten Trend hatten die Händler reichlich Möglichkeiten zu profitieren.”

Die Boni in der Flüssiggasbranche stiegen ebenfalls, obwohl die Preise fielen
Viele Händler hätten endlich Geld mit Liefervereinbarungen und Portfolios verdienen können, deren Aufbau Jahre gedauert hat, sagte Alex Lee, Geschäftsführer bei Connexus Global, einem Personalvermittler in Singapur. Handelshäuser von Gunvor Group bis Trafigura Group meldeten steigende LNG-Volumina, da sie die Diversifizierung weiter vorantrieben - weg vom Öl. Und mehr Neueinsteiger bei Flüssiggas verschärften den Wettbewerb um erfahrene Händler, so dass Unternehmen höhere Boni zahlen, um ihre besten Mitarbeiter zu halten, wie Mark Taylor von Imperium Commodity Search im englischen Stevenage berichtet.

Bezüglich der künftigen Bonusaussichten sind die Personalvermittler allerdings jedoch realistisch. Da das Coronavirus das globale Wachstum bremse und zu Verwerfungen an den Märkten führe, bestehe das Risiko, dass die Prämienzahlungen durch den bisherigen Abschwung im Jahr 2020 beeinträchtigt werden, sagte Johnson vom Headhunter Johnson Elborne. (kb)

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